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Liebe Brüder und Schwestern!

Was haben die Sterndeuter aus dem Osten für Jesus mitgebracht?

Gold, Weihrauch und Myrrhe.

Magier waren es, die wissenschaftliche und religiöse – diese Bereiche waren ja damals nicht getrennt – Elite ihres Landes, Erleuchtete und Heilige ihrer Religion, Weise. Sie wussten, was sie taten.

Gold steht für Reichtum – ein würdiges Geschenk für einen König.

Weihrauch ist für Gott bestimmt, für den liturgischen Gebrauch, und deutet darauf hin: sie haben erkannt, was das für ein Kind und König ist:  Sie ehren Gottes Wirklichkeit, die sich da zeigt im Stall von Bethlehem.

Und Myrrhe: Das Allheilmittel der Antike, Medizin, schmerzlindernd, entzündungshemmend, Keimtötend, stärkt Immunsystem und beschleunigt die Wundheilung – in Ägypten wurde Myrrhe zur Mumifizierung der Leichname verwendet; man schrieb der Myrrhe als Wirkung die Auferstehung des Toten zu. Myrrhe war das Kostbarste, was man jemand schenken konnte. Die Myrrhe begegnet uns wieder bei Jesu Kreuzigung.

Wir werden erinnert: Jesus ist ganz Mensch geworden, sterblich, krankheitsanfällig – verwundbar – , er wird diese Gabe brauchen.

Die drei Weisen tun das genaue Gegenteil von dem, was Herodes – der lebens- und gottfeindliche Gegenpol – im Sinn hat.

Er beabsichtigt, den neuen König raschestmöglich auszuschalten.

Dazu gibt er sich einen frommen Anstrich: Die Schriftgelehrten lässt er nachforschen, was die Bibel zum Geburtsort des Messias sagt – und die, die da zu ihm gekommen sind aus der Fremde und aufrichtig Gott suchen, spannt er für seine Zwecke ein – sie sollen ihm mit ihrer Spiritualität für sein lebensfeindliches System behilflich sein.

Liebe Brüder und Schwestern, das Evangelium schildert da Zustände, wie sie auf dieser Erde immer wieder im Lauf der Geschichte herrschen – und wie sie auch in unserer Zeit Bedingungen schaffen, die z. B. die Sternsingeraktion nötig machen.

Es ist heute durchaus üblich und gilt als normal, sich so wie Herodes zu verhalten.

In unserer Wirtschaftsordnung machen die Reichen die Armen immer noch ärmer. Wer den eigenen Status gefährdet, wird fertiggemacht – Staaten tun das auf militärische Weise, Firmen versuchen die Konkurrenz auszuschalten, Normalverbraucher mobben ihre Kollegen.

Die Heiligkeit des Lebens, die Anwesenheit Gottes beim Menschen wird nicht wahrgenommen – weil Gott nicht dort gesucht wird, wo er zu finden ist, sondern in abgehobenen Sphären – Religion wird in allen Systemen missbraucht um Menschen klein zu halten und zu beherrschen.

Medizin ist Medizin nicht zum Heil, sondern zum Tode, wo die Pharmaindustrie erforschen lässt, was Profit verspricht, und wo Medikamente nicht zu Menschen gelangen dürfen, die sie dringend brauchen, obwohl sie sich ganz leicht und billig herstellen ließe – aber man muss ja am Patent verdienen … – oder wo die gute medizinische Versorgung von der Finanzkraft des Patienten abhängig ist.

Die kleinen Könige sammeln Geld – Gold, damit das Lebensnotwendige für viele arme Menschen zur Verfügung gestellt werden kann.

Zugleich geht es um die Ausbreitung des Evangeliums: Im Geringsten z. B. in den Elendsvierteln der 3. Welt, ist ja Gott gegenwärtig. Jesus identifiziert sich mit den Menschen, die im Amazonasgebiet ständig um ihre Rechte, ja um ihr Leben, um ihre Lebensgrundlage gebracht werden.

Im folgenden Auszüge aus dem Aktionsheft:

Die indigenen Völker in Amazonien leben seit Jahrhunderten in und vom Regenwald, sie verstehen sich als WächterInnen von Amazonien, und verteidigen den Wald gegen Raubbau und Zerstörung.

Ihre Lebensweise ist von starkem Gemeinschaftsgefühl und von Respekt vor allen Lebewesen geprägt. Diese Haltung der Schöpfung gegenüber ist ein überaus wichtiger Beitrag, um den Regenwald als grüne Lunge der Erde für unser Weltklima zu schützen.

