Gesetze und Menschen. Predigt zum 9. So. i. Jk. B

Predigt 2.6.2024 Heilen am Sabbat

Liebe Brüder und Schwestern!

Der Sabbat ist für den Menschen da, nicht der Mensch für den Sabbat.

Sagt Jesus. Die fromme Religionspolizei seiner Zeit dachte allen Ernstes, am Sabbat, am heiligen freien Tag, dürfe man nicht einfach etwas am Wegrand abpflücken und essen.

Da würden sich unsere heutigen Beeren- oder SchwammerlsucherInnen, die ihre Freizeit im Wald verbringen, schön bedanken…

Davon abgesehen: Die guten Leute haben ebenso allen Ernstes geglaubt, am Sabbat dürfe niemand geheilt werden. Jesus tut dies öfter, z. B. auch die Frau, die seit 18 Jahren mit einer extremen Rückgratverkrümmung leben musste.

Bedeutende Denker der Menschheitsgeschichte haben festgehalten: Buchstabengetreue Auslegung und Beobachtung des Gesetzes hat weit mehr mit Unrecht und Menschenfeindlichkeit zu tun als mit Gerechtigkeit.

Marcus Tullius Cicero, der große römische Anwalt, Politiker und Staatsphilosoph, ist sich einig mit Paulus.

Jesus selbst hat stets gegen engstirnige Auslegung gekämpft. Verurteilt ist er mit dem Argument worden: Wir haben ein Gesetz und nach dem muss er sterben – nämlich als Gotteslästerer.

Der wahre Unterschied zwischen Fundamentalismus, religiösem Fanatismus und echtem Glauben menschenfreundlicher Religion ist genau das: Fundamentalisten überlegen, wie sie mithilfe der Religion und der Vorschriften Menschen das Leben schwer machen, sog. „Moderne“ überlegen, wie das Leben durch den Glauben leicht wird.

Wir haben in der katholischen Kirche ebenfalls Religionsgesetze, die menschenverachtend und schlicht hirnrissig sind und das Glaubensleben behindern. Das Verbot, dass Frauen das Weihesakrament nicht empfangen dürfen oder dass Menschen, die geschieden sind, kein weiteres Mal heiraten dürfen (in beiden Fällen ist die Folge Exkommunikation, zumindest de iure, eben dem Gesetzeswortlaut bzw. der momentanen Gesetzesauslegung entsprechend).

Wo ist da der Geist Christi am Werk?

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