Wann haben Sie zuletzt gebetet?

Davon abgesehen, dass Gott sich über die Maßen freut, wenn Sie mit ihm/ihr in Kontakt treten, ist beten eines der wenn nicht das wirksamste Mittel, damit es uns gut geht.

Ausprobieren!

Wie?

Eine Übung für heute: Schreiben Sie 10 Dinge/Ereignisse …auf, für die Sie heute dankbar sind. Lesen Sie die Liste Gott vor. Formulieren Sie in Gedanken oder Worten einen Satz, den Sie ihm/ihr sagen.

Das wars schon.

Wie gesagt: ausprobieren!

Vor ein paar Tagen habe ich folgendes Buch fertiggelesen: “Die Stille der Frauen” von Pat Barker.

Der Stoff der Ilias, erzählt aus der Sicht der Briseis. Höchst spannend! Ich habe das Buch kaum aus der Hand gelegt. Natürlich: düster, traurig … außerdem weiß man, wie die Geschichte ausgeht.

Besondere Erkenntnis: Die Menschen damals bzw. die Figuren im Buch beten oft. Briseis’ Kommentar: Aber die Götter hören nicht, sie hören nicht auf einfache Menschen, sie erhören niemals die Gebete von Sklaven …

Ein immenses Glück, in der Tradition der Bibel aufgewachsen zu sein! Gott hört nicht auf die Gebete von Sklaven?

Ich weiß etwas anderes:

“Ich habe das Elend meines Volkes in Ägypten gesehen, und ihre laute Klage über ihre Antreiber habe ich gehört. Ich kenne ihr Leid. Ich bin herabgestiegen, um sie der Hand der Ägypter zu entreißen und aus jenem Land hinaufzuführen in ein schönes, weites Land, in ein Land, in dem Milch und Honig fließen …” Ex 3,7-8a

Das Buch gibt es z. B. bei Thalia, Libro und in jedem guten Buchgeschäft.

Predigt                                                            29. 8. 2021

Liebe Brüder und Schwestern, liebe Kinder!

Jesus meint, es ist wuscht, ob wir uns die Hände waschen? Kann das sein Ernst sein?

Eher nicht, oder?

Wir haben in den vergangenen eineinhalb Jahren gelernt, wie wichtig es ist, sich die Hände zu waschen – ja zu desinfizieren… wir sitzen mit einem Mundnasenschutz in der Kirche, weil wir niemand unwissentlich anstecken und gefährden wollen.

Wir haben aber leider auch erlebt, wie sich manche Menschen als Kontrollore aufspielen, und zwar nicht, weil sie um die Gesundheit der Menschen besorgt sind, sondern weil sie andere kontrollieren, sekkieren, schikanieren wollen. Das ist nicht ok. Jesus möchte, dass wir lieb und gut miteinander umgehen.

Die Bibelgelehrten damals haben sich enorm bemüht, sämtliche Gesetze, Reinheitsgebote der Heiligen Schrift bis ins Kleinste auswendig zu kennen – und sie haben bei ihren Mitbürgern peinlich genau darauf geachtet, ob die sich an alles halten. Ursprünglich wollten sie vermutlich Gott eine Freude damit machen. Aber zur Zeit von Jesus war es schon lange so, dass sie ihr Wissen und ihre Macht ausgespielt haben, missbraucht, dazu benutzt, die anderen zu sekkieren und zu schikanieren.

Und genau das möchte Jesus nicht.

Erinnert euch, dass es zuerst darum gehen muss, wie ihr im Herzen vor Gott dasteht, will er sagen – dass ihr lieb und gut seid zueinander, verständnisvoll und hilfsbereit… natürlich ist es vorteilhaft, sich die Hände zu waschen und alles sauber zu halten, Geschirr, Kleidung, Sachen … aber es gibt etwas, was noch wichtiger ist.

Wer erinnert sich an die Geschichte von den Geschenken für Tante Gusti?

Es waren doch drei gleiche Geschenke. War da vielleicht doch ein Unterschied dabei?