Amazonien brennt.

Wer den Regenwald zerstört, raubt den indigenen Völkern die Lebensgrundlage und missachtet Rechte, die ihnen von der Verfassung her zustehen. Die derzeitige brasilianische Regierung kurbelt die skrupellose Ausbeutung durch – auch europäische – Konzerne und Agrobusiness an: Brandrodung für Sojaanbau für Futtermittel, Weideflächen für den Export von Rindfleisch, Abholzung für Möbel aus Teak und Mahagoni, Produktion von Palmöl, illegaler Abbau von Gold und Bauxit.

Aggressives Profitstreben ohne Rücksicht auf Menschen und natürliche Mitwelt hat zur Folge, dass die indigenen Völker mit brutalen Mitteln gezwungen werden, ihr Land zu verlassen. Immer wieder kommt es zu illegalem Eindringen und zu Gewalt bis hin zu Morden, oft mit Rückendeckung durch die staatlichen Stellen – die wurden ja zuvor geschmiert.

Stellen wir uns folgendes vor: Unsere Regierung lässt zu, dass multinationale Konzerne sich im Salzkammergut breitmachen und alles unternehmen dürfen, was ihnen gut erscheint – wo die einheimische Bevölkerung stört, bringt sie einfach zum Verschwinden … wen schert es, dass die da den Hof und die umliegende Landschaft schon 500 Jahre im Familienbesitz haben?

Genau das geschieht in Brasilien mit dem Land der Indigenen.

Abgesehen von dem himmelschreienden Unrecht: Mit jedem weiteren Verlust an Regenwald nähern wir uns der Klimakatastrophe für die ganze Menschheit.

Die indigenen Völker von Amazonien sind bereit, für ihr Überleben und den Erhalt des Regenwaldes einzutreten. Unsere Partnerorganisation CIMI (Indigenenpastoral der brasilianischen Kirche) steht ihnen dabei zur Seite.

Eine Mitarbeiterin dieser Organisation formuliert die Ziele:

Die Autonomie der indigenen Völker stärken, sie bei ihrem Recht auf ihr Territorium unterstützen und wirtschaftliche Eigenversorgung, medizinische Betreuung und kulturell abgestimmte Bildung ermöglichen.

Es geht um die Achtung, die jedem Menschen entgegengebracht werden muss als Gottes Ebenbild und Tempel des Heiligen Geistes.

Predigt                                Sonntag der Heiligen Familie, 26. 12. 2021

Liebe Brüder und Schwestern, liebe Kinder!

Was ist eine Familie? – Das weiß jede/r, oder? Oder doch nicht?

Es gibt Idealbilder, die stammen aus dem Bürgertum des 19. Jahrhunderts, eigentlich aus der Romantik, unter anderem hergeleitet aus der Bewegung um Jean Jacques Rousseau mit dem Slogan „Zurück zur Natur“.

Vater und Mutter mit einigen Kindern, die sich selbst um die Erziehung derselben kümmern.

Kinder, die bei den eigenen Eltern aufwuchsen, waren damals keine Selbstverständlichkeit.

In den Adelshäusern kam der Nachwuchs meist mit ca. 7 Jahren außer Haus, um Umgangsformen bei einer anderen, im Idealfall bessergestellten Familie, wenn möglich am Königs- oder Herzogshof, zu lernen – oder in ein Kloster, um ab der Kindheit an dieses Leben gewöhnt zu sein.

Bei den Bauern kamen jüngere Kinder als Arbeitskraft zu anderen, vielleicht die beiden vielversprechendsten Töchter zu Lernzwecken, um später den eigenen Hof als Hausfrau führen zu können; oft starb die Mutter im relativ jungen Alter an den Folgen einer Geburt oder der Vater an einem Arbeitsunfall (Blutvergiftung), Kinder wurden auf Verwandte und Freunde aufgeteilt und hatten dort ein Leben als Magd oder Knecht vor sich.

Im besten Fall konnte ein großer Bauernhof alle Kinder selbst ernähren bzw. als Arbeitskraft brauchen, dann bildeten ca. 20 oder mehr Personen – incl. Gesinde – eine Großfamilie; ebenso in den städtischen Handwerkerhäusern.

Die Mutter übte in allen drei Fällen als Hausfrau eine Leitungsfunktion zur Versorgung der Großfamilie aus und hatte denkbar wenig Zeit für den eigenen Nachwuchs.

