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Liebe Brüder und Schwestern!

Fürchten Sie sich vor dem Tod? Oder gehen Sie ihm gelassen und getrost entgegen?

Was fühlen und denken Sie, wenn sie daran denken, dass Sie eines Tages sterben werden?

Es ist durchaus angebracht, dass wir uns mit dieser Frage beschäftigen. Denn:

Unser Sterben ist das einzige Ereignis, das uns allen, jedem/r einzelnen, todsicher bevorsteht.

In der öffentlichen Meinung, in Büchern und Fernsehbeiträgen, Zeitungen und Liedern usw. und auch im religiösen und kirchlichen Bereich gibt es verschiedene Meinungen, wie mit dem Tod umzugehen sei:

  1. Die Toten bleiben lebendig, weil und insofern wir oft an sie denken.  Grab pflegen, oft besuchen, Kerzen anzünden, Erinnerung hochhalten (Fotos, deren Besitztümer …)
  2. Sterben ist ganz normal, weil das Erdenleben sowieso nur eines von vielen ist und wir eh wieder geboren werden.
  3. Man braucht sich vor dem Tod nicht fürchten, weil es dann nicht „aus“ ist, sondern in anderer Form weitergeht, schöner und besser, schmerzfrei, und man die vorausgegangenen Lieben wieder trifft.
  4. Und dann gibt es noch immer oder schon wieder diese Angstmacherei, wo Menschen mit Höllenvisionen und Drohbotschaften terrorisiert werden. Obwohl man einmal vor 30 Jahren geglaubt hat, damit ist es endgültig vorbei.

Wenn wir uns von dieser letzten Vorstellung zu Recht abwenden, so ist damit noch nicht gesagt, dass uns die anderen erstgenannten froh machen.

Mir kommt das so als Verharmlosung vor. Teils ein Verdrängen, was auch von weiten Kreisen gemacht wird, aber doch so ein nicht ganz ernst Nehmen, auf die leichte Schulter, so als ob eh nichts Besonderes passiert …

Bei der Idee von der Wiedergeburt erlebt man es ja immer wieder, dann kanns nicht so arg sein.

Es ist verständlich, wenn Menschen bestrebt sind, eigene und fremde Angst zu bekämpfen. Aber wird da nicht etwas ganz Wesentliches weggenommen, und vorenthalten, was zum Menschsein dazugehört?

Viele leiden darunter – meist ohne zu wissen, wieso -, dass vieles nicht ernst, beliebig ist, dass es so aussieht, als käme es auf den einzelnen Menschen nicht an, als sei wurscht, was wir sagen, denken, glauben, hoffen, tun, entscheiden … wofür wir uns einsetzen, welche Partei wir wählen oder Regierung wir haben …

Vor Jahrzehnten schon gab es das Buch „Die unerträgliche Leichtigkeit des Seins“.

Wir Menschen halten es nicht aus ohne Tiefe, ohne Ernsthaftigkeit, ohne Sinn.

Der Tod ist der Ernstfall des Lebens.

Da gibt es kein Ausweichen. Da vertritt uns niemand.

Da kommt es auf uns an. Nur auf uns.

Da geschieht an uns, was nicht rückgängig gemacht und kein weiteres Mal erlebt werden kann.

Es ist normal und soll niemand ausgeredet werden, sich zu fürchten davor.

Aber nicht, weil es bestimmt so furchtbar und schrecklich werden wird, sondern weil dieses Geschehen so wichtig und unwiederholbar und einzigartig ist.

Weil es in diesem Moment ganz auf uns ankommt. Furcht im Sinn von Ehrfurcht  …

Und – ja, Jesus hat es so gesagt und ich glaube, weil wir vor Gottes Angesicht stehen und uns unserer Verantwortung bewusst werden, die wir während unseres Lebens hier gehabt haben.

Die Ernstfälle des Lebens, wo es ganz auf uns ankam oder angekommen wäre. Wir nehmen diese Verantwortung ja nicht immer wahr.

Die Momente, wo wir zu Recht aufgeregt sind – wegen ihrer Bedeutung und Tiefe – wenn wir einen Beruf wählen und antreten, ein Haus kaufen oder verkaufen, heiraten, ein Kind bekommen, beim schwerer Krankheit oder Tod von Nahestehenden, wenn wir einem Menschen beistehen, wenn wir für Recht und Gerechtigkeit und Wahrheit oder Menschenliebe, Barmherzigkeit einstehen, uns zu Wort melden und einsetzen entgegen einer andersdenkenden Mehrheit, wo wir unserem Gewissen folgen, obwohl wir Nachteile für uns erwarten müssen.

Diese Ernstfälle des Lebens sind es, die uns vorbereiten für den letzten.

Wie soll ein Mensch vorbereitet sein, wenn er diese Gelegenheiten alle vermieden und versäumt hat?

Wir schieben auch die Begegnung mit dem lebendigen Gott auf – zumindest viele von uns. Auch da brauchen wir keine Angst zu haben im Sinn von etwas Schrecklichem, das uns widerfahren könnte – sehr wohl aber ist es aufregend und spannend, herausfordernd, in diese Beziehung einzutreten.

Und dieser „Ernstfall des Lebens“ kann immer und jederzeit eintreten, von uns wahrgenommen werden.

Drücken wir uns nicht davor.

Lassen wir die Augenblicke unseres Lebens nicht achtlos verstreichen. Sie sind zu kostbar dafür. Sie sind uns geschenkt, damit wir etwas daraus machen.

Unsere Persönlichkeit ändert sich nicht, sobald wir gestorben sind. Und unser Leben auch nicht mehr. Wir werden die sein, zu denen wir uns entwickelt haben – mit genau der Gottesbeziehung und –vertrautheit, die wir uns heute und hier schenken haben lassen, die wir zugelassen haben.

Ob es uns danach so vorkommen wird wie in einem fremden Land, in das wir eigentlich nicht wollten, oder wie die Heimat, die wir schon lange oder zumindest insgeheim erhofft haben, das, liebe Brüder und Schwestern, denke ich, liegt an uns.

Predigt Erntedank Haid

Liebe Brüder und Schwestern, liebe Kinder!

Hier vorne stehen heute einige Dinge … wer möchte schauen, was das ist? …

Mehl, Wasser, Trockengerm, Salz … Wozu braucht man das? …

Zum Brotbacken, genau.

