Verklärung – Erklärung …

Liebe Brüder und Schwestern!

Solche Lichtblicke und Sternstunden wünschen wir uns auch manchmal, denke ich:

Da erleben Petrus, Jakobus und Johannes, wie die beiden berühmtesten, bekanntesten, wichtigsten Gestalten ihrer Religionsgeschichte plötzlich vor ihnen stehen und mit Jesus reden.

Die Frage ist: ob wir nicht solche Momente erleben könnten, ja tatsächlich erleben – aber darüber ein bisschen später.

Der theologische Gehalt dieser Evangeliumsstelle ist sehr dicht.

Bald nach diesem Erlebnis geht es nach Jerusalem; Leiden und Kreuzigung Jesu sind nicht mehr fern. Die Jünger werden an Jesus zweifeln, sie werden verzweifelt sein.

Ich denke, Gott will ihnen etwas auf den kommenden schweren Weg mitgeben – ihnen und Jesus auch. Es soll klar feststehen, wer dieser Jesus ist. Das, was die Stimme aus dem Himmel sagt – wie bei der Taufe Jesu -: Das ist mein geliebter Sohn, an dem ich Gefallen gefunden habe -, wird durch das, was geschieht, gezeigt.

Mose und Elia. Erinnern wir uns kurz: wer sind die?

Mose, der eigentliche Religionsgründer der Juden. Das Erlebnis beim brennenden Dornbusch: Gott stellt sich vor mit Namen JAHWE, ich bin da. Ich habe die Tränen gesehen, die Schreie gehört. Nun bin ich herabgestiegen, um mein Volk aus Ägypten herauszuführen. Gott als der, der die Unterdrückten befreit, für sie in der Wüste sorgt und in menschenfreundlicher Weise mit einer Ordnung ausstattet, den 10 Geboten, mit der jeder zu seinem Recht kommen kann, mit deren Hilfe man gut zusammenleben kann.

Elia, der, als er sich gescheitert und am Ende glaubt, Gott nicht im Erdbeben, Feuer und Sturm erfährt, sondern im leichten Säuseln des Windes. Gott sanft, tröstend, aufbauend… Elia ist der Legende nach nicht gestorben, sondern entrückt worden von einem Himmelswagen.

Jesus ist der dritte und größte dieser Reihe: auch mit dem Gottesbild, das er repräsentiert – und der er selbst ist: Freiheit, neue, bessere Ordnung als zuvor, Gott als der Barmherzige, den Menschen zugewandte – das geknickte Rohr bricht er nicht, und den glimmenden Docht löscht er nicht aus…

Und: da Mose und Elia als Persönlichkeiten eindeutig für die drei Apostel erkennbar sind, leben sie offenbar – mit dem Tod ist nicht Ende und Schluss. Sie leben in der Dimension, im Bereich Gottes – auch die leuchtende Wolke und das strahlend weiße Licht (ihrer Gewänder) sind im AT Hinweise auf die Anwesenheit Gottes.

Und dann ist aber noch eine weitere Dimension der frohen Botschaft drin, genau für uns heute, die wir ohnehin an das Leben nach dem Tod und die Auferstehung glauben:

Erstens stelle ich mir bei diesen Stimmen, die aus dem Himmel erschallen, weibliche Stimmen vor. Die höchste Himmelsmacht, die Schöpfergöttin.

Und: Diese himmlische, andere Realität, diese Dimension, in der Göttin anwesend, erfahrbar, gegenwärtig ist, anzutreffen ist für uns, für jede und jeden von uns: das ist der Ort, wo wir herstammen. Unsere eigentliche Heimat. Wir alle sind Götter und Göttinnen, Geschwister des Jesus, wir haben Anteil daran , und was immer über uns hereinbrechen mag (wie alles, was über Jesus aus Nazaret hereingebrochen ist), kann uns im Endeffekt nichts anhaben.

Wo immer wir uns engagieren für das Gute auf diesem Planeten, und sooft wir Rückschläge erleben und womöglich keinen Ausweg mehr sehen können, dort gilt die Botschaft uns: Wir sind nicht allein auf unsere kleine im Hier und Jetzt dieser Erde sichtbaren Menschlichkeit gestellt und von allen guten Geistern verlassen, wie man sagt, sondern im Gegenteil: Sämtliche himmlische Möglichkeiten und Ressourcen sind unser, wir können und dürfen auf sie zurückgreifen, wir brauchen nicht machtlos zuzusehen, wie alles immer schlimmer wird.

Wunderbare machtvolle Wesen sind wir – und wenn diese Wirklichkeit mitunter durchscheint, sichtbar wird, dann ist das keine Illusion.

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