Heiraten konnten oder durften übrigens die wenigsten; dazu musste eine Versorgungsgrundlage gegeben sein. Sehr viele uneheliche Kinder lebten in den verschiedenen Systemen – Höfen und Häusern, und zwar eher nicht zusammen mit den leiblichen Eltern.

Der Vorteil: Kinder hatten immer eine Reihe von anderen Menschen, Bezugspersonen um sich, waren niemals einsam, hatten mehrere Vorbilder zur Auswahl, es war immer jemand da zum Reden, Trösten, Erklären …

Familie wie wir sie heute kennen oder – die Form verändert sich ja bereits wieder – oder wie wir sie selber kennengelernt haben und als Ideal und vorstellen, ist ein Produkt der Industrialisierung, der Berufstätigkeit außer Haus und der Mechanisierung des Alltags – es blieb Zeit und die Wohnungen waren klein und wurden ab dem 3. Kind unbequem. Ca. 100, eher nur 60 – 70 Jahre lang in der westlichen Welt die vorherrschende Form. Vorteil der bürgerlichen Kleinfamilie: Versorgungssicherheit; Geborgenheit, Zuwendung, Innigkeit zwischen Kindern und Eltern. Nachteil: in jeder 5. Familie spielt Gewalt eine Rolle – ist das Ausgeliefertsein. Man kann nicht aus, schon gar nicht als Kind. Ein Bauernhof war groß und wenn der Bauer im Suff ausrastete, war da immer noch wer, der einen liebhatte und beschützte.

Und jetzt schauen wir uns die Familien an, die in den heutigen Bíbeltexten vorkommen. Beide sind ja als Vorbild gedacht, als heilig.

Sara und Abraham sind eine lange Zeit verheiratet, ein kinderloses Ehepaar, das sich sehr liebt – aber es fehlt etwas. Gott verspricht Nachwuchs, es tut sich lange nichts, also zeugt Abraham mit der Dienerin Saras ein Kind, das stellt sich als problematisch heraus, das Kind und seine Mutter müssen wieder verschwinden …

Maria und Josef: beiden wird zugemutet, ihre Lebensplanung umzustoßen, Gott hat ein bisschen Aufwand und Mühe damit, den Josef dazu zu bringen, Maria, die schwanger ist ohne sein Zutun, nicht zu verlassen und als Verlobte mit sich zu führen … man weiß nicht, ob sie jemals geheiratet haben…

Zwei Familiensituationen, die wir alles andere als ideal einstufen würden …

Was macht diese Familien zu heiligen Familien?

Gott ist dabei. Zu Allerheiligen betonen wir jedesmal, dass „heilig“ nicht „perfekt“ bedeutet. Heilig ist nicht die perfekte Form, sondern dass Gott eine Rolle spielt, dass die Menschen, die eine Familie bilden, etwas mit Gott zu tun haben. Auf Gott hören.

Wenn wir verunsichert sind angesichts der verschiedenen Familienformen, der Entwicklungen im Zusammenleben, die uns Sorgen machen … es käme ja nur darauf an, dass die beteiligten Menschen Gott in ihr Herz aufnehmen, dass Gott mit ihrem konkreten Leben etwas zu tun bekommt …

Ja, Menschen und erst Recht Kinder benötigen Geborgenheit, einen sicheren Halt, vertrauenswürdige Menschen – Menschen, die einander Liebe und wohlwollen entgegenbringen, die einander – nicht nur den Kindern, sondern auch die Erwachsenen untereinander – einen guten Raum zum Wachstum eröffnen und offenhalten … ob das die biologischen Eltern, Männer oder Frauen oder beides sind, diese Frage stellt sich erst nach den ersten beiden.

Familien sind heilig, weil die die beteiligten Menschen heilig sind – heilig und heil sind wir, wenn wir im Bewusstsein leben, dass wir immer schon zur heiligen Familie gehören – ihr seid die Familie des Herrn, singen wir in einem Lied – und Jesus sagt: Wer den Willen Gottes tut, ist mir Schwester, Bruder und Mutter.

Im Reich Gottes spielen die biologischen Verwandtschaften sowieso nicht wirklich eine Rolle. Im Advent wird öfter der Stammbaum Jesu vorgelesen – finde das jedesmal lustig – höchstens der Stammbaum Josefs. Alle die genannten bei Abraham angefangen sind mit Jesus überhaupt nicht biologisch verwandt.      Genausowenig wie Sie und ich. Oder genausosehr.