Wir haben uns heute für das Erntedankfest das Zeichen „Brot“ ausgesucht. Ist Brot etwas Besonderes?

Was meint ihr?

Bei uns ist es oft so, dass Brot wie ein Gebrauchsgegenstand verwendet wird, ja wie ein Wegwerfartikel. Wir essen es nicht auf, es wird hart, weil wir vergessen, es wieder gut zu verstauen … und dann kommt es in den Abfallkübel.

Vielen anderen Lebensmitteln geht es auch so.

Wir denken. Ist ja nur Brot, ist nichts Besonderes, kein besonderer Käse, kein extraguter Schokolade, kein Kaviar, kein Schweinsbraten …

Dies hängt damit zusammen, dass die meisten Menschen immer mehr und mehr und zwar immer günstiger und billiger haben wollen – und alles jederzeit, unabhängig von der Jahreszeit und den regionalen Möglichkeiten.

Erdbeeren und grüner Salat zu Weihnachten … Faschingskrapfen und Lebkuchen das ganze Jahr über …

Das tut uns nicht gut. Aus mehreren Gründen.

Erstens werden die Preise z. b. von Südfrüchten, Kaffee oder Baumwolle künstlich niedrig gehalten, damit hier auch wirklich alle sich jederzeit das alles leisten können – und die Menschen, die das herstellen in Lateinamerika, Afrika und Südasien haben kein gutes Einkommen, es geht ihnen schlecht, große Firmen besitzen die Pflanzungen … eine Lösung ist der faire Handel, da kostet das ca. doppelt so viel, wir können es uns noch immer leisten, gehen achtsamer damit um, werfen nicht gleich etwas weg … und die Menschen dort können von ihrer Landwirtschaft leben.

Und zweitens noch etwas:

Echter Genuss hat viel mit Hingabe an den Augenblick zu tun. Die Freude über die ersten Erdbeeren im Mai, das Schwelgen darin bis Juli … dann die Klaräpfel, Marillen, Pfirsiche, Melonen im Hochsommer … dann die Herbstäpfel, Birnen, Weintrauben, Nüsse … alles zu seiner Zeit und mit Dankbarkeit …

Wenn es alles immer und überall gibt – davon abgesehen, dass dieses künstlich gezüchtete Obst und Gemüse zur falschen Jahreszeit eh nach nichts schmeckt -, ist es nichts Besonderes mehr.

Christen feiern – zumindest grundsätzlich – jeden Sonntag ein Dankefest: Eucharistie, ein arbeitsfreier Tag der Besinnung auf das, was Freude macht, was uns geschenkt ist. Aufgrund unserer Anstrengung, aber weit darüber hinaus …

Dankbar sein erhöht unsere Lebensqualität ganz enorm.

Wahrscheinlich begegnen Ihnen auch immer wieder Menschen, denen nichts passt. Egal was ist, sie finden immer etwas zu meckern. Inzwischen bin ich dazu übergegangen zu glauben: das ist ihr Hobby. Kritisiersucht.

Ich kenne Leute, die hätten damals zu Jesus gesagt oder zu den kleinen Buben, der die 2 Fische und 5 Brote gebracht hat: Geh fahr ab damit – die Jünger haben ja auch zuerst nur gesehen, wie verschwindend wenig das ist.

Aber: wie viel wert war der Beitrag in Gottes Augen …

Glücklich wird mit so einem Anspruchsdenken – was ich noch alles brauchen und kriegen könnte … niemand. Nicht die ständig Unzufriedenen und auch nicht die anderen: ich nenne es Ausrottung der Dankbarkeit.

Und schwierig wird es, weil diese Sucht nach immer besser und immer mehr die Erde zerstört.

Wenn wir heute Erntedank feiern: Versuchen wir oder gewöhnen wir uns an, das Gute zu sehen, das Gelungene. Das, was unsere Mitmenschen gut können, wo sie sich bemühen. Gewöhnen wir uns an, zu loben. Wir können das jetzt gleich machen. Drehen wir uns zum linken Nachbarn/Nachbarin und sagen wir ihr/ihm, was uns an diesem Menschen gefällt.

Suchen wir jeden Abend 10 Gründe, an diesem Tag dankbar zu sein. Wir sind gesund. Wir haben genug zu essen. Eine Wohnung, ein Haus, können heizen, wenn es kalt wird, haben Familie, Freunde, Arbeit, wo haben wir gelacht, wem sind wir begegnet?

Wir haben Fähigkeiten. Was haben wir gelernt, dazugelernt Welche Pflanzen und Tiere leben rund um uns …

Ein gutes Buch, ein interessanter Artikel in der Zeitung …ein spannender Film im Fernsehen …und und und.

Reden wir darüber mit dem, der uns das Leben schenkt und erhält. Auch dass der immer da ist für uns, sich freut über uns und stolz ist auf uns, wenn wir Gutes tun und bewirken, ist ein Grund, danke zu sagen.

Wir brauchen es nur zu tun.

Predigt                                                                        So., 12. 9. 2021

Liebe Brüder und Schwestern!

Was möchten sie in Ihrem Leben alles erreichen? Oder, wenn Sie schon ein langes Leben hinter sich haben: Was hatten Sie als junge Frau, als junger Mann für Ziele und Träume, wie sah gelungenes Leben damals in Ihrer Vorstellung aus? Vielleicht herrschte in Ihrer Kindheit gerade Krieg, dann sehnte man sich einfach nach Frieden. Oder es war schon die Zeit des Wirtschaftsaufschwungs, als eine Zeit lang alles möglich und erreichbar schien.

Fragt man heute Jugendliche, dann nennen sie Gesundheit, Partnerschaft, Familie, Freunde, einen guten Job der Sinn macht, erfüllend ist und Erfolg verspricht, aber auch Freizeit lässt, einen gewissen Wohlstand, politische Sicherheit …

Eigentlich ganz normal.

Es ist aber so, dass viele gar nicht mehr mit der Erfüllung ihrer Wünsche rechnen können. Stichwort Wirtschaftskrise und weltweite Vernetzung auch was Probleme betrifft.

Die Apostel damals hatten, vermute ich, ganz ähnliche Vorstellungen vom guten Leben wie wir heute.

Die Voraussetzungen dafür waren allerdings ungünstig; sie kamen aus der ärmeren Bevölkerungsschicht, lebten in einem politisch unfreien unterdrückten Land …

Vom Messias erwarteten sie, dass sich die allgemeine Lage erheblich verbessert – und als seine Jünger versprachen sie sich in absehbarer Zukunft eine gehobene Position, zu den Oberen Zehntausend zu gehören.

Jesus kündigt an, das haben wir gerade im Evangelium gehört: einsperren und töten werden sie mich …

Klar, dass die gesunde normale Reaktion von Petrus kommt: Nein, also das darf nicht geschehen.

Instinktiv weiß er im Unterbewusstsein, was das nämlich für ihn selber bedeuten würde: dann wird er nicht der 1. Minister des neuen Königs, sondern der erste sein, den es mit dem Rabbi erwischt – mitgefangen, mitgehangen.

Ist mit dem Traum vom gelungenen Leben nicht kompatibel.

Interessant, was Jesus anschließend dazu sagt: Gott will das nicht, er hat einen anderen Traum vom gelungenen Leben für die Menschen als die Allgemeinheit.

Es kann gut sein, dass heute weniger Menschen in die Kirche gehen, weniger auch interessiert mitarbeiten, Verantwortung übernehmen, weil es nicht mehr das gesellschaftliche Ansehen bringt wie vor 50 und 40 Jahren…

Das sind noch Reste der triumphalistischen imperialistischen Kirche des Mittelalters und der Neuzeit, wo man als Nachfolger und Jünger Jesu sehr wohl damit rechnen konnte, in fürstliche Höhen (Bischof) oder zumindest in den Kreis der Dorfhonoratioren (Pfarrer) aufzusteigen.

Wir regen uns eigentlich darüber auf, weil wir wissen, Jesus wollte das so nicht, aber es stört uns doch, wenn wir selber davon betroffen sind.

Wir regen uns ja auch über den Petrus auf, wenn wir das Evangelium von heute lesen – wie konnte der bloß Jesus so gründlich missverstehen …

Was das Engagement heute bringt, ist sicher persönliche Erfüllung (neben der zusätzlichen Arbeit und Terminen über Beruf und Familie hinaus). Wie Freundschaft, die man ja um ihrer selbst willen pflegt, oder Einsatz für gute Ziele im kulturellen und sozialen Bereich.

Wenn wir heute im Jahr 2021 Jesus nachfolgen, dann tun wir das aus Freundschaft zu ihm und untereinander in der Gemeinde. Wenn wir nach außen gehen, dann weil wir wie sein Fanclub uns freuen, wenn andere, möglichst viele, ebenfalls von diesem Jesus begeistert sind.

Wir müssen allerdings sehr wohl damit rechnen, dass sich viele eben nicht für Jesus begeistern, dass viele ihn noch immer oder schon wieder missverstehen und lieber das Triumphalistische hätten.

Dass viele ganz andere Ideale haben als Jesus vorgibt – fern von Menschenwürde und Lebensrecht für alle, abseits von Recht, Freiheit, Gastfreundschaft und Mitmenschlichkeit … sie scheuen den Verzicht, der nötig ist, um das Überleben anderer Menschen und dieses Planeten insgesamt zu sichern …

Jesus lädt uns ein zu einem anderen Leben, zeigt seinen Freundinnen und Freunden vor, wie es gelingen könnte.

Predigt                                                         7./8. 8. 2021   Pucking

Liebe Brüder und Schwestern!

Wir lesen das manchmal in der Zeitung, oder wir hören es in den Nachrichten: Der bekannte Politiker XY, … irgendwas ist vorgefallen, ein besonderer Misserfolg meistens,  – zieht sich ins Privatleben zurück.

Es reicht.

Jetzt mach ich das, mit dem ich mich von Jugend an auskenne, ich geh auf Nummer sicher, da kann nichts schief gehen, ich will meine Ruhe haben.

Ich kenne das heute wieder von einer Reihe hochgradig engagierter Menschen in der Kirche, die sich ins Privatleben zurückziehen – ehemalige Pfarrgemeinderäte, Religionslehrerinnen, Vorsitzenden von kirchlichen Gremien.

Begeistert waren sie in den Anfängen, der Aufbruch des 2. Vatikanischen Konzils, wohl auch die eigene Jugend damals, die Hoffnungen und Erwartungen, die sich knapp vor ihrer Erfüllung zerschlugen … Die Lage in der Kirche ist jetzt so –dass sie sich einwintern und warten auf bessere Zeiten… oder dass sie einfach gehen.

Liebe Brüder und Schwestern: So ähnlich, aber noch ärger, ist es dem Elia gegangen, hören wir in der Lesung. Er ist total fix und fertig und wünscht sich nur mehr den Tod – seine Ruhe will er haben, für immer.

Der Grund dafür – und der kommt im Text leider nicht vor: die Königin hat ein Kopfgeld auf ihn ausgesetzt. Elia hat sämtliche Baalspriester hinmetzeln lassen, nach dem er vorher eine Wette gegen sie gewonnen hat. Elia hat ein Gottesurteil inszeniert, welches Opfertier besser brennt, auf dessen Seite ist der mächtigere Gott, Jahwe gegen Baal – über sein Opfertier hat er Hektoliter Wasser schütten lassen, und trotzdem ist sein Opfer anstandslos verbrannt und das der versammelten Mannschaft an Baalspriestern, der Religion der Königin, nicht.

Und jetzt ist er auf der Flucht, mit knapper Not der Rache entkommen, mitten in der Wüste – statt als strahlender Held die Jahwereligion in Israel neu festigen.

Trotz Großleistung gescheitert.

Und geradeso geht es heute vielen, die trotz enormer Anstrengung keine Erfolge sehen, wo Pläne nicht aufgehen, Projekte scheitern, Lebensentwürfe platzen bevor sie sich erfüllt können.

Auch wir erleben das, und sind wir verzweifelt oder ziehen uns – zum Selbstschutz – zurück.

Und genau in solche Situationen hinein möchte Gott uns neuen Mut zusprechen, Kraft geben…

Drei Sonntage hindurch geht es um die Brotvermehrung, in all ihren Varianten und mit Nachwirkungen.

Die Speisung der 5000 – beinahe aus dem Nichts heraus – soll allen Menschen der Zukunft, nachdem sie sich ereignet hat, Mut machen: Jesus ist jederzeit in der Lage, uns zu stärken und neu aufzurichten.

Und er machts geduldig. Der Prophet Elia will zuerst gar nicht. Er isst und trinkt und dreht sich auf die andere Seite, um weiterzuschlafen. Aber beim dritten Mal ist er so weit und so gut drauf, dass er wieder das tun kann was ansteht.

Wir brauchen Erholungsphasen – oder Zeiten der Trauer, des Verarbeitens, des Verschnaufens – Gott weiß das, sie hat uns immerhin erschaffen.

Wir brauchen Zeiten, damit wir zu uns selber kommen, gründlich nachdenken und beten.

Ein besonders wichtiger Grund, warum sehr engagierte und fähige, tüchtige Menschen oft den Hut draufhauen, ist es, dass sie die Verbindung zu Gott nicht spüren.

Sie können irgendwann einfach nicht mehr, weil ihre eigene Kraft und Geduld aufgebraucht sind.

Sie haben es übersehen, dass die eigentliche Kraft von oben kommt.

Und dass sie immer kommt, wenn wir darum bitten.

Es ist halt leider in zu glauben, es sei schlecht, wenn man nicht alles allein schafft und um Hilfe bitten muss. Viele genieren sich irgendwie vor Gott, dass sie es nötig haben.

Es ist weit verbreitet, einem anderen Gott zu huldigen als Jahwe. Dem “Wassa“ Gott. „Wassa – gen die Leute“, „Wassa-gen die Nachbarn, die Kollegen, die Familie… „Schau, die/der schafft es nicht!“ Was Gott zu sagen hat, bleibt gleichgültig. Sogar wenn es lautet: „Du schaffst es weil ich dir helfe“.

Wir werden einen immensen Zuwachs an Kraft bemerken – weil Gottes Möglichkeiten unendlich sind.

Im Einsatz für andere, auch wo lange kein Ergebnis in Sicht ist.

Im Glauben, dass Frieden möglich ist und Versöhnung auch nach der 77. Enttäuschung und nach dem schweren Rückschlag. Sehen wir das Gute im Mitmenschen – und wo wir es nicht gleich sehen – suchen wir es!

Lassen wir uns den Hunger nach Gerechtigkeit niemals stillen durch materielle Placebos (Wohlstand, gesellschaftlicher Aufstieg, Privatleben, Vergnügungen …) – und lassen wir uns niemals die Sehnsucht ausreden, die Sehnsucht danach, dass alles auch ganz anders sein könnte, dass es einen Sinn hat sich einzusetzen ohne sichtbaren Nutzen für uns –

Wir werden die Kraft haben, wenn wir sie uns schenken lassen.

Amen.

Predigt 4. 7. 2021

Liebe Brüder und Schwestern!

Bestimmt haben Sie den einen oder anderen Film gesehen, in den 70er-Jahren waren die sehr beliebt, wo Jesus wieder auf die Erde kommt – in Montreal z. B. Fast niemand interessiert sich für ihn. Nur ein junges Ehepaar, das ihn aufnimmt. Seiner Botschaft hören nur wenige zu – am allerwenigsten glauben ihm die kirchlichen Amtsträger, dass er der Sohn Gottes ist.

Was den Mensch zu nahe ist, ist ihnen nichts Besonderes.

In der Kirche gibt es die Versuchung, alle, die de Frohe Botschaft verkünden, möglichst abgehoben von der Wirklichkeit, fremd, fast unwirklich darzustellen, zu stilisieren – damit Menschen den Inhalt des Verkündeten nicht als gewöhnlich oder alltäglich abtun.

Diese Vorgangsweise ist zwar verständlich, aber sie deckt sich nicht mit dem Evangelium.

Jesus war nicht abgehoben von der Wirklichkeit. Er war heilig. Er betete viel, intensiv, trat mit Vollmacht auf, heilte…

Paulus war nicht abgehoben von der Wirklichkeit – Krankheit, lebte von seiner Hände Arbeit… Petrus war nicht abgehoben, mit seiner Ehefrau unterwegs – freundliche normale Menschen.

Die Kraft Gottes kommt in der menschlichen Schwachheit zum Ausdruck.

Das Evangelium ist auch keine esoterische abgehobene Lehre, die nur Insider, besonders Gebildete o. ä. verstehen könnten oder erfahren dürften  – wo so etwas praktiziert wird, ist Vorsicht geboten – Engelwerk, wo nicht jeder alles wissen darf…– leider wurde jahrhundertelang dieser Eindruck erweckt, auch durch die Abgehobenheit der Amtsträger.

Gerade im Mönchtum und dann in den letzten Jahrzehnten wieder die Arbeiterpriester und neuen Frauenorden teilten das Leben gewöhnlicher Menschen, Arbeit, …

Gaben der Kirche, der Botschaft Jesu, Glaubwürdigkeit zurück.

Jesus – oder vielleicht können wir sagen: Gott selber – nehmen das volle Risiko in Kauf: die Gefahr, dass das, was gewöhnlich alltäglich normal daherkommt, nicht ernst genommen wird, nicht als wichtig gilt.

Es gilt, die Blickrichtung zu ändern.

Gott ist im letzten Kaff am Rande der Welt in einer Handwerkerfamilie Mensch geworden, aufgewachsen unter einer Reihe von Geschwistern, weil es jederzeit so ist, dass Gott in jedem Geringsten anwesend ist.

Ich habe vor ein paar Wochen ein Buch gelesen, da geht es um die alte Geschichte ob heute noch leibliche Nachkommen von Jesus aus einer Ehe mit Maria Magdalena leben und dass die etwas Besonderes sind …

Der wahrscheinlich meiner Meinung nach wichtigste und christlichste Satz aus diesem Buch lautet: Wenn es auch der bettelnde Straßensänger sein kann oder vielleicht die Frau aus dem Altersheim, die gerade mit dem Rollator durch den Garten geht oder das Kind auf dem Weg in die Schule – dann kann es eigentlich jeder sein, dann kann man nicht wissen, ob der Mensch, der einem gerade gegenübersteht, ein Nachkomme, eine Nachkommin ist –

Liebe Brüder und Schwestern: Und dann können wir nicht anders, als jede und jeden noch so unscheinbaren als das zu sehen und jeder Person so zu begegnen, als das, was sie ist: direkt von Gott auf diese Erde gekommen und mit ihm verbunden … einzigartiger Anwesenheitsort der göttlichen Herrlichkeit.

Sensationell, finden Sie nicht?

Viele erwarten von der Kirche oder von der Botschaft Jesu gar nichts mehr, zumindest nicht, dass es da das Heil und Glück gibt.

Das ganze kirchliche Brauchtum ist so normal, selbstverständlich geworden, ja es hat sich sogar verselbständigt – wie viele feiern Weihnachten oder suchen Ostereier ohne eine Ahnung zu haben vom religiösen Hintergrund? Oder wollen eine kirchliche Hochzeit …Aber auch praktizierende haben ihre frommen Übungen – Ohne Konsequenzen, ohne Lebensrelevanz, Bezug zum Leben …

Aber Christ zu sein, das Evangelium ernst zu nehmen, HAT Konsequenzen.

Es geht beim Christentum um – ja, um was eigentlich?

Dass alle an Gott glauben und ihn verehren?

Das machen alle anderen Religionen auch …

Im Christentum geht es darum, dass Gott höchstpersönlich möchte, dass Menschen glücklich sind. Glücklich werden und dauerhaft bleiben …

Dass es Lösungen gibt für die Schwierigkeiten des Lebens, der Welt. Bei Unfrieden und Streit, bei Krankheit und Not, bei Mutlosigkeit und Verlust der Lebensfreude, auch bei Klimawandel und Weltwirtschaftskrise und Pandemie: gibt es was.

Jesus predigt in Nazareth grade vor der heutigen Evangeliumsstelle: Ich bin gekommen, den Armen eine frohe Botschaft zu bringen, den Blinden das Augenlicht, die Zerschlagenen in Freiheit zu setzen …ein Gnadenjahr des Herrn auszurufen (Versöhnung und Lebensschancen für alle).

Das haben Jesu ehemalige Sandkistenfreunde und Schulkameraden nicht glauben können.

Es käme darauf an, dass wir, das glauben können. Uns Gott, Jesus anvertrauen und darauf erwarten, dass das Beste geschieht. Dass wir Wege gezeigt bekommen. Handlungsmöglichkeiten, die zum Guten führen.

Gott wird verehrt, indem wir das, was er/sie zu bieten hat, in Anspruch nehmen!

Probieren wir doch einfach, wie es sich anfühlt, wenn wir das tun.

Liebe Erstkommunionkinder, lieber Eltern, liebe Brüder und Schwestern!

„Regenbogen“ lautet das Thema der heurigen Erstkommunion. Wie entsteht so ein Regenbogen?

Wenn es regnet und gleichzeitig die Sonne scheint.

Kommt das oft vor? – Nein, es ist eher selten.

Die Menschen, von denen das Alte Testament, der erste Teil der Heiligen Schrift, erzählt, haben den Regenbogen als Zeichen dafür verstanden, dass Gott die Menschen lieb hat. Dass Gott mit den Menschen, ja mit der ganzen Schöpfung, einen Bund geschlossen hat. Ein Abkommen ,,, Gott hat feierlich versprochen, bei den Menschen zu sein und sich zu kümmern, dass es uns gut geht.

Der Regenbogen ist ein besonderes Zeichen – normalerweise gibt es das nicht, dass es gleichzeitig regnet und sonnig ist.

Mit Jesus ist auch etwas ganz besonders, was es sonst nicht gibt: Jesus ist Mensch und Gott zugleich. Und beides zu 100 Prozent, würden wir sagen.

Gott hat sein Versprechen, dass er vor langer Zeit mit dem Regenbogen gegeben hat, in sensationeller Weise wahr gemacht: er ist als Mensch auf die Erde gekommen.

Aber weil wir Jesus nicht ständig sehen und erleben können nach seinem Tod und seiner Auferstehung, hat er sich etwas echt Tolles einfallen lassen:

Wir brauchen nur ganz einfach Eucharistie zu feiern, über Brot und Wein zu beten wie Jesus damals beim letzten Abendmahl, und er ist anwesend, ist da, gegenwärtig bei uns.

Gott weiß, dass wir uns schwer tun etwas zu glauben, wenn wir es nicht sehen können. Deshalb etwas aus unserem Alltag, etwas ganz Normales, Brot, ein sichtbares Zeichen, das wir angreifen und sogar essen können …

Wir sollen nicht nur glauben, sondern dürfen wissen: Gott ist bei uns.

Es ist aber jetzt nicht nur so, dass es uns selber gut tut, Kraft gibt und glücklich, froh macht, wenn wir die Kommunion empfangen.

Wir nehmen ja Jesus in uns auf.

Die Kommunion hilft uns dabei, immer mehr so zu werden wie Jesus. Wir nehmen von Jesus immer auch dann etwas auf, wenn wir die Bibel lesen oder beten …

Aber wenn wir die Hostie empfangen, haben wir Jesus in uns. Wir sind wie lebendige Tabernakel auf 2 Beinen. Jede/r von uns ein Ort der Anwesenheit Gottes …

Stellen wir uns vor, wie großartig das ist, wenn wir das Wesen Jesu, seine Anwesenheit, überall hin bringen … Jeder Mensch, der bei der Kommunion war, strahlt den Segen Gottes in diese Welt.

Dass ihr das selber spüren könnt und oft und gern tut, ihr Erstkommunionkinder, aber auch alle anderen, die heute hier sind, das wünschen wir euch: die Religionslehrerin, der Kurat und ich.

Liebe Firmkandidaten! Liebe Brüder und Schwestern!

Der Himmel – wo ist das? Was ist das überhaupt?

Wahrscheinlich kennen Sie das Lied: Imagine. Inzwischen ein Klassiker. Imagine, there’s no heaven – only sky. Stell dir vor, da (oben) ist kein Himmel, nur das Firmament.

Im Englischen gibt es zwei Wörter dafür.

Die Welt Gottes ist nicht dort, wo wir an wolkenlosen Tagen hinschauen – obwohl es uns gut tut, in die blaue Weite zu schauen, bis zum Horizont, wo wir wissen, da geht es noch weiter hinaus, immer weiter, nur unser Sehvermögen ist begrenzt, da bekomme ich neue Hoffnung, dass jenseits meines bisherigen Sehvermögens, meiner Erfahrungen, was ich für möglich halte – dass da noch weit mehr ist, weit mehr möglich ist, als ich mir vorzustellen wage.

Dieser Himmel, die Dimension Gottes, ist nicht an Raum und Zeit gebunden. Es ist ein Bereich direkt neben uns, in uns, jedenfalls erreichbar, wahrnehmbar, wenn wir offen sind dafür.

Im Evangelium von der „Verklärung“ Jesu sehen die 3 Jünger, die dabei sind, ein Stück in diesen Himmel hinein. In den Bereich Gottes. Klar, dass man dort auch auf die dort befindlichen Verstorbenen trifft, die großen Heiligen des Judentums…

Den meisten Religionen ist es bekannt, dass so etwas möglich ist, und oft ist gerade der Weg, die Art und Weise, wie man in diesen Bereich gelangt, die Spezialität der jeweiligen Religion. Ob man es Lichterfahrung oder Erleuchtung nennt oder Andere Welt oder Jenseits oder eben Himmel –

Die Spezialität des Christentums liegt darin, dass die Nähe, die Anwesenheit Jesu genügt, ja mehr als das, vollkommen ausreicht, um diese andere himmlische Welt zu erleben.

Gnade ist so ein altes Wort für diesen Umstand.. Man kann sich den Himmel nicht verdienen.

Die Techniken, die es auch in unserer Tradition genauso gibt wie anderswo, beten, fasten, meditieren, Tugendübungen, Askese, Bemühungen. Exerzitien usw. sind gut, weil sie uns gut tun – eigentlich eine Sache des gesunden Hausverstandes. Ja, sie können offener machen – für das Spüren und Erleben der Anwesenheit Jesu hier in unserer Welt, für das Wirken Gottes.

Das Sich Zurückziehen in die Stille und Einsamkeit, an einen besonderen Ort ist auch so ein Mittel, zu spüren, worauf es eigentlich ankommt, weil die Alltagseinflüsse wegfallen, die oft von der himmlischen Wirklichkeit ablenken. Der Adler in der Lesung hat den Berggipfel gebraucht, einen Ort, wo er die Hühner nicht mehr sehen konnte, um zu seiner vollen Größe zu finden.

Auch wir Menschen sind irgendwie arm und unvollständig, nicht in unserer vollen Kraft, wenn wir uns nur auf der Ebene des Irdischen bewegen.


Unsere vordergründigen Lebenserfahrungen sind oft unverständlich. Wir leiden an der Endlichkeit der Natur, der Dinge, der Beziehungen, unseres eigenen und jedes Lebens. Diese begegnet uns in der Krankheit, im Tod, im Sterben-müssen, in den persönlichen Unzulänglichkeiten, im Aneinander-schuldig-werden und im Einander-schuldig-bleiben. Ohnmächtig stehen wir diesen Schattenseiten des Lebens gegenüber.

Im Fasten und Beten suchen wir Wege, wie wir im Wissen um eine andere viel größere Welt, die unsere direkt erfahrbare Welt übersteigt, trotzdem Halt und Geborgenheit finden können

Und wie wir aus der himmlischen Perspektive ziemlich sicher Lösungsmöglichkeiten für unsere irdischen Nöte finden, die dem normalen Tagesbewusstsein und der Schulweisheit nicht zugänglich sind.

Heiliger Geist bewirkt, dass wir gute Einfälle haben, mehr sehen als mit unserem rein menschlich-irdischen Blick…alles wissen und können, was nötig ist zum Glück, zum guten Leben – und zwar für alle in dieser Weltgemeinschaft.

Wenn die jungen Menschen sich seit heute auf das Erfülltwerden mit Gottes Geist im Sakrament der Firmung vorbereiten, so ist dies ein gutes Zeichen – für sie selber, für Pucking, für die Diözese Linz und eigentlich die ganze Menschheit.

Was. I soll wichtig sein für die ganze Pfarre, für das Land, für die Welt? Ausgerechnet? Denkt ihr jetzt vielleicht. Wer bin ich schon?

Vergesst doch bitte auch die Geschichte mit dem Adler nicht!

Ihr seid in der richtigen Umgebung und in der besten Gesellschaft – mit Jesus in eurer Nähe. Rechnet damit, dass Gott euch dabei hilft!

Eine oder einer von euch – ja jede/r von uns – kann im Lauf des Lebens etwas erfinden, entscheiden oder bewirken, was die Menschheit um einen bedeutenden Schritt weiterbringt. Dass ihr das wirklich tut, weil ihr für Gottes Anregungen offen seid, wünschen wir euch. Wir, die Firmbegleiter, und die ganze Pfarre.

Predigt                                                 Faschingsonntag, 14. 2. 2021  Haid

Liebe Brüder und Schwestern, lieber Kinder!

Gesund möchte der Mann im Evangelium sein. Und Jesus hilft ihm dabei.

Auch in der Geschichte, die die Kinder gelesen haben, geht es um Gesundheit. Aha, wieso – fragen wir vermutlich. Da geht es doch um ein Kloster, um Mönche und einen Clown und darum, wie man richtig beten kann …

Ja das stimmt, Aber es geht um mehr.

Jesus möchte und wirklich gesund haben und gesund machen – in allen Beziehungen unseres Lebens.

Dazu gehört nicht nur die körperliche Unversehrtheit oder das Freisein von Krankheit, sondern das Glücklichsein, die Freude, die Gemeinschaft, die rechte Beziehung zu Gott, …

Gesunde Spiritualität kümmert sich um all das, da sind immer Leib und Seele gemeint, und wenn wir nachdenken, fällt uns ein Sprichwort ein, das heißt: Humor ist die beste Medizin.

Der Gaukler in der Geschichte und der Aussätzige im Evangelium haben etwas gemeinsam.

Beide gehören zuerst nicht richtig dazu. Am Ende der Geschichte schon. Sie haben dann sogar eine besondere Rolle, eine spezielle Aufgabe bekommen.

Jemand, der damals zur Zeit Jesu den Aussatz hatte, Lepra, eine hoch ansteckende Krankheit, die ohne Antibiotika stets tödlich verläuft, wurde von der Familie, von der Dorfgemeinschaft ausgestoßen. Die Kranken lebten oft miteinander in Höhlen oder Unterständen außerhalb der Siedlungen und waren auf Spenden angewiesen. Sie waren in Quarantäne, würden wir heute sagen.

Ihre nächsten Angehörigen durften sie nie mehr sehen, und eine Hoffnung, gesund zu werden, hatten sie auch nicht. Aussätzig meint nicht mehr dazugehören, ausgesetzt sein in der Wildnis.

Wenn Jesus so jemanden heilt, dann ist danach der gesamte Mensch gesund – nicht nur die körperliche Erscheinungsform der Krankheit ist weg, sondern man darf wieder zu seiner Familie, zu den Freunden, in den Beruf, in das normale Lebensumfeld zurück. Klar, dass der Jubel beim Geheilten groß war.

Er hat Gott gelobt, hat begeistert von Jesus erzählt, wohin er auch gekommen ist.

Der Gaukler in der Geschichte gehörte auch nicht richtig dazu. Er fühlte sich im Kloster ausgestoßen. Warum?

Weil er nicht lateinisch mitbeten konnte. Er war nicht ausgebildet für ein Leben im Kloster.

War er dumm? Nein. Er hatte dafür Fähigkeiten, die die Mönche nichthatten: Er konnte tanzen und Akrobatenkunststücke aufführen, auf den Händen laufen, Saltos schlagen, Jonglieren, …

Obwohl er an Gott geglaubt hat und sehr fromm war, er wollte ja nicht mehr im Zirkus bei der Gauklertruppe sein, sondern im Kloster, war er irgendwie ausgestoßen.

Wie ist es besser geworden?

Er hat das gemacht, was er konnte. Seine Kunststücke aufführen.

Und der Abt des Klosters hat seine Qualitäten gesehen. Erkannt, dass der Gaukler genau richtig ist im Kloster, weil für ihn das wichtigste ist, Gott zu loben – und er macht es so gut er kann, mit all seinen Fähigkeiten, mit Herz und Hirn und Leib und Seele. Die Mönche vielleicht nur mit halbem Hirn.

Bei uns werden auch manche zu Außenseitern, weil sie besondere Fähigkeiten haben, anders aussehen, anders beten oder anders glauben als wir.

Als die Masse.

Die frohe Botschaft: Gott hat die Welt und die Menschen bunt erschaffen. Vielfalt, Anderssein, Sich unterscheiden – das ist ein Zeichen von Gesundheit. Die Schöpfung ist keine Monokultur.

Feiern wir jede und jeder unsere Einzigartigkeit und auch die jedes anderen um uns – zum Lob Gottes!

Ich möchte euch einen Liedtext mitgeben:

Im Land der Blaukarierten …

Liebe Brüder und Schwestern, liebe Kinder!

Was ist ein unreiner Geist?

Wir glauben so etwas nicht. Seltsam. Böse Geister gehören ins Märchen. Oder in Gruselgeschichten.

Was passiert im Evangelium?

Jesus kann dem Befehle erteilen. Jesus ist mächtiger.

Gibt es in unserer heutigen Zeit – und da frage ich jetzt auch die Erwachsenen – nicht jede Menge unreiner Geister?

Denkhaltungen, die Menschen halb oder ganz verrückt machen?

Konsumdenken, Hektik, Habgier – ein Radl, das knechtet, wo einer nicht einfach aussteigen kann, sobald er will? Wo Leistung alles ist, Selbstbehauptung, Aggressivität …

Und die totale Angst: was, wenn ich es nicht mehr schaffe, arbeitslos werde, zu alt, zu krank, zu wenig tüchtig bin …?

Die Folgen des Wirtschaftsterrors: Umweltzerstörung, neue Krankheiten wie Corona, was uns seit 11 Monaten in Atem hält … die Ausrottung ganzer Völker und irgendwann der Menschheit …

Oder die Esoterik, die rapide um sich greift wie eine Seuche.

Unglaube. Wenn man alles gleich glauben kann und es gleichgültig – wurscht ist: Es wird irrelevant, dass Jesus gekreuzigt wurde und auferstanden ist.

Auf der anderen Seite Fanatismus, religiöse Engstirnigkeit.

Wo es wiederum Denkverbote geben soll…

Am ärgsten von allem ist die Angst, die um sich greift – vor all dem, was ich geschildert habe. Terror, Horror heißt ja Angst, Schrecken.

Vieles was sich heute weltweit tut, kommt mir vor wie eine Krankheit: Zuerst merkt man es gar nicht, dass etwas nicht in Ordnung ist – man hat sich angesteckt, fühlt sich möglicherweise nicht 100prozentig wohl, denkt sich aber nicht viel.

Wenn es dann ausbricht ist es zu spät.

Vieles empfinden wir nicht als krank, weil es so normal ist – was alle, fast alle haben, das fällt nicht auf – wie in der Zeit des Nationalsozialismus diese Denkweise normal war. Allgemein üblich.

Aber eben nicht gesund und gut.

Der Mann in der Synagoge aus dem Evangelium hat sich vielleicht gar nicht krank gefühlt.

Erst als Jesus eintritt, kommt es auf, was ihm fehlt. In der Nähe Jesu, in der Anwesenheit Gottes, hält sich das Böse nicht länger.

Wo man wieder spürt, wie das Gute ist, sein könnte, erst da merkt man auf einmal, wie störend die Krankheit ist. Wie sie das Wohlbefinden beeinträchtigt.

Liede Brüder und Schwestern: Wie gern würden wir unsere Kinder, aber natürlich auch uns selber und alle unsere Lieben, vor allem Unguten, Kranken, Schädlichen bewahren und schützen.

Unter normalen Umständen würden wir an diesem Sonntag eine Kindersegnung haben im Gottesdienst.

Aber ich kann mir noch etwas vorstellen, was besser wirkt:

Wenn sie Jesus immer bei sich haben, ständig in seiner Nähe leben. Schließlich ist es ja auch so. Wir haben recht, wenn wir uns gesegnet fühlen und wissen.

Wie kann man da tun? Wie geht das?

Beten jeden Tag.

Mit ihm leben. Sich vorstellen und fragen: was würde Jesus tun, sagen … in der einen oder anderen Situation?

Jesus vertreibt den unreinen Geist.

Vielleicht ist manches bei uns so, dass wir auch zunächst einmal schreien möchten vor Trauer und Schmerz über das, was schief läuft in unserer Welt oder in unserer Familie, Gesellschaft …

Aber dann wird es besser. Und zwar ziemlich rasch. Wir erkennen, dass wir Christen heute diejenigen sind, die die Aufgabe haben, das Böse (Krankheit, Unrecht, Unfrieden, Armut, Dummheit…) in jeder Form zum Verschwinden zu bringen. Es unterstützt uns einer dabei, der bewiesen hat, dass er’s kann.

Liebe Brüder und Schwestern!

Der widerwilligste Prophet der Bibel – wir haben heute in  der Lesung von Jona gehört – hatte den größten Erfolg.

Viele von uns werden mit seiner Geschichte nicht so vertraut sein: Bevor Jona nach Ninive geht und Gottes Auftrag ausführt, vergeht einige Zeit und es geschieht so manches: Jona will nämlich zuerst gar nicht nach Ninive. Erstens will er seine Ruhe haben, und zweitens leben in Ninive Heiden, die Stadt liegt im Ausland, und ihr Schicksal ist ihm denkbar egal.

Jona flieht vor dem Auftrag Gottes. Er tritt eine Schiffsreise an und will mit dem allen nichts zu tun haben.

Aber Gott ist hartnäckig. Er verfolgt den, den er sich als Propheten ausgesucht hat; das Schiff gerät in einen furchtbaren Sturm. Jona weiß sehr wohl, was los ist: Er ist gemeint. Gott will was von ihm. Er lässt sich vom Kapitän ins Meer werfen, dort wird er von einem Wal verschluckt, der ihn allerdings nach drei Tagen heil an Land bringt – praktischerweise in die Nähe von Ninive, denn da soll er ja hin.

Jetzt führt Jona seinen göttlichen Auftrag aus. Allerdings extrem lustlos. Ohne Begeisterung.

Er geht in die Stadt hinein. „Noch 40 Tage, und Ninive ist zerstört!“

Keine Rede von Gott, keine Rede davon, dass die Menschen eventuell umkehren sollen …

Aber das Unerwartete geschieht:

Die Leute von Ninive glauben an Gott. Sie ändern ihr Verhalten, fasten und beten. Die gesamte Einwohnerschaft dieser riesigen Metropole. Wo man drei Tage zum Durchqueren braucht – 90 km. In Sao Paulo, der damals größten Stadt der Welt mit 19 Mio Einwohnern, brauchte man 1993, als ich dort war, drei Stunden mit Bus oder Auto von einem Ende zum anderen.

Und Gott überlegt es sich anders. Die von Jona angekündigte Zerstörung bleibt aus.

Der Prophet hat mit all dem nicht gerechnet.

Nun ist er beleidigt.

So eine Umkehr der Menschen und Umkehr Gottes, so eine Barmherzigkeit Gottes, passen ihm nicht ins Konzept. Er hätte es sich so toll vorgestellt: Zuerst seine Strafpredigt, dann der gerechte Untergang der Heidenstadt.

Jona ist fix und fertig – Gott muss ihn erst wieder aufmuntern: „Wie hätte ich denn kein Erbarmen haben sollen mit 200.000 Menschen und noch dazu so viel Vieh…“

Was könnte das für uns bedeuten, mit uns zu tun haben?

Bei uns ist es oft nicht so, dass wir nicht gern Gottes Aufträge erfüllen würden.

Es ist leider so, dass wir gar nicht damit rechnen, Gott könnte einen speziellen Auftrag für uns haben.

Wir fürchten uns ein bisschen oder machen unsere Ohren halb zu, weil wir wohl glauben, Gott möchte was von uns – allerdings dass wir uns bessern, umkehren, usw. und so fort. Wir sind von der kirchlichen traditionellen Verkündigung noch immer ver-bildet.

Es wurde Jahrhunderte gepredigt: Wer bist denn du schon, bilde dir ja nichts ein, schon gar nicht, dass es irgendwie auf dich ankäme … oder dass du irgendwie annähernd wichtig wärest …

Es gab diese fatale Engführung: Berufung = (ist gleich) Ordensstand oder Priester.

Und das wollen die meisten Menschen nun eben doch nicht, also legt man das Hören auf Gott in Ermangelung geeigneterer Angebote ad acta.

Schade.

Denn es gibt so viele verschiedene Berufungen, wie es Menschen gibt.

Wir sind kraft unserer Taufe alle Propheten – und sicher ist auch der oder die eine oder andere Menschenfischer/in unter uns.

Es käme darauf an, wieder dieses Selbstbewusstsein zu bekommen: Ja, Gott meint mich persönlich. Ja, Gott spricht zu mir – zu lernen, in geistlicher Begleitung mit theologisch und geistlich erfahrenen Menschen kann man das lernen und prüfen -: was stammt da vom Heiligen Geist, was ist meine Persönlichkeit auch mit ihren Vorlieben und Erfahrungen und Handicaps, die das Gehörte filtert und ev. verändert … oder sogar missversteht.

Ein Kriterium wäre: Gott macht glücklich, führt zu mehr Frieden, Freude, Freiheit, Gerechtigkeit, Glauben, Hoffnung und Liebe.

Auch zu mehr Mut.

Mich beeindruckt an der Jona-Erzählung, dass er solchen Erfolg hatte, obwohl er höchst widerwillig und ohne eigene Motivation agiert. Vielleicht soll uns sein Beispiel erst recht mutig machen: Wenn wir das, was Gott wirklich will, tun, wird sich der Erfolg einstellen – mehr und rascher als wenn wir super ausgebildet und höchst motiviert irgendwas machen was auf unserem eigenen Mist gewachsen ist.

Eines ist notwendig, wenn wir unser prophetisches – oder auch sonst ein Charisma ausüben: Wir müssen Jesus zuerst nachfolgen. Das, was Jesus zu den Jüngern sagt, meint wörtlich: „hinter mich!“ –hinter Jesus hergehen, auf ihn schauen, von ihm lernen: wie verhält er sich, mit ihm reden, täglich oder öfter, Jesus als Lehrer betrachten für sich selber. Was würde Jesus tun – was sagt er zu diesem oder jenem …? Das war die einzige theologische Bildung, die die Fischer hatten – und sie reichte aus.

Und den Mut haben, das, was er uns sagt und zeigt, für wichtiger und relevanter zu halten als unsere Lebensgewohnheiten, kulturellen und religiösen Traditionen.

Alles was in unserer Kirche – und weltweit in Politik, Wirtschaft und Familien, … schief läuft, hängt damit zusammen, dass zuwenig gefragt wird: Was will Jesus – oder für Nichtchristen: was sagt uns der Geist Gottes, der ja zu jedem Menschen unmittelbar sprechen kann, Ninive war nicht das auserwählte Volk – und dass es zuwenig getan wird.

Wär doch was, wenn wir im kleinen schon einmal damit anfangen.