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Liebe Brüder undSchwestern, liebe Kinder!

„Der Karneval ist vorbei“, soll Papst Franziskus gesagt haben, als man ihm nach der Wahl die roten Papstschuhe und den Purpurumhang bereitgelegt hat …

Das Zurschaustellen von Ämtern und Privilegien … oder von was immer, der kirchlichen Rangordnung, des hohen Status, den man wirklich oder vermeintlich hat…

Der Bischof von Rom, und es ist bezeichnend, dass er sich so nennt ., wollte mit diesen Erscheinungsformen der Institution Kirche aufräumen.

Eitelkeit und Imponiergehabe.

So etwas trägt nicht.

Unser Symbol, das uns durch die Fastenzeit begleiten wird, ist dieser Rahmen, auf dem ein Netz entstehen wird – nach und nach immer dichter – jeder

Sonntag mit einer neuen Farbe, die einen Bereich repräsentiert, der uns trägt – oder wo uns wieder mehr bewusst werden soll, dass er uns trägt.

Heute hat die Fastenzeit – die österliche Bußzeit – begonnen. Was uns Menschen trägt und gut leben lässt, ist das Umkehren können. Dass wir über unser Handeln nachdenken und unser Verhalten ändern, die Demut und Einsicht, dass das auch durchaus immer wieder notwendig ist, macht zutiefst unser Menschsein aus. Wir sind nicht perfekt, und das ist gut so. Wir sind aber lernfähig, können aus Fehlern lernen, und das ist gut so. Menschengerecht leben – die erste Farbe.

Jesus rät uns heute im Evangelium, uns authentisch zu verhalten -wenn esum Gott geht, sollte es um Gott gehen – und unser Beten nicht missbraucht werden, um uns selber in ein besseres Licht zu rücken. Aus diesem Grund kann es auch keinen Zwang im Glauben geben – Beziehung und Freundschaft können nur in Freiheit gedeihen, und die Echtheit derselben steht in Frage, wenn ein Zweck dabei eine Rolle spielt …

Die Wirklichkeit Gottes, dass da etwas, jemand ist, außerhalb unserer sichtbaren Wirklichkeit und darüber hinaus, die letzte Instanz, der ich verantwortlich bin – dafür steht die zweite Farbe.

Wir sind angewiesen auf unsere natürliche Umwelt. Auf Klima, Wetter, Lebensgrundlagen wie Wasser, Luft, Erde … alles, was wir zum Leben brauchen, stammt von unserem Planeten, von Mutter Erde. Oder eben nicht – was aufgebraucht ist oder zerstört, oder ausgerottet und ausgestorben – ist nicht mehr da und fehlt.

Fasten, sich beschränken auf das Normale, auf Luxus, auf Ausbeutung der Natur und der Mitmenschen verzichten, ist Gebot der Stunde.

Unsere natürliche Umwelt trägt uns, und darauf sollen wir uns mehr als bisher besinnen – dafür steht die dritte Farbe.

Ein besonders wihtiges Netz, das möglichst tragfähig ist im besten Fall, sind unsere persönlichen Beziehungen im privaten Bereich. Dafür steht die nächste Farbe.

Wo Waisen und Witwen zurückbleiben, wo eine Ehe auseinanderbricht, wo liebe Menschen sterben oder weggehen, wo Streit und Zwietracht herrschen, ja Feindschaft oder gar Krieg, dort bekommt das Netz Risse oder löst sich auf.

Und: Feinde wachsen nicht von selber – so etwas entsteht, wo die ersten drei Bereiche nicht funktionieren. Wo mansich nicht umLernfähigkeit bemüht, wo Menschen sich selbst für die oberste Instanz halten, wo Gier und Geiz und Missgunst ihr Unwesen treiben dürfen.

Die nächste Farbe soll Recht, Gerechtigkeit, Redlichkeit und Wahrhaftigkeit symbolisch darstellen.

Es kann nicht wurscht sein, welche Regeln gelten – und welchen Unsinn jemand verzapft. Reichtum und Macht erliegen oft der Versuchung, sich für das Maß aller Dinge zu halten, das Recht zu beugen im eigenen Interesse. Wir denken da vielleicht gleich an die Medien, Fernsehen, Internet, Zeitungen …

Das geht auch im Kleinen, und es ist gut, wenn wir darauf mehr achten, unser Netz zu stabilisieren, auch da.

Was uns alle trägt, ist die politische, kulturelle, gesellschaftliche Ordnung.

Sie soll tragen, fest sein, und nicht einschnüren. Wie ein Sprungtuch sollen die aufgefangen werden, die sich von selber nicht halten können, die den Halt verlieren – wirtschaftlich, sozial, zwischenmenschlich, wie auch immer. Wie dieses Netz ausschaut, das liegt an uns – an uns allen miteinander.

Spannen wir die 6. Farbe auf.

Predigt                                                           Faschingsonntag 2022 Haid

Ein guter Mensch bringt Gutes hervor, weil im Herzen Gutes ist.

Wovon das Herz voll ist, davon spricht der Mund.

Das passt ja wunderbar zum Fasching. Erstaunlich, wie dieses Evangelium heute zum Faschingsonntag passt.

Freude, echter Humor, befreites Lachen – gleichzeitig böse sein geht nicht.

Viele, die heute hier sind, haben sich verkleidet.

Im Fasching verkleiden wir uns, setzen Masken auf, verhalten uns einmal ganz anders als sonst. Wir probieren aus, ob es ganz anders auch geht – wie bin ich als Indianer, Araber, König, Bettler, Seeräuber, Hexe, Zauberer, Chinese, Afrikaner, Inder, Eskimo, Mafiaboss, Polizist, Zigeunerin, Clown, ja manche gehen als Mönche und Nonnen auf den Fasching.

Einmal ganz anders sein als normal.

Im Fasching steckt unwahrscheinlich viel Evangeliums – Potential.

Unter der Maske sind alle gleich. Da gibt es keine Rangunterschiede.

Ohne Bedenken auf andere zugehen. Ohne Angst und Minderwertigkeitskomplexe. Offen und in Heiterkeit.

Miteinander fröhlich sein, tanzen, Gaudi haben, lachen – wie im Himmel – und durch die fremde Rolle, die in der Verkleidung steckt, muss ich mich in das ungewohnte Verhalten hineinversetzen, in den Feind und in den Fremden, als Mann in eine Frau oder umgekehrt.