Predigt am Weihnachtstag

Liebe Brüder und Schwestern!

Ich beginne mit einem Text:

Dieser Tag hat der Welt ein anderes Gesicht gegeben. Sie wäre dem Untergang verfallen, wenn nicht in dem heute Geborenen für alle Menschen ein gemeinsames Heil aufgestrahlt wäre … Wer richtig urteilt, wird in diesem Geburtstag den Anfang des Lebens … für sich erkennen … Die Vorsehung, die über allem Leben waltet, hat diesen Mann zum Heile der Menschen mit solchen Gaben erfüllt, dass er uns und den kommenden Geschlechtern als Heiland gesandt ist. Jedem Krieg wird er ein Ende setzen und alles herrlich machen. In seiner Erscheinung sind die Hoffnungen der Vorfahren erfüllt … Mit dem Geburtstag des Gottes beginnt für die Welt das Evangelium das sich mit seinem Namen verbindet.

Inschrift von Priene, bezieht sich auf Kaiser Augustus.

Da kommt uns manches ganz bekannt vor.

Die Evangelisten haben die bekannten Formulierungen – solche Lobgedichte auf Augustus waren gang und gäbe – verwendet und auf Jesus umgemünzt. Der Kaiser maßt sich de göttliche Legitimierung an – dieses kleine Kind im unbekannten Ort Betlehem kann sie beanspruchen.

Liebe Brüder und Schwestern, von wo her erwarten wir uns Licht und Heil?

Da gibt es Regierungschefs, Parteien, Politiker, den neuen Präsidenten, oder ein Star, wenn der seine Meinung äußert zu bestimmten Themen… oder bekante Wissenschafter, Wirtschaftschefs … da erwarten wir uns Aufschwung und Rettung – oder vor dem Jahreswechsel vielleicht noch von der Astrologie oder von Wahrsagern die massenweise, so scheint es, ihre Prognosen anbieten.

Oft, zu oft, bleiben wir mit unseren Erwartungen und unserer Hoffnung im rein menschlichen Bereich.

Obwohl wir Christen sind.

Das Johannesevangelium redet in der Sprache der hohen Philosophie. Für das Kind armer Eltern im Stall in der armseligen Krippe, an unbekanntem Ort, auf freiem Feld, im Unterstand der verachteten Hirten … verwendet er den Namen: Licht und fleischgewordenes Wort.

Die Uhren gehen anders, als man es üblicherweise glauben möchte: Gottes Ordnung ist eine andere als die menschliche, gesellschaftliche, politische, wirtschaftliche, kulturelle … total konträr…

Und es wird auch gleich gesagt: er kommt nicht an. Zu anders – zu klein zu unscheinbar zu gewaltlos und hilflos …  … Man hätte sich anderes erwartet.

Dieses Licht ist von Anfang an bedroht. Wir merken es, wenn wir unser Christsein ernst nehmen wollen: Da ecken wir an, wie Jesus, da fordern wir Widerspruch heraus, da riskieren wir unsere Ruhe, da kämpfen wir gegen Windmühlen …

Ja, es gibt auch die Erfolge – Hilfsbereitschaft, Anständigkeit, Ehrlichkeit, soziales Engagement … Geschwisterlichkeit unter Menschen –

Aber was ist das gegen so viel anderes? Dunkles aber auch Schrilles, Grelles, das den kleinen Lichtschein übertönt und überblendet?

Ist das wahr: die Finsternis hat es nicht erfasst?

Jetzt feiert alle Welt Weihnachten. 90 % haben mit dem Glauben und mit dem Christsein allerdings nichts am Hut. Weihnachten gibt es in Indien und China und in Filmen und Büchern- Brauchtum, die Herzen werden weich –  … ein beliebtes Fest.

Könnte es nicht sein, dass es wahr ist –

Könnte es nicht sein, dass alle diese Menschen, die Weihnachten feiern, wie auch immer – diese Hoffnung noch wach halten, diese Sehnsucht noch spüren, immer noch: dass es andere Werte gibt als Wachstum und Geld und politische Macht – dass das Kleine Wert hat, dass Gott sich interessier für die am Rand, für die draußen – dass das Gute und Wahre am Ende Recht behalten wird – und alle kleinen zaghaften Versuche Licht in die Welt zu bringen, niemals zum Scheitern verurteilt sind – sondern Bestand haben und Wirkung zeigen werden …?