Ja, genau: Ein Kind wollte der Tante echt eine Freude machen mit der Karte.

Dem 2. Kind ist nichts Besseres eingefallen, es hat sich gedacht gute Idee, und es nachgemacht. Und das dritte Kind wollte sich nicht anstrengen und hat einfach irgendwas gemacht…und gedacht, es fällt bestimmt nicht auf.

Jesus möchte uns ermutigen, im Herzen ganz echt zu sein. Reden und Tun sollen zusammenstimmen.

Menschen können so schief und verbogen sein  – durch ihre Erfahrungen, Erziehung oder Gewohnheit …, dass ihnen das selber nicht mehr auffällt. Sie nennen sich christlich und sozial und treten gleichzeitig das Evangelium mit Füßen. In 9 von 10 Fällen …

Gott möchte es so – nicht wegen sich, sondern unseretwegen. Wir werden nicht glücklich, wenn wir halbherzig oder ein bisschen verkehrt herum irgendwas machen nur damit es nach außen für andere gut ausschaut.

Das wichtigste ist, dass uns Gott total wichtig ist, dass wir viel mit Gott reden, an ihn denken –  und wir unsere Mitmenschen so liebhaben wie uns selbst, dass sie uns so wichtig sind wie wir uns selber wichtig sind.

Gott interessieren Äußerlichkeiten nicht, wie beliebt und angesehen wir sind, wie reich wir werden, … unser Image – das Bild, das wir gern von uns vermitteln würden. Es zählt einzig, dass wir es ehrlich meinen mit dem Gutsein, und dass wir das Richtige tun.

Sensationell – der Leseabend mit Musik heute in Pucking – St. Leonhard.

“Briefe aus dem Exil” – es ging um Hugo Kauder und Erich Zeisl , zwei weltbekannte Komponisten aus Wien, die zuerst Österreich, dann Europa aufgrund ihrer jüdischen Abstammung 1938 verlassen mussten.

Untermalt, begleitet, vertieft durch Klezmermusik – jüdische, jiddische, Anklänge deutlich zu hören.

Die Texte waren recherchiert und vorgetragen von Karin Wagner.

Veranstalter: Der Kulturverein St. Leonhard, dessen Mitglied ich als Seelsorgerin der Pfarre Pucking bin.

Leute, Hut ab: Ich bin stolz auf euch, dass ihr diese Veranstaltung nach Pucking gebracht habt!

Hörtipp: Requiem Ebraico von Eric Zeisl, auf Youtube

Heute habe ich zweimal etwas erlebt, wo ich mir gedacht habe: Muss das sein?

Ich schaute kurz in die Lunzer Pfarrkirche – drinnen zwei Damen, in ein Gespräch vertieft. Laut, privater Austausch. Mundnasenschutz trugen sie beide nicht. Ich ging möglichst weit von ihnen weg, ihr Austausch von Neuigkeiten war jedoch nicht auszublenden, einfach zu laut, zu gut konnte man mithören. An Gebet oder nur kurzes Aufatmen – wozu man halt kurz eine Kirche betritt – war nicht zu denken. Die beiden dachten jedenfalls auch nicht daran, dass dies vielleicht gewünscht sein könnte …

Kurz nachdem sie hinausgegangen waren, kam ein Paar ohne Mundnasenschutz. Sie holten sie welche aus dem Auto, dann kamen 6,7 Personen – keine jungen, wahrscheinlich eine Pensionistenreisegruppe … die Hälfte mit Maske, die andere Hälfte ohne … Ich verließ die Kirche … kurz vor dem Ausgang bemerkte ein Senior ziemlich selbstgefällig mit einem abschätzigen Blick auf meinen Mundnasenschutz: Na, man braucht ja doch in einer Kirche keine Maske mehr …

Einige seiner KollegInnen widersprachen ihm zwar gleich, aber mir war das auch zuviel. Ich habe ihm erklärt, was Sache ist. Ob ers geglaubt (!) hat, kann ich nicht beurteilen…

Es wundert mich nicht, dass die Infektionszahlen im Steigen begriffen sind.

Nur: ich, ich, ich … ob das für andere ok ist, ist wurscht. Keine Ehrfurcht vor der Gesundheit und dem Wohlbefinden anderer Menschen. Und selbst nicht vor dem Gesetz bzw. vor der kirchlichen “Hausordnung” wenn man so will, den Instruktionen der österreichischen Bischofskonferenz.

Liebe Brüder und Schwestern!

Das, was die Menschen da so unerträglich finden; Jesus hat ja gesagt: Wer mein Fleisch ist, wird in Ewigkeit leben. Für die frommen Juden damals eine immense Zumutung. Sie stellen sich da Kannibalismus vor – und sie merken auch, dass Jesus von seiner eigenen Göttlichkeit spricht, und beides ist absolut tabu …

Aber ich möchte heute zur Lesung etwas sagen.

Wahrscheinlich haben Sie sie schon öfter gehört, und das starke Bedürfnis gehabt, auf der Stelle aufzustehen und die Kirche zu verlassen… Mir ist das selber einmal so gegangen, im Urlaub, diese Stelle wurde vorgelesen, und ich war schon weg.

Wieso stehen solche Worte überhaupt in der Heiligen Schrift? Ist ja heilig, also wichtig und wahr … oder?

Die biblische Theologie spricht von einer Hierarchie der Wahrheiten. Auf Rang 1 ist einmal das, was wir auch im Glaubensbekenntnis aufsagen – und das Beispiel, das Jesus mit seinem Leben und Reden gegeben hat.

Dann gibt es Historisches und spirituell Erbauendes, Weisheitsworte und gute Ideen.

Und unter ferner liefen rangiert alles, wo wir wissen, dass es zeit- und kulturbedingt ist. Z. B. war eben zur Zeit der Bibelautoren noch nicht bekannt, dass die Erde ein Planet ist … oder die Forderung im AT, Andersgläubige und Ketzer seien zu töten oder die ganzen Speise- und Reinheitsvorschriften des Judentums.

Man könnte es so ausdrücken: die wussten es damals halt nicht besser.

Was bei Texten wie dem heutigen Lesungstext aufregt: Die wussten es durchaus schon einmal besser. Die Autoren oder der Autor dieses Abschnitts – es handelt sich nicht um Paulus, aber in der Antike galt es als guter Ton, in der Tradition eines großen bekannten zu schreiben unter dessen Namen, heute würden wir sagen, das ist eine Fälschung oder der maßt sich etwas an…

Paulus redet noch ganz anders: Frauen sollen ein Kopftuch tragen, wenn sie predigen, das Evangelium verkünden oder sich die Haare schneiden lassen – oder: Es gilt nicht mehr Jude und Grieche, nicht Mann und Frau., alle sind 1 in Christus, d. h. Geschlecht und Volkszugehörigkeit sind absolut wurscht vor Gott. Äußerlichkeiten. Und diese spielen keine Rolle angesichts der Erlösung und Neuschöpfung durch Christus.

Und jetzt in der 2, Generation nach Jesus passiert etwas, das die Kirche jahrhundertelang geprägt hat.

Die Anhänger der neuen Jesusbewegung werden immer zahlreicher. Langsam fallen sie auf in ihrer heidnischen Umgebung. Und es fällt ihnen auf, dass sie auf Unverständnis stoßen: In der Urkirche predigen Frauen, missionieren, leiten die Hauskirche, meistens reiche Witwen mit einem großen Haushalt.

Im römischen Reich der Antike war die Situation der Frauen ähnlich wie bei uns oder vielleicht im Englischen Imperium im 19. Jahrhundert. Sie konnten Geschäfte tätigen und ziemlich selbständig agieren, solange sie alleinstehend oder verwitwet waren. In der Ehe waren sie vom Wohlwollen des Mannes abhängig. Im Judentum v. a. am Land war es so wie jetzt im hintersten Orient, z. B. wie es die Taliban gerade wieder einführen oder durchsetzen wollen.

In Rom konnten Frauen sehr reich und einflussreichsein, aber politisch bzw, öffentlich tätig werden konnten sie nicht.

Und jetzt geschieht etwas in den Christengemeinden: Man will anerkannt sein bei den Menschen der Umgebung, die Interesse zeigen – und passt sich an. Das, was Jesus gesagt und getan hat – naja, müssen wir ja nicht ganz so extrem betreiben, nicht wahr?

Es ist der feministischen Theologie der 70er und 80erJahre zu verdanken, dass diese Erkenntnis in die offizielle katholische Theologie gekommen ist.

Die Autoren des Epheserbriefes und andere haben allerdings eines gemacht: Sie haben die Liebe betont. Wir wissen: Menschen haben damals genauso wenig oder selten geheiratet, weil sie sich ineinander verliebt haben wie bei uns bis vor 100 Jahren … und die Männer sind nicht besonders rücksichtsvoll mit ihren Frauen umgegangen im Normalfall.

In diesem Text mit seiner ausgesprochen schrägen Beweisführung – was hat der Umstand, dass Jesus das Haupt der Kirche ist, mit dem Geschlechterverhältnis zu tun? – aber die Autoren benützen das, um liebevolles Verhalten einzufordern.

Ein bissl christlicher Humanismus statt der authentischen jesuanischen Botschaft von der Gleichwertigkeit aller Menschen.

Sie haben, so hoffe ich, nicht geahnt, dass sie 1900 Jahre die Predigt oder Vorstellung von der Zweitrangigkeit der Frau einzementiert haben … In Österreich haben wir erst seit 1986 keine Familien- oder Haushaltsvorstände mehr …

Wenn wie in der Bibel etwas entdecken, wo wir uns denken na servas, dann bleiben wir bei unserem Gefühl des Unbehagens. Die Texte sind heilig, aber nicht, weil sie oberstes Gebot oder absolut richtig sind, – wir stellen uns Gott oft so vor wie die Taliban. Sie haben sich ein Bild von Gott gemacht nach ihrem eigenen: Sie sind das männliche Oberhaupt, das keinen Widerspruch duldet, und Gott ist noch viel mächtiger, also gilt das bei ihm (IHM!) umso mehr …

Widersprüchlichkeiten sollen uns anregen v. a. zum persönlichen Gebet: He, Jesus, mich beutelts, wenn ich das lese oder höre – was soll das? Er schickt dann den Heiligen Geist, und wir kommen drauf.

Predigt                                                                   Mariä Himmelfahrt 2021

Liebe Brüder und Schwestern, liebe Kinder!

Es sind gerade 10 Tage her, seit die Olympischen Spiele wieder vorbei sind. Ein sportliches Großereignis, das alle 4 Jahre stattfindet. Menschliche Verkörperungen von Gesundheit, Kraft und Geschicklichkeit, Durchtrainiert sein … waren in den Medien präsent.

Überhaupt brauchen wir auch sonst das ganze Jahr über nur die Zeitung aufmachen oder den Fernseher aufdrehen, und sofort springen einem die Bilder von Jugend, Schönheit, Fitsein bis ins hohe Alter … ins Auge.

Die modernen Mythen sind das – früher handelten Märchen und Sagen von Jungbrunnen oder verschiedenen Geheimnissen, die ewiges Glück versprachen.

Und wenn wir schon bei Olympia sind: In der griechisch-römischen Antike rechnete man übrigens damit, dass die Sieger der Bewerbe als Gottheiten unter die Himmlischen aufgenommen würden – als neue Gestirne am Götterhimmel.

Die Sehnsucht nach Unvergänglichkeit, nach Unzerstörbarkeit ist so alt wie die Menschheit selbst.

Und Gott, so meine ich, versteht diese Sehnsucht zutiefst, ja ich meine, hat sie uns selbst ins Herz gelegt – eine Ahnung und ein Wissen, das wir uns bewahrt haben – wie es eigentlich ausschauen soll – dass Gott uns liebt und deswegen auf ewig bei sich haben möchte…

Jetzt feiern wir heute, dass Maria aus Nazaret körperlich bei Gott anwesend ist, in seiner Dimension. Schwer vorzustellen? Vielleicht erinnern wir uns an die Sonntage nach Ostern, wo immer es ständig darum geht, dass der auferstandene Jesus den Jüngern und Jüngerinnen begegnet: Sie konnten ihn angreifen, spüren, der Thomas greift in die Wunden – Jesus konnte essen und trinken, er muss das nicht mehr tun, aber es ist offenbar möglich.

Wir alle werden das einmal an uns selber erleben, wie das ist. Wir glauben ja an die Auferstehung des Fleisches – die Materie, die ohnehin physikalisch gesehen zu 99,9 % aus luftleerem Raum besteht, in dem die Elektronen kreisen, wird in ihren erlösten Urzustand zurückkehren oder neu einen solchen annehmen, und dann gibt es keinen Unterschied zwischen Diesseits und Jenseits mehr …

Ich denke, vielen von Ihnen ist bekannt, wann das Dogma von der leiblichen Aufnahme Marias in den Himmel verkündet wurde: …

Sinnvollerweise fast direkt nach dem Ende des 2. Weltkrieges, nach dem größten Morden in der Geschichte der Menschheit. Auch um eindrücklich festzuhalten: Alle die unschuldig Ermordeten in den Konzentrationslagern, die vorwiegend zum gleichen Volk gehörten wie einst Maria, die Opfer der Bombenangriffe und des anschließenden Hungers sind nicht weg und für immer vernichtet und von der Bildfläche verschwunden, sondern befinden sich gut aufgehoben bewahrt und lebendig in der unmittelbaren Nähe Gottes.

Wie heutzutage die Ertrunkenen im Mittelmeer, die ihrer nun neu ihrer Lebens- und Entwicklungschancen beraubten Mädchen in Afghanistan, die ermordeten Frauen in Österreich und weltweit, die abgetriebenen Embryonen weiblichen Geschlechts in China – um nur einige Beispiele zu nennen – sie alle halten sich in der Gegenwart Gottes auf als seine nächsten Verwandten und Bekannten.

Es wäre der Mühe wert gründlich darüber nachzudenken, wie das sein wird, sobald ihre Mörder und Misshandler ebendort eintreffen …

Jedenfalls werden sie damit konfrontiert, dass es bei Gott keine unwichtigen Menschen gibt oder welche, die weniger wert wären …

Aber bleiben wir bei uns – hier und heute.

Unser Leib ist heilig. Wir sind unser Leib, wir sind unsere Seele, unser Bewusstsein – wir sind ein Teil der Natur.

Und in ebendieser Natur finden wir alles, was wir zum Leben brauchen. Zum Beispiel höchst nützliche und wirksame Heilpflanzen. Ein Geschenk des Himmels. Und oft umsomehr gerade die, die wir normalerweise nicht beachten oder als Unkraut klassifizieren.

Löwenzahn, Brennessel, Schafgarbe, Beifuß, Spitzwegerich, Augentrost, Holler …

Gott hat die Absicht, dass es uns gut geht und dass wir glücklich sind. Freuen wir uns darüber.

Es gibt eine ganz neue Tendenz: Weiße (nun ja, helle halt, Europäer o. ä.) Menschen dürfen sich nicht für dunkelhöutige engagieren – weil: erst recht Rassismus.

Männer dürfen sich nicht für Frauenrechte einsetzen oder zu Wort melden, – weil: erst recht Sexismus.

Wahrscheinlich existieren noch mehr Varianten …

Meine Meinung. Man kanns auch übertreiben.

Im Geiste Jesu: wer sich engagiert nach bestem Wissen und Gewissen, ist willkommen und bewirkt etwas. Gottes Ruach macht vollkommen, was an unserem wollen und tun unvollkommen sein mag.

Daran glaube ich.

Und: Liebe ist wichtiger als Korrektheit. (steht in der Bibel)

Predigt                                                         7./8. 8. 2021   Pucking

Liebe Brüder und Schwestern!

Wir lesen das manchmal in der Zeitung, oder wir hören es in den Nachrichten: Der bekannte Politiker XY, … irgendwas ist vorgefallen, ein besonderer Misserfolg meistens,  – zieht sich ins Privatleben zurück.

Es reicht.

Jetzt mach ich das, mit dem ich mich von Jugend an auskenne, ich geh auf Nummer sicher, da kann nichts schief gehen, ich will meine Ruhe haben.

Ich kenne das heute wieder von einer Reihe hochgradig engagierter Menschen in der Kirche, die sich ins Privatleben zurückziehen – ehemalige Pfarrgemeinderäte, Religionslehrerinnen, Vorsitzenden von kirchlichen Gremien.

Begeistert waren sie in den Anfängen, der Aufbruch des 2. Vatikanischen Konzils, wohl auch die eigene Jugend damals, die Hoffnungen und Erwartungen, die sich knapp vor ihrer Erfüllung zerschlugen … Die Lage in der Kirche ist jetzt so –dass sie sich einwintern und warten auf bessere Zeiten… oder dass sie einfach gehen.

Liebe Brüder und Schwestern: So ähnlich, aber noch ärger, ist es dem Elia gegangen, hören wir in der Lesung. Er ist total fix und fertig und wünscht sich nur mehr den Tod – seine Ruhe will er haben, für immer.

Der Grund dafür – und der kommt im Text leider nicht vor: die Königin hat ein Kopfgeld auf ihn ausgesetzt. Elia hat sämtliche Baalspriester hinmetzeln lassen, nach dem er vorher eine Wette gegen sie gewonnen hat. Elia hat ein Gottesurteil inszeniert, welches Opfertier besser brennt, auf dessen Seite ist der mächtigere Gott, Jahwe gegen Baal – über sein Opfertier hat er Hektoliter Wasser schütten lassen, und trotzdem ist sein Opfer anstandslos verbrannt und das der versammelten Mannschaft an Baalspriestern, der Religion der Königin, nicht.

Und jetzt ist er auf der Flucht, mit knapper Not der Rache entkommen, mitten in der Wüste – statt als strahlender Held die Jahwereligion in Israel neu festigen.

Trotz Großleistung gescheitert.

Und geradeso geht es heute vielen, die trotz enormer Anstrengung keine Erfolge sehen, wo Pläne nicht aufgehen, Projekte scheitern, Lebensentwürfe platzen bevor sie sich erfüllt können.

Auch wir erleben das, und sind wir verzweifelt oder ziehen uns – zum Selbstschutz – zurück.

Und genau in solche Situationen hinein möchte Gott uns neuen Mut zusprechen, Kraft geben…

Drei Sonntage hindurch geht es um die Brotvermehrung, in all ihren Varianten und mit Nachwirkungen.

Die Speisung der 5000 – beinahe aus dem Nichts heraus – soll allen Menschen der Zukunft, nachdem sie sich ereignet hat, Mut machen: Jesus ist jederzeit in der Lage, uns zu stärken und neu aufzurichten.

Und er machts geduldig. Der Prophet Elia will zuerst gar nicht. Er isst und trinkt und dreht sich auf die andere Seite, um weiterzuschlafen. Aber beim dritten Mal ist er so weit und so gut drauf, dass er wieder das tun kann was ansteht.

Wir brauchen Erholungsphasen – oder Zeiten der Trauer, des Verarbeitens, des Verschnaufens – Gott weiß das, sie hat uns immerhin erschaffen.

Wir brauchen Zeiten, damit wir zu uns selber kommen, gründlich nachdenken und beten.

Ein besonders wichtiger Grund, warum sehr engagierte und fähige, tüchtige Menschen oft den Hut draufhauen, ist es, dass sie die Verbindung zu Gott nicht spüren.

Sie können irgendwann einfach nicht mehr, weil ihre eigene Kraft und Geduld aufgebraucht sind.

Sie haben es übersehen, dass die eigentliche Kraft von oben kommt.

Und dass sie immer kommt, wenn wir darum bitten.

Es ist halt leider in zu glauben, es sei schlecht, wenn man nicht alles allein schafft und um Hilfe bitten muss. Viele genieren sich irgendwie vor Gott, dass sie es nötig haben.

Es ist weit verbreitet, einem anderen Gott zu huldigen als Jahwe. Dem “Wassa“ Gott. „Wassa – gen die Leute“, „Wassa-gen die Nachbarn, die Kollegen, die Familie… „Schau, die/der schafft es nicht!“ Was Gott zu sagen hat, bleibt gleichgültig. Sogar wenn es lautet: „Du schaffst es weil ich dir helfe“.

Wir werden einen immensen Zuwachs an Kraft bemerken – weil Gottes Möglichkeiten unendlich sind.

Im Einsatz für andere, auch wo lange kein Ergebnis in Sicht ist.

Im Glauben, dass Frieden möglich ist und Versöhnung auch nach der 77. Enttäuschung und nach dem schweren Rückschlag. Sehen wir das Gute im Mitmenschen – und wo wir es nicht gleich sehen – suchen wir es!

Lassen wir uns den Hunger nach Gerechtigkeit niemals stillen durch materielle Placebos (Wohlstand, gesellschaftlicher Aufstieg, Privatleben, Vergnügungen …) – und lassen wir uns niemals die Sehnsucht ausreden, die Sehnsucht danach, dass alles auch ganz anders sein könnte, dass es einen Sinn hat sich einzusetzen ohne sichtbaren Nutzen für uns –

Wir werden die Kraft haben, wenn wir sie uns schenken lassen.

Amen.

Ich habe mich soeben angemeldet: (www.versoehnungsbund.at)

Tagung des Internationalen Versöhnungsbundes

12. – 14. November 2021 in Linz

Angesichts der multiplen Krise der Gegenwart (Demokratie, Geflüchtete, Klima, Wirtschaft, Pandemie…)
stellen wir uns bei dieser Tagung die Fragen:

Wie hängen Frieden und Sicherheit mit heutigen Herausforderungen zusammen?

Wieviel Frieden und wieviel Sicherheit brauchen wir und wie können sie erreicht werden?

Unser Ausgangspunkt ist der seit mehreren Jahren in Deutschland laufende Prozess „Sicherheit neu denken“ (www.sicherheitneudenken.de). Bestehende Initiativen der Vereinten Nationen (Agenda 2030 für eine nachhaltige Entwicklung), der OSZE oder der EU und das staatliche Engagement Österreichs (z.B. Neutralität, Abrüstung,  Ziviler Friedensdienst) werden genauso einbezogen wie Konzepte der Friedensforschung und Aktivitäten der friedensbewegten Zivilgesellschaft. Gemeinsame, umfassende und menschliche Sicherheit geht über militärisch verstandene staatliche Sicherheit weit hinaus. Und was kann die Grundhaltung und Methodik der aktiven Gewaltfreiheit zu einem gerechten und nachhaltigen „Frieden durch friedliche Mittel“ beitragen?

Die Tagung richtet sich an alle (Organisationen, Initiativen und Einzelpersonen), die an einer Transformation der aktuellen Krisen und ihrer Ursachen interessiert sind und daran mitarbeiten wollen. Sie versteht sich als Impulsveranstaltung für die mögliche (Weiter-)Entwicklung einer österreichischen, europäischen und globalen Friedens- und Sicherheitspolitik.

Organisatorisches

Die Tagung findet im Präsenzmodus unter Beachtung der im November gültigen Corona-Bestimmungen statt!

Tagungsbeitrag: € 40,00 (Richtwert, höherer oder niedrigerer Beitrag nach Selbsteinschätzung möglich)

Anfragen zu Informationen, Anmeldung, Kosten, Übernachtungsmöglichkeiten: office@versoehnungsbund.at

Die Tagung findet großteils im Hotel Kolping, Gesellenhausstr. 5, 4020 Linz statt.
Die Eröffnungsveranstaltung Frieden – Sicherheit – Gewaltfreiheit wird im Pressezentrum im Alten Rathaus, Hauptplatz 1, 4020 Linz abgehalten!

Programm

Freitag, 12. November

ab 16.00               Eintreffen im Hotel Kolping, Registrierung
17.30                     Abendessen

19.00                     Eröffnungsveranstaltung: Frieden – Sicherheit – Gewaltfreiheit

Ort: Pressezentrum im Alten Rathaus, Hauptplatz 1, 4020 Linz

Kurzfilm von Johanna Tschautscher (Filmemacherin): „Sicherheit neu denken“

Impulsvorträge und Diskussion:

Karen Hinrichs (Evang. Landeskirche Baden, Friedensinstitut Freiburg): Die Initiative „Sicherheit neu denken“ und der gewaltfreie Beitrag christlicher Kirchen zum Frieden
Werner Wintersteiner (Zentrum für Friedensforschung und Friedensbildung, Uni Klagenfurt und ASPR Schlaining): Eine Kultur des Friedens und der Gewaltfreiheit – Frieden und Sicherheit auf Österreichisch
Cristina Yurena Zerr (Int. Versöhnungsbund – Österreich): Frieden und Sicherheit durch gewaltfreie Aktion?
David Stögmüller (NR-Abg., Sicherheitssprecher der Grünen): Gewaltfreiheit in der Politik?

Gemütliches Beisammensein


Samstag, 13. November

Ort: Hotel Kolping, Gesellenhausstr. 5, 4020 Linz

WS 1: Cristina Yurena Zerr und Jakob Frühmann: Gewaltfreie Aktionen und Ziviler Ungehorsam am Beispiel Aktionen gegen Nuklearwaffen und Seenotrettung
WS 2: Katrin Seifried: Klimagerechtigkeit – Handlungsspielräume und lebensschützender Widerstand am Beispiel Fridays for Future

AK 1: Kirchen als Trägerinnen einer neuen Sicherheitspolitik? Mit Karen Hinrichs und NN (kath. Kirche)
AK 2: Kultur des Friedens und der Gewaltfreiheit – die Kampagne „Heimatland Erde“ und der Beitrag der Friedensbildung. Mit Werner Wintersteiner
AK 3: Frieden, Sicherheit und Waffen? Zur österreichischen Friedens- und Sicherheitspolitik. Mit Thomas Roithner (Friedensforscher/Uni Wien und Internat. Versöhnungsbund) und Lukas Wank (Österr. Institut für Frieden und Konfliktlösung/ASPR Schlaining, Think & Do Tank „Shabka“, Offizier im österr. Bundesheer mit Auslandseinsatzerfahrung)
AK 4: Bedingungsloses Grundeinkommen als Grundlage für sozialen Frieden. Mit Paul Ettl (Friedensakademie Linz)

12.00     Mittagessen

13.30     Spaziergang zum Mahnmal für aktive Gewaltfreiheit (Impuls von Reiner Steinweg/FI Linz) und zur Gedenkstele für Franz und Franziska Jägerstätter im Mariendom (Impulse von Bischof Manfred Scheuer und Elisabeth Jungmeier/Pax Christi Österreich)

15.00     Workshops und Arbeitskreise (Teil 2)

19.00     Festveranstaltung „100 Jahre Versöhnungsbund in Österreich“
Grußworte: Bischof Manfred Scheuer (Kath. Kirche), Superintendent Gernot Lehner (Evang. Kirche), u.a.
Videobotschaft von Hildegard Goss-Mayr (Ehrenpräsidentin des Internat. Versöhnungsbundes)
Gespräch über (Erfolgs-)Geschichten der Gewaltfreiheit: mit Norbert Mayr (Anfänge des VB in Österreich), Irmgard Ehrenberger, Pete Hämmerle, u.a.
Musik: Peter Mayer Hofkapelle
Buffet

Sonntag, 14. November

Ort: Hotel Kolping, Gesellenhausstr. 5, 4020 Linz

09.30     Was entsteht aus dem Impuls der Tagung?

11.00     Mitgliederversammlung des Internat. Versöhnungsbundes, österr. Zweig

13.00     Mittagessen