Und trotzdem gibt es da eine bestimmte Etikette, relativ gutes Benehmen – unter einer der Masken könnte nämlich der Chef stecken oder die Frau Bürgermeister oder sonst jemand, vor dem ich gut dastehen möchte.

Das kommt der zutiefst christlichen Einstellung ziemlich nahe; die davon ausgeht, in jedem und jeder von uns ist Christus gegenwärtig.

Jetzt ist uns klar: Unser Fasching mit seinem Anders-als-sonst-Sein ist ein Spiel.

Allerdings Jesus – und in ihm eigentlich Gott selber – hat eine Zeit lang sich quasi als Mensch verkleidet – um sich in uns Menschen hineinfühlen zu können.

Er hat sich auf die Seite genau der Menschen gestellt, hat sich in ein vergleichbares Schicksal hineinbegeben – freiwillig -, ist an der Solidarität zu uns Menschen gestorben. Jesus hat getan, was clevere Manager und vorsichtige Politiker und bürgerliche Normalverbraucher niemals tun würden – sonst wären sie ja schön blöd, wie sie meinen. Da würden wir uns ja zum Narren machen.

Liebe Brüder und Schwestern: Gott macht sich zum Narren. Für uns.

In drei Tagen ist Fastenzeit.

Wenn wir vom Fasching das beibehalten können: Dass wir uns zum Narren machen.

In Europa – ein paar hundert Kilometer von uns entfernt, mit dem Auto in ein paar Stunden erreichbar, ist Krieg.

Die Frage lautet: Wie könnte Frieden entstehen?

Oder besser: Wie bringt man Hass zum Verschwinden?

Wer miteinander lacht und feiert, fröhlich ist und sich des Lebens freut, entzieht dem Negativen den Nährboden. Wenn sämtliche russischen Soldaten dem Putin ins Gesicht lachen würden… ja spinnst denn du – glaubst du, ich habe nichts Besseres zu tun …?

In der Europahymne heißt es : Freude, schöner Götterfunken, … alle Menschen werden Brüder, wo dein sanfter Flügel weilt.

Lernen wir vom Fasching. Auch in der Fastenzeit und eigentlich überhaupt nie bringen tierischer Ernst und grimmige Entschlossenheit irgendjemanden weiter.

Lockerleichter Humor, freundliches Verständnis für die Unzulänglichkeiten der Menschen, für die Unperfektheit des Lebens.

Ich wünsche uns das. Dass wir ganz oft lachen und noch öfter lieben.

Autofahrer auf der Abbiegespur. Einer kommt etwas spät drauf, dass er auf der falschen Spur ist und versucht sich einzureihen. Ja, manche machen Platz, damit das geht. Aber oft kommt es vor, dass grimmig weitergefahren wird. Vor mir sicher nicht. Oder es wird geschimpft: Aha, ein … (wer auch immer…), soi dahambleiben, wenn a si net auskennt …

Oder vielleicht kennen Sie selber Menschen, die ständig auf der Höh sind, permanent Gründe finden, sich aufregen zu können, nichts passt, und egal was passiert, es wird auf jeden Fall erst einmal als persönlicher Angriff auf sie interpretiert …

Lästig, unangenehm, wenn man oft mit so wem zu tun hat. Kunden, die sich dauernd beschweren …oder gar mit Klage drohen.

Es sind Menschen, die ständig überall nur Feinde sehen und sich dementsprechend wehren. Und wir stehen ihnen oft hilflos gegenüber.

Das heutige Evangelium bietet uns eine Lösung an. Wir sollen nicht auf der gleichen Schiene reagieren, denn dann kommt ja unsere Aggression zurück, die notorisch sich aufregenden bekommen es plötzlich mit echten „Feinden“, aggressiv agierenden, zu tun, und die Stimmung schaukelt sich explosionsartig auf.

Jesus rät, das Unerwartete zu tun. Die Aggression zu unterlaufen, dann läuft sie nämlich ins Leere, sie zu überbieten – und zwar in überraschender Weise, die geradezu humorvoll ist.

Wird aber nicht so leicht gehen, meinen Sie?

In der Situation, in der sich Jesus damals und seine Zuhörerschar befunden hat, handelte es sich um echte Feinde, wenn Jesus sagt: Liebt eure Feinde, tut Gutes denen, die euch hassen – dann waren damit die Soldaten der römischen Besatzungsmacht gemeint. Nicht bloß Menschen mit überzogenen Ansprüchen und schlechtem Benehmen aus unserem Kulturkreis, sondern schwere Jungs, Söldner, Berufssoldaten, die tatsächlich jederzeit von den Bewohnern des eroberten Landes verlangen konnten, sie irgendwohin zu begleiten, eine Meile weit, um genau zu sein, etwas für sie zu tragen, ihnen den Mantel zu überlassen, wenn sie ihn konfiszierten … das war alltägliche Erfahrung.

Jesus verlangt von denen, die ihm zuhören-das sind heute wir -, sich nicht zu wehren, sondern den Aggressoren freundlich entgegenzukommen.

Wenn der judäische Bauer sagt: Ja, lieber Herr, kann ich noch was für Sie tun, ich möchte noch eine Meile mitgehen … oder zu dem, der ihm den Mantel nimmt: Ja, darf ich Ihnen noch was mitgeben…

Liebe Brüder und Schwestern, das hat damals funktioniert.

Im römischen Reich, in den ersten Jahrhunderten. Das war einer der Gründe, wieso sich das Christentum ausgebreitet hat. Diese innere Stärke, Mut, die gleiche Augenhöhe, auf der die Unterdrückten den Gewalttätigen begegnet sind, das hat denen imponiert.

Woher haben die das, die sind ja nicht kleinzukriegen …

Wer schenkt und gibt und anbietet, macht es wie Gott. Verbreitet eine Atmosphäre von Fülle und Gnade. Von Vollkommenheit. Wie Gott die Welt eigentlich gemeint hat.

Wie es auch gehen kann, dazu habe ich 2 Geschichten mitgebracht. Zuerst eine Weisheitsgeschichte:

Mitten in der Nacht stieg ein Einbrecher durch das Fenster ins Haus des Meisters ein und begann, nach Wertvollem zu suchen.

Der Meister, der von den Geräuschen erwachte, sprach den Dieb an: Hier werden Sie nichts finden. Nehmen Sie doch hier meine Geldbörse und da diese Vase, …Verblüfft steckte der Dieb beides in seinen Rucksack und machte sich davon.

Einige Zeit später wurde er gefasst. Zur Gerichtsverhandlung wurde auch der Meister als betroffenes Opfer geladen, Vom Richter befragt, was der Dieb bei ihm gestohlen habe, antwortete er: Bei mir hat er nichts gestohlen. Alles, was er mitgenommen hat, habe ich ihm geschenkt.

Nach verbüßter Haftstrafe bat der Dieb um Aufnahme in das Kloster des Meisters.

Und jetzt eine wahre Begebenheit:

In einem irakischen Dorf lebten Christen und Muslime. Die Muslime hatten, weil in der Mehrheit, die christlichen Familien immer weiter ins feuchte und z. T. sumpfige Gebiet in der Talsenke abgedrängt und wohnten selber mehr auf der Anhöhe in der gesunden Luft.

Als in einem Jahr der Frühjahrsregen ausblieb, vertrockneten sämtliche höhergelegenen Brunnen.

Nur in der Talsenke gab es noch Wasser, in den christlichen Häusern. Und sie teilten es großzügig mit allen, die daarum baten. Damit die muslimischen Mitbürger wissen konnten, wo es Wasser gab, brachten die Christen Schilder an ihren Häusern an: „Hier wohnen Christen“.

Predigt                         – Darstellung des Herrn 2003

„Kalt und immer kälter – i wer abgebrüht und älter… aber des wü i net und des muas i jetzt klärn, i mecht lachen, tanzen, singen und rearn – und die liab mecht i bis in die zechnspitzn gspian…“

Liebe Brüder und Schwestern, dieser Liedtext aus den 80er-Jahren des vorigen Jahrhunderts wollte auch eine Anregung sein, sich nicht vorschnell zufriedenzugeben… eine Anstiftung wider die Resignation.

Das heutige Fest – früher Maria Lichtmess, seit dem 2. Vatikanum Darstellung des Herrn – möchte ganz Ähnliches.

Früher beendete es den Weihnachtsfestkreis. Das geschieht inzwischen durch das Fest Taufe des Herrn. Wir haben schon vier Sonntagsevangelien gehabt, bei denen Jesus als Erwachsener in Erscheinung tritt.

Weihnachten ist schon einige Zeit her, 40 Tage, um genau zu sein… Nach der Vorschrift des Alten Testaments musste jede männliche Erstgeburt, die als Eigentum Gottes galt, nach Ablauf dieser Zeit ausgelöst werden durch ein Opfer. Wir wissen, mit der Zahl 40 bezeichnet die Bibel immer etwas Besonderes, keinen genau messbaren Zeitraum, sondern eine Erfahrung, die Menschen mit Gott machen, eine Zeit, die voll Gnade, voll Gegenwart Gottes erlebt wird.

Der Tag Lichtmess, noch einmal mit weihnachtlichem Licht, dieses Fest soll ein Übergang sein, eine Erinnerung, ein Trost, Segen und Stärkung für die Zukunft, für die Zeit die jetzt beginnt, das normale, alltägliche Leben. Die für den Alltag zuhause gesegneten Kerzen sollen Zeichen sein für etwas anderes: Die Weihnachtsbotschaft: Gott ist in die Welt gekommen, ganz nahe bei uns, voll Segen und Kraft, ist wahr… Die Wunder, die das Evangelium berichtet, sind nicht abgeschlossene, unwiederbringliche Vergangenheit, eben genau das nicht, sondern sie haben mit unserem Leben, mit jedem und jeder von uns zu tun. Das Licht der Welt leuchtet hier und jetzt für uns.

Das heutige Evangelium will uns auch auffordern, im Alltag, in der „Normalzeit“ nicht abzustumpfen – kalt und immer kälter zu werden. Das Altwerden können wir nicht verhindern, genausowenig wie Simeon und Hanna.

Aber gerade diese beiden können für uns Vorbilder sein. Jahrzehntelang unbeirrbar darauf warten, es schließlich erwarten, dass Gott seine Versprechen erfüllt.

Viele von uns erleben Weihnachten als eine besondere Zeit der Gnade…

Simeon und Hanna sind eine Anfrage an uns und eine Ermutigung: Was erwarten wir sonst, das ganze Jahr über, von Gott? Warum lassen wir uns in der „Normalzeit“ vom Glauben und Hoffen abhalten? Warum geben wir uns mit den Erscheinungen dieser Welt zufrieden?

Wer sagt uns, Krieg sei unvermeidlich? Waffen müssten produziert werden…

Wer redet uns ein, Arbeitslosigkeit, Umweltzerstörung, Wegwerfgesellschaft, Konsumhaltung, Kommunikationsdefizit…Sich es hier und da ein bisschen richten, Freunderlwirtschaft, es mit Gesetzen nicht so genau nehmen, und mit der Verlässlichkeit und Treue und Hilfsbereitschaft… sei unvermeidlich, ganz normal…?

Wer zwingt uns, den ganz normalen Wahnsinn mitzumachen

Eine Krankheit als unheilbar hinzunehmen… einen krankmachenden Zustand, eine Familiensituation, wo mehrere verfeindet sind miteinander… Mobbing im Beruf…

Vorurteile… Schikanen Ausländern gegenüber…? Dass einfach jemand immer wieder die Stimmung schlecht macht mit giftigen Bemerkungen… Dass Lügen verbreitet, Menschen schlecht gemacht werden…die Grundlagen unseres Rechtsstaates lächerlich gemacht werden… in Wissenschaft nur eine bestimmte Methode propagiert wird… weil sie mehr Geld bringt momentan. In der Religion, in anderen, aber auch in unserer, Halbwahrheiten, geschichtlich ziemlich junge Traditionen und fundamentalistische Irrtümer als gottgegeben und unveränderlich stilisiert werden…

Niemand hält uns davon ab, uns selber zu informieren, selber nachzudenken, mit anderen zu diskutieren, unsere Meinung öffentlich zu sagen und unsere Rechte einzufordern.

Körperlich alt und älter zu werden, das heißt noch lange nicht, unser Urteilsvermögen, Lebensfreude, Hoffnung zu begraben… Oft werden Jugendliche bewundert oder auch milde belächelt, weil sie vom Leben – oder von Gott- noch alles erwarten. Allerdings ist diese Fähigkeit kein Privileg der Jugend. Simeon und Hanna. Abraham im AT… Schon gar nicht ist es bedauerlich oder dumm.

Wir sehen ja, dass Gott solche Erwartungen nicht enttäuscht. Ich trau mich sagen: er enttäuscht sie niemals.

Dies zu glauben, in unserem Leben zu versuchen und zu erfahren, lädt uns der heutige Festtag ein.

Liebe Brüder und Schwestern!

Wir haben soeben die Antrittsrede Jesu gehört – sein Programm sozusagen, seine Linie, die er am Beginn seines öffentlichen Wirkens vorstellt.

Ich bin gekommen, um ein Gnadenjahr des Herrn auszurufen.

Wahrscheinlich ist uns diese Botschaft Jesu seit langem vertraut.

Aber was ist denn das genau: ein Gnadenjahr des Herrn?

Im Judentum gibt es das Jobeljahr. Zuerst das kleine, da werden – ähnlich wie bei den Wochentagen und dem Sabbat – alle 7 Jahre die Felder brach liegen gelassen, damit sie neue Kraft schöpfen können. Man arbeitet wenig, die Menschen leben von dem Ertrag der 6 Vorjahre.

Als Zeichen des Vertrauens in die Zusage Gottes, dass er für sein Volk in Fülle sorgen wird.

Und alle 7 x 7 Jahre, also eigentlich in jedem 50. Jahr, wird das große Jobeljahr gefeiert: In dem herrscht nicht nur völlige Arbeitsruhe, sondern es werden sämtliche Schulden erlassen, Kreditschulden der Israeliten untereinander. Es soll zum Ausdruck kommen, dass alle Mítglieder des Volkes frei und gleich vor Gott dastehen.

Israel hätte eines der wenigen Völker sein können, wo Menschen nicht endgültig  in die Sklaverei geraten konnten – höchstens für 49 Jahre.

Die Bezeichnung „Jubeljahr“ oder „Jobeljahr“ wurde auf das Erlassjahr übertragen.[1]

Das israelitische Erlassjahr wurde mit Posaunen im ganzen Land verkündigt. Wie in einem Sabbatjahr sollte alle Feldarbeit während dieses ganzen Jahres ruhen. Die in Schuldsklaverei geratenen Israeliten seien freizulassen; verkaufte und verpfändete Grundstücke (Häuser in ummauerten Städten und dem Heiligtum gelobte Äcker ausgenommen) seien ohne Entschädigung aus fremden Händen wieder an den ursprünglichen Besitzer oder seine rechtmäßigen Erben zurückzugeben, und alle Schulden seien ihnen zu erlassen. Das sollte die von Gott gebotene Gleichheit aller Angehörigen des erwählten Volkes wiederherstellen und ihnen einen gemeinsamen Neuanfang gewähren. –

 Ob dieses Toragebot vor und nach dem Babylonischen Exil tatsächlich befolgt wurde, ist ungewiss. Landaneignung durch den Königshof, die scharfe Sozialkritik an Großgrundbesitz und Schuldsklaverei bei Amos und Hosea (8. Jahrhundert v. Chr.) und nachexilische Heilszusagen wie Jes 61,1f EU, die die Erfüllung des Gebots Lev 25 vom künftigen Messias erwarten, sprechen dagegen. (vgl. Wikipedia)

Wenn Jesus nun ankündigt, er werde dieses Jobeljahr jetzt ausrufen, dann weist er sich als den erwarteten Messias aus, von dem ja erwartet wurde, dass er Gottes ursprüngliche Heilsordnung wieder herstellen werde.

Eine Sensation.

Die Augen aller in der Synagoge waren auf ihn gerichtet.

Kein Wunder. So etwas war noch nie dagewesen.

Aber JETZT. Und Hier – Nazareth war ein beliebtes Objekt für Witze im Israel zur Zeit Jesu – so wie die Burgenländer bei uns oder die Ostfriesen in Deutschland.

Liebe Brüder und Schwestern: Genau hier liegt die Frohe Botschaft für uns.

Jesus stellt die ursprünglich von Gott vorgesehene Ordnung wieder her. Er will es tun. Jetzt, in diesem Moment. Wenn wir ihn nur lassen.

Es gibt leider so vieles, was dieser guten Ordnung zuwiderläuft. Weil manche Menschen einen immensen Vorteil aus dem Unrecht, aus dem Gegenteil von Gottes Ordnung ziehen, sind sie nicht bereit, eine Änderung zuzulassen – ja nicht einmal denken und reden soll man davon. Wie sähe die weltweite Wirtschaftsordnung aus, gäbe es den vollkommenen Schuldenerlass alle 50 Jahre? Wer hält so etwas überhaupt für möglich?

Wer hält es für möglich, dass Familienfehden, Sorgen am Arbeitsplatz, Krankheiten, … sich ändern und zum Guten wenden können? Und überhaupt. Jetzt gleich, ab sofort? Gleich hier bei uns? In Braunau – Neustadt?

Es hat das viel mit Verblendet sein (die Wirklichkeit nicht sehen können oder wollen) und Nicht Zuhören wollen, aufeinander nicht hören und auf Gott nicht hören, zu tun, wenn sich nichts ändert.

Deswegen öffnet uns Gott zuerst einmal die Augen und die Ohren.

Das Gnadenjahr des Herrn, das Jesus damals in Nazareth ausgerufen hat, hat nicht mehr aufgehört. Jesus lebt und ist bei uns. JETZT und jederzeit ist für uns der richtige Moment, uns an ihn zu wenden, dass er die rechte Ordnung Gottes herstellt – wieder oder zum ersten Mal.

Achtung – er stellt nicht her, das muss nicht unbedingt etwas damit zu tun haben, was wir für richtig halten, sondern was Gott will.

Wo bei uns – in unserem Leben etwas nicht in Ordnung ist, in der Kirche oder in unserem Land und weltweit, ja im ganzen Kosmos.

Gönnen wir uns jetzt einen Augenblick der Stille und stellen wir das, was nicht in Ordnung ist, in Gottes heilende Gegenwart. Tun wir das vielleicht jeden Tag ein oder 2 Mal – und schauen wir, was dann geschieht.

Predigt                                                                                     16. 1. 2022

Liebe Schwestern und Brüder, liebe Kinder!

Es gab Theologen, die haben dieses Evangelium, das wir gerade gehört haben, unter der Rubrik „überflüssige“ oder „unverständliche Wunder“ eingeordnet.

Dass da der Sohn Gottes für Alkohol in großen Mengen sorgt, für Heiterkeit und Ausgelassenheit, das war für biedere Pastoren und kleingeistige bürgerlich katholische Gehirne unfassbar.

Und: Das war es für die frommen Pharisäer damals auch.

Mit Verlaub: So etwas beweist lediglich, dass allzu fromme, allzu brave und biedere Gemüter mit Gottes Unermesslichkeit, an Güte und Fülle und Freude, nichts anfangen können.

Und da sind wir schon bei der frohen Botschaft heute hier für uns.

Das hochtheologische Johannesevangelium erzählt nicht nur eine einzigartig bemerkenswerte Begebenheit, sondern hat einen theologisch tiefen Hintergrund:

Für die Menschen zur Zeit Jesu bedeutete die Hochzeit den Beginn des „Ernsts des Lebens“ – ein neuer Lebensabschnitt, Verantwortung, die man vorher so nicht kannte – die Menschen sind ja damals nicht schon jahrelang vorher von zu Hause ausgezogen und waren berufstätig, sie kamen durch die Hochzeit erstmals weg von der eigenen Familie.

Jesus verwandelt Wasser in Wein.

Dies deutet eine spirituelle Wirklichkeit an, eine Möglichkeit, die Gott für uns bereithält.

Zahlen sind im alten Orient wichtig und heilig. 6 Krüge mit Wasser stehen da – 6 ist keine heilige Zahl – erst sieben wäre das, aber da fehlt eins. Im Enneagramm, eine arabische Weisheitslehre, ist 6 die Zahl der menschlichen Mühe und Anstrengung, des harten Arbeitens … Oder man nimmt sechs als die Hälfte der Heiligen Zahl der Vollkommenheit, das ist 12.

Das passt gut: Durch das, was die Menschen tun, auch durch das jüdische Gesetz der Tora, ist erst die Hälfte der Wirklichkeit, die Hälfte des Heils für Menschen greifbar.

Wasser, um der Reinigungsvorschrift zu entsprechen. Das ist das, was die Menschen tun und bereitstellen.

Oft sind wir ja geneigt, alles tausendprozentig abzusichern und vorherzuplanen und einzuteilen …

Und es heißt trotzdem nicht viel, was herauskommt.

Irgendwie sind wir mit dem Ergebnis immer unzufrieden.

Klar, wir Menschen schaffen es nur, Wasser zu schöpfen. Wir kochen nur mit Wasser, sagt das Sprichwort.

Mindestens die Hälfte trägt Gott bei, wenn es Gelingen und Erfolg und Freude gibt.

Trostreich! Echt super! Da geht es uns gut!

Der Geist macht lebendig, hat sich unser neuer Bischof als Amtsmotto ausgesucht.

Na klar.

Wir sind am Anfang eines neuen Jahres voller neuer Ideen, guter Vorsätze, Arbeits- und Lerneifer.

Aber: Da werden die Zeiten kommen, wo wir nicht mehr wissen, wo uns der Kopf steht vor lauter Arbeit – und da meine ich die Schülerinnen genauso wie die Lehrer.

Arbeit, Haushalt, Schule … bis am späten Nachmittag, der oft lange Dienst- oder Schulweg besonders im Winter, und die Familie ist auch noch da, private Interessen, Hobbies – wer tanzt. Spielt Theater, ist ein einem Chor oder einer Musikgruppe oder bei der Feuerwehr … oder ehrenamtlicher Einsatz…

Dazu Beziehungsstress – Liebeskummer, muss lernen, Schnupfen, Freundin zerstritten …

Die Welt, Politik, die uns fordert – die Pandemie und viele weitere Baustellen,  die nach Hilfe schreien und nach Einsatz …

Wir haben gesehen, dass Politiker überfordert sind.

Oft kommen wir gar nicht dazu, unsere einzigartigen Begabungen zu entfalten, weil der Alltag schon mehr als genug ist.

Sie haben keinen Wein mehr. Wein steht symbolisch für Lebensfreude, Kraft, Begeisterung … die Highlights des Lebens.

Schauen wir an, was im Evangelium getan wird.

Jesus lässt die Leute Wasser in die Krüge füllen. Hier symbolisch gemeint für das Normale, Lebensnotwendige, das, was getan werden muss, Pflichterfüllung.

Es heißt, Ordnung ist das halbe Leben. Das halbe …

Und die Leute arbeiten ganz schön. 600 Liter, das ist kein Klacks.

Und dann plötzlich ist guter Wein daraus geworden.

Liebe Brüder und Schwestern: Gott möchte dass es uns gut geht. Das Leben in Fülle.

Gott meint, wenn wir voll Vertrauen in seine Gegenwart und sein Wirken, im Bewusstsein, dass er da ist voll Liebe und Interesse für uns – das Notwendige Normale sorgfältig tun, auch wenn uns die Pflicht und Arbeit bis zum Hals steht, unser Leben scheinbar ausfüllt bis zum Rand: Mindestens 50 % übernimmt Gott.

Er macht das Besondere daraus. Er schaut, dass unser Leben zum Fest wird, voller Enthusiasmus, Begeisterung, Freude, und Erfolg. Jesus schaut darauf, dass unser Leben gelingt.

Probieren Sie es einfach einmal aus: Richten Sie Ihre Aufmerksamkeit auf das, was Gott macht, auf wunderbare Zufälle, auf das, was geschenkt wird…

Wenn wir das eine Woche schaffen, werden wir vermutlich nicht mehr damit aufhören wollen – und vermutlich staunen, wie unser Leben sich verändert.

Predigt

Liebe Brüder und Schwestern!

Haben Sie gestern einen Glücksbringer bekommen: ein Rauchfangkehrer, ein Kleeblatt, ein Schwein, ein Fliegenpilz, ein Marienkäfer, ein Hufeisen …?

Es ist üblich, solche kleinen Gegenstände zu Silvester auszutauschen. Sie sollen Glück bringen.

Wieso grad diese und keine anderen?

Eine kurze Erklärung dieser Symbole:

Das vierblättrige Kleeblatt ist sehr selten, und es gilt eine Person als vom Glück besonders begünstigt, wenn sie eines findet. Vielleicht auch, weil, wer es findet, einen besonderen Blick hat und sich auch Zeit nimmt, genau hinzuschauen. Das sind sowieso besondere Menschen, die das tun.

Der Rauchfangkehrer bringt Glück, weil ein sauberer und tadellos funktionierender Kamin unerlässlich ist – sonst ist er eine Brandgefahr für das ganze Haus, und eine Familie könnte ohne Rauchfangkehrer unversehens ihre Existenz verlieren.

Das Schwein steht für Fülle und Wohlstand – es ist auch relativ pflegeleicht in der Haltung, oft das einzige größere Nutztier armer Leute, nach Hühnern und Kaninchen.

Ein Marienkäfer gilt als Mariengruß, drum heißt er auch so – Maria beschützt die Leute, wo Marienkäfer zuhause sind. Ist ein Nutztier, weil er sich von Blattläusen ernährt.

Beim Hufeisen wurden dem „Wundermetall“ eisen, das ja sehr teuer war, im Volksglauben Zauberkräfte nachgesagt. Es mache unverwundbar, schütze gegen böse Geister und könne Naturkatastrophen abwehren. Während des Höhepunkts des Hexenwahns glaubte man, jede Erinnerung an ein Pferd würde „Hexen“ wirksam abhalten, weil sich Hexen vor Pferden angeblich fürchteten. (vgl. Wikipedia)

Fliegenpilz: Wurde wegen seiner psychoaktiven Wirkung von den keltischen und germanischen Schamanen/Druiden verwendet, um besser mit der Geisterwelt (die einem Glück garantieren sollte) Kontakt herstellen zu können; vermutlich trägt aber auch sein extravagantes Aussehen zu seiner Popularität als Glücksbringer bei.

Wenn wir jetzt alle diese Symbole und Zeichen hier haben – bedeutet das für uns die Fülle des Glücks?

Brauchen wir Glück?

Wenn wir auf die Ereignisse und Zustände in unserer Weltgeschichte schauen, was sich auf unserem Globus tagtäglich abspielt, natürlich. Keine Frage.

Trotzdem: Befinden wir uns auf dem Holzweg – gleich in doppelter Weise?

Die Erwartungshaltung eines Menschen hat sehr viel mehr mit seinem Glück (Wohlergehen) zu tun als die äußeren Umstände. Wenn irgendein Glücksbringergegenstand dazu führt, dass sich jemand erwartet, Glück zu haben, ist es eigentlich wurscht, was verwendet wird – Kleeblatt, Hufeisen oder Marienkäfer oder was immer – egal.

So, bei uns gilt aber noch etwas:

Sind hier zufällig ein paar Christen anwesend? … Aha.

Jetzt feiern wir seit einer Woche, dass in Jesus der Retter der Welt geboren wurde.

Wieso vertrauen wir ihm nicht? Er ist doch die oberste Instanz für uns …?!

Warum tun wir so, als ob Jesus gar nicht existiert – oder keine Macht hätte uns zu schützen?

Genau in die Richtung geht es nämlich, wenn wir irgendwelchen Figuren, Symbolen oder Bräuchen Vertrauen schenken – als Glücksbringer verwenden. Wir tun dann so, als ob wir sie brauchen würden.

Wenn Jesus für mich keine Rolle spielt, dann brauche ich was anderes – dann bin ich schließlich verantwortlich für alles und jedes im Leben, das mir passiert – dann muss ich wie eine Haftelmacherin aufpassen, dass ich das Richtige esse, richtig wohne, den besten Arzt habe, den sichersten Job, den optimalen Lebenspartner, die sinnvollste Freizeitgestaltung, die umfassendste Versicherung, dann noch eine Alarmanlage, fähigere Politiker und vielleicht einen Schutzbunker …

Und, selbstverständlich, fast hätte ich es vergessen: die größtmögliche Kontrolle über meine Zukunft, Glücksgarantien, ein tolles Horoskop …

Stressig, diesen Gesetzmäßigkeiten der Welt zu dienen … das ist das Weltbild des Unglaubens.

Wenn ich mich im Herrschaftsbereich Jesu befinde, brauche ich aber das alles nicht.

Dann habe ich immer schon weitaus mehr Glück als man sich vorstellen kann.

Dann lebe ich nach dem Gesetz der Gnade, des Evangeliums. Da ist einer bei und mit uns, der uns über alles liebt und allmächtig ist. Der uns einhüllt wie in einen warmen Mantel damit wir die Kälte des Weltalls nicht spüren.

Es ginge darum, dass wir uns jederzeit daran erinnern.

Kleine Zeichen können uns helfen zu spüren: Gott ist da. Weihwasser nehmen. Das Kreuzzeichen machen. Ein Andachtsbild oder Lesezeichen mit einem Bibeltext als Lesezeichen immer in dem Buch, das wir gerade lesen. Bilder in der Wohnung. Ein Kreuz an der Wand oder an der Halskette. Und immer wieder beten, damit wir uns gewöhnen, wie es sich anfühlt, wenn Jesus bei uns ist …

Predigt                                    Elisabethsonntag     13. / 14. 11. 2021

Liebe Brüder und Schwestern, liebe Kinder!

So, das soll also eine frohe Botschaft sein? Da kann man ja richtig Angst bekommen…

Alles bricht zusammen oder auch auseinander, sogar die kosmische Ordnung funktioniert nicht mehr…

Weltuntergang…

Wir haben schon darüber geredet heute, wovor wir Angst haben und wie wir damit umgehen bzw. wie wir damit fertig geworden sind…

Für die Menschen damals, als dieser Text geschrieben wurde, war das, was Jesus da sagt, genau das, was ihnen in ihrer Angst geholfen hat. So unglaublich das heute jetzt für uns klingt.

Die Christen wurden verfolgt, das Heimatland von Jesus war erobert und besetzt von Feinden, in Rom und anderswo waren sie in der Minderheit, dass Jesus möglichst bald wiederkommt und mit all den menschlichen Furchtbarkeiten ein für alle Mal aufräumt, das war ihre große, ihre einzige Hoffnung.

Unsere Ängste sind anders.

Wir haben auch viele Wörter für verschiedene Arten – da gibt es leichtes Unbehagen, spürbare Beunruhigung, stärkere Besorgnis, tiefe Sorge, Befürchtungen, Furcht vor bestimmten Dingen, Menschen, Ereignissen, vor einer Aufgabe, vor einer Operation, Krankheit usw. … Panik gibt es und leichtes Schaudern, Erschrecken und Horror…

Angst klingt deswegen so schrecklich, weil sie oft diffus ist und man nichts Konkretes unternehmen zu können glaubt.

Angst vor der Zukunft – wie wird es weitergehen. Das beschäftigt uns.

Heute ist auch Elisabethsonntag, wo es um die Armen in unserer Gesellschaft geht.

Wir dürfen bei all unserer Angst, die wir vielleicht haben, eines nicht übersehen:

Bei vielen ist all das, wovor man sich fürchten könnte, bereits eingetroffen.

Familie und Partnerschaft zerbrochen, Gesundheit weg, Arbeitsplatz weg, Geld zu wenig …

Viele Menschen weltweit erleben hautnah und lebensbedrohlich die Auswirkungen des Klimawandels, der Naturzerstörung. Trockenheit südlich der Sahara nimmt Nahrungsquellen und Wasser und treibt in die Flucht.

Bosheit, Egoismus, Geltungswahn erzeugt Diktaturen, Gewaltherrschaft. Die Flüchtlinge ander Grenze zwischen Litauen, Polen und Weißrussland …

Kriege – die hat alle einmal jemand angefangen …

Unsere Aufgabe als Christen ist es, nicht Ängste zu beschwichtigen oder wegzubeten, sondern die Gründe für die Ängste zu beseitigen.

Ja, Gott ist anwesend in dieser Welt und interessiert sich dafür, was wir machen und hilft auch gern – aber er hat jedem von uns 2 Hände und ein Gehirn und ein Herz gegeben, Fähigkeiten, …

Beten hilft, wenn es momentan gilt, unseren eigenschock zu bekämpfen, jeder Helfer in der Notsituation muss das zuerst machen, um sinnvoll und wirksam helfen zu können. Der Glaube an Gottes liebende Nähe ist die beste Voraussetzung dafür, dass wir uns unseren Ängsten stellen können.

Aber dann – gleich dann – sind wir aufgerufen etwas zu tun.

Predigt                                                                           7. 11. 2021 HAID

Liebe Brüder und Schwestern, liebe Firmkandidaten!

Geiz ist geil. Alles für uns, für mich – nichts für andere.

Diese Grundhaltung wird seit mehreren Jahren propagiert – vorher waren Menschen zwar auch gierig und geizig, Jesus spricht davon im Evangelium, aber es war jedem klar, dass es eigentlich etwas Schlechtes ist, ein Charakterfehler, eine Sünde.

Wie schaut es denn bei uns damit aus?

Viele Menschen haben das Gefühl, sie kommen zu kurz, sie bekommen nicht das, was ihnen zusteht, worauf sie eigentlich einen Anspruch hätten … als ob nicht genug da wäre für alle. Interessanterweise ist das eher bei Personen der Fall, die eh alles haben. Arbeit, Haus, Familie, ein ausreichendes Einkommen, gute Pension … es gehört fast zum guten Ton, ein bisschen zu tricksen, um noch und noch einen Vorteil wo für sich herauszuschlagen, die Schnäppchen- und Rabattpolitik tun ein übriges.

Jesus kennt das. Die Pharisäer und Schriftgelehrten, die besseren Kreise in Jerusalem, bringen die armen Witwen und Waisen um ihre Häuser … weil sie nicht genug bekommen können.

Die Industrienationen fressen den Lebensunterhalt der Armen der Erde auf und plündern dazu die gute Zukunft sämtlicher ErdenbewohnerInnen …

Wenn etwas den Namen „Evangelium“ trägt, dann muss da aber eine gute Botschaft drin stecken. Ein Ausweg aus dem Übel.

Diese Angst, selber zu wenig zu haben, oder: es könnte insgesamt nicht genug für alle da sein – ist Folge eines Irrtums – dem die Begüterten zur Zeit Jesu aufsitzen und auch bei uns heute viele …

Die arme Witwe, die objektiv betrachtet nichts besitzt, eine arme Kirchenmaus, tut das offenbar nicht.

Sie sieht die Realität, und die heißt: Gott hat die Erde und das ganze Universum in Fülle und Schönheit mit allem Reichtum und Luxus erschaffen.

Es ist mehr als genug für alle da – und es existieren immer mehr Möglichkeiten, als Menschen zu sehen vermögen.

Gott möchte, dass wir glücklich sind. Eu-angelion … gute Nachricht…

Wir etwas versuchen. Wir können ab sofort ganz bewusst und gezielt auf das schauen, was wir haben, was gut ist und gelingt, was Freude macht, was wir gut können.

Ja, ich weiß: in der Schule macht ihr andere Erfahrungen, und viele Menschen in der Arbeitswelt tun das auch. Es ist in, Fehler zu suchen. Es wird v. a. betont, was nicht passt…

Wir können uns darauf konzentrieren und das betonen, was sich gut entwickeln könnte…

Worüber bin ich froh?

Was darf ich erwarten?

Ich schlage immer wieder vor, ein Dankbarkeitstagebuch zu führen. Am Abend jeden Tages 10 Dinge aufzuschreiben, für die ich an diesem Tag dankbar bin.

Dankbare, glückliche Menschen haben ein offenes Herz – auch für Mitmenschen, die Hilfe brauchen.

Die arme Witwe im Evangelium war dankbar und froh, dass sie 2 kleine Münzen hatte. Und sie stellte sie Menschen zur Verfügung, die keine 2 Münzen hatten.

Ich habe einige Zeit in Brasilien verbracht, v. a. bei P. Josef Hehenberger in Jacobina. Es war kein Problem, dass je 1 oder 2 von uns bei einer Familie dort ein paar Tage mitleben konnten. Die hatten selbst nichts. Grad etwas zu essen …

In Österreich ist es ein Problem, wenn für sagen wir 7 – 8 Fremde Familien gesucht werden.

Liebe Brüder und Schwestern, auch wenn uns diese Zeitjetzt einiges abverlangt: Wir haben Grund, uns eine neue Grundhaltung, Lebenshaltung anzugewöhnen: und zu testen, auszuprobieren. Das Vertrauen einüben: Gott sorgt für mich.

Und zwar bestens.

Liebe Brüder und Schwestern!

Fürchten Sie sich vor dem Tod? Oder gehen Sie ihm gelassen und getrost entgegen?

Was fühlen und denken Sie, wenn sie daran denken, dass Sie eines Tages sterben werden?

Es ist durchaus angebracht, dass wir uns mit dieser Frage beschäftigen. Denn:

Unser Sterben ist das einzige Ereignis, das uns allen, jedem/r einzelnen, todsicher bevorsteht.

In der öffentlichen Meinung, in Büchern und Fernsehbeiträgen, Zeitungen und Liedern usw. und auch im religiösen und kirchlichen Bereich gibt es verschiedene Meinungen, wie mit dem Tod umzugehen sei:

  1. Die Toten bleiben lebendig, weil und insofern wir oft an sie denken.  Grab pflegen, oft besuchen, Kerzen anzünden, Erinnerung hochhalten (Fotos, deren Besitztümer …)
  2. Sterben ist ganz normal, weil das Erdenleben sowieso nur eines von vielen ist und wir eh wieder geboren werden.
  3. Man braucht sich vor dem Tod nicht fürchten, weil es dann nicht „aus“ ist, sondern in anderer Form weitergeht, schöner und besser, schmerzfrei, und man die vorausgegangenen Lieben wieder trifft.
  4. Und dann gibt es noch immer oder schon wieder diese Angstmacherei, wo Menschen mit Höllenvisionen und Drohbotschaften terrorisiert werden. Obwohl man einmal vor 30 Jahren geglaubt hat, damit ist es endgültig vorbei.

Wenn wir uns von dieser letzten Vorstellung zu Recht abwenden, so ist damit noch nicht gesagt, dass uns die anderen erstgenannten froh machen.

Mir kommt das so als Verharmlosung vor. Teils ein Verdrängen, was auch von weiten Kreisen gemacht wird, aber doch so ein nicht ganz ernst Nehmen, auf die leichte Schulter, so als ob eh nichts Besonderes passiert …

Bei der Idee von der Wiedergeburt erlebt man es ja immer wieder, dann kanns nicht so arg sein.

Es ist verständlich, wenn Menschen bestrebt sind, eigene und fremde Angst zu bekämpfen. Aber wird da nicht etwas ganz Wesentliches weggenommen, und vorenthalten, was zum Menschsein dazugehört?

Viele leiden darunter – meist ohne zu wissen, wieso -, dass vieles nicht ernst, beliebig ist, dass es so aussieht, als käme es auf den einzelnen Menschen nicht an, als sei wurscht, was wir sagen, denken, glauben, hoffen, tun, entscheiden … wofür wir uns einsetzen, welche Partei wir wählen oder Regierung wir haben …

Vor Jahrzehnten schon gab es das Buch „Die unerträgliche Leichtigkeit des Seins“.

Wir Menschen halten es nicht aus ohne Tiefe, ohne Ernsthaftigkeit, ohne Sinn.

Der Tod ist der Ernstfall des Lebens.

Da gibt es kein Ausweichen. Da vertritt uns niemand.

Da kommt es auf uns an. Nur auf uns.

Da geschieht an uns, was nicht rückgängig gemacht und kein weiteres Mal erlebt werden kann.

Es ist normal und soll niemand ausgeredet werden, sich zu fürchten davor.

Aber nicht, weil es bestimmt so furchtbar und schrecklich werden wird, sondern weil dieses Geschehen so wichtig und unwiederholbar und einzigartig ist.

Weil es in diesem Moment ganz auf uns ankommt. Furcht im Sinn von Ehrfurcht  …

Und – ja, Jesus hat es so gesagt und ich glaube, weil wir vor Gottes Angesicht stehen und uns unserer Verantwortung bewusst werden, die wir während unseres Lebens hier gehabt haben.

Die Ernstfälle des Lebens, wo es ganz auf uns ankam oder angekommen wäre. Wir nehmen diese Verantwortung ja nicht immer wahr.

Die Momente, wo wir zu Recht aufgeregt sind – wegen ihrer Bedeutung und Tiefe – wenn wir einen Beruf wählen und antreten, ein Haus kaufen oder verkaufen, heiraten, ein Kind bekommen, beim schwerer Krankheit oder Tod von Nahestehenden, wenn wir einem Menschen beistehen, wenn wir für Recht und Gerechtigkeit und Wahrheit oder Menschenliebe, Barmherzigkeit einstehen, uns zu Wort melden und einsetzen entgegen einer andersdenkenden Mehrheit, wo wir unserem Gewissen folgen, obwohl wir Nachteile für uns erwarten müssen.

Diese Ernstfälle des Lebens sind es, die uns vorbereiten für den letzten.

Wie soll ein Mensch vorbereitet sein, wenn er diese Gelegenheiten alle vermieden und versäumt hat?

Wir schieben auch die Begegnung mit dem lebendigen Gott auf – zumindest viele von uns. Auch da brauchen wir keine Angst zu haben im Sinn von etwas Schrecklichem, das uns widerfahren könnte – sehr wohl aber ist es aufregend und spannend, herausfordernd, in diese Beziehung einzutreten.

Und dieser „Ernstfall des Lebens“ kann immer und jederzeit eintreten, von uns wahrgenommen werden.

Drücken wir uns nicht davor.

Lassen wir die Augenblicke unseres Lebens nicht achtlos verstreichen. Sie sind zu kostbar dafür. Sie sind uns geschenkt, damit wir etwas daraus machen.

Unsere Persönlichkeit ändert sich nicht, sobald wir gestorben sind. Und unser Leben auch nicht mehr. Wir werden die sein, zu denen wir uns entwickelt haben – mit genau der Gottesbeziehung und –vertrautheit, die wir uns heute und hier schenken haben lassen, die wir zugelassen haben.

Ob es uns danach so vorkommen wird wie in einem fremden Land, in das wir eigentlich nicht wollten, oder wie die Heimat, die wir schon lange oder zumindest insgeheim erhofft haben, das, liebe Brüder und Schwestern, denke ich, liegt an uns.