… aus einem einzigen Grund: Weil mit der Menschwerdung, mit der Geburt Gottes als Kind der Mittelpunkt des Weltgeschehens woanders hingeraten ist, als die Weltordnung und die Mächtigen und Vornehmen es für möglich halten – das Datum unseres Weihnachtsfestes wurde in der frühen Kirche absichtlich auf den 25. Dezember gelegt, das war in Rom das Fest des Sol Invictus, des unbesiegbaren und unbesiegten Sonnengottes. Jesus ist größer, soll das bedeuten, die Sonne wird irgendwann nicht mehr da sein – Jesus Christus schon.

Das Zentrum der Weltgeschichte liegt nicht in Washington oder Moskau oder Peking, oder Rom – sondern in Betlehem, im brasilianischen Amazonien, in Moria oder Sipbach oder Hasenufer –  Gott selbst, das Licht der Welt, kam und kommt jedesmal an die Peripherie, zu den kaum Wahrgenommenen und zu den Verachteten, zu den Armen,  zu jedem und jeder von uns.

Das schwarze Schaf Billy

Billy war traurig.

Die anderen Schafe hatten wieder einmal miteinander gespielt, gefressen und vor dem Schlafengehen Neuigkeiten ausgetauscht – aber ohne ihn. Jeden Tag ließen sie ihn merken, dass er irgendwie nicht dazugehörte, dass sie ihn nicht dabeihaben wollten, weil er anders war.

Alle Schafe hatten ein weißes Fell – nur Billy war schwarz.

Seine Mutter hatte ihn jedes Mal mit großen runden Augen angeschaut, wenn er zu ihr gekommen war – und oft hatte sie ihn stundenlang abgeleckt in der Hoffnung, dass die Farbe abgehen würde und ihr Sohn so aussehen würde wie die anderen.

Billy war mit dem Gefühl, ein Außenseiter zu sein, vertraut.

Heute aber war es besonders schlimm.

Die Hirten der Schafe waren ganz aufgeregt, froh und ein bisschen ängstlich zugleich – und diese Stimmung hatte sich auf die Schafe übertragen: Ein Gefühl der Erwartung und Vorfreude hatte sie noch lange vom Schlaf abgehalten.

Freilich, mit Billy redete niemand.

Heute schubsten ihn die größeren weißen Schafe mehrmals weg, als er ihnen lästig wurde mit seinen Fragen; sogar seine Mutter tat so, als würde sie ihn nicht bemerken.

Dabei hätte Billy zu gern gewusst, worum es ging. Es musste wohl etwas Besonderes und Schönes sein, soviel hatte er begriffen.

Nun kauerte Billy einsam in der Ecke des kleinen Stalls, in dem er schon oft seine Zuflucht genommen hatte. Tränen kullerten über sein Fellgesicht, und er wünschte sich wie so oft, dass alles doch ganz, ganz anders wäre …

So sehr war Billy mit seinen Gedanken beschäftigt, dass er die Leute erst bemerkte, als sie schon mitten im Stall standen. Erschrocken drückte sich das kleine schwarze Schaf in den dunkelsten Winkel.

Der Mann richtete Stroh zu einem Haufen zusammen, auf den sich die Frau mit einem Seufzen sinken ließ.

In den nächsten Stunden war ziemlich viel los im kleinen Stall. Hirten kamen und gingen; zwei ihrer Frauen blieben, und gegen Mitternacht war ein Menschenjunges geboren worden, das nun in der einen Futterkrippe ruhig lag.

Die Hirtenfrauen waren wieder gegangen, die Eltern des Babys eingeschlafen.

Nun traute sich Billy aus seiner Ecke hervor. So gern wollte er das neugeborene Kind sehen – er wusste jetzt, worum es bei der Aufregung bei Hirten und Schafen gegangen war.

Vorsichtig näherte Billy sich der Krippe. Einmal nur dem Kind ins Gesicht sehen…… Aber wie erschrak das kleine schwarze Schaf, als sein Gegenüber plötzlich die Augen öffnete – und ihn, Billy, den niemand mochte, anlächelte. Billy war so froh, dass er sich an das Kind kuschelte – und zugleich mit diesem glücklich einschlief.

Billy erwachte, weil Menschen miteinander redeten.

Ah, da ist ja der kleine Ausreißer … ja, wenn ihr ihn brauchen könnt, bittesehr, nehmt ihn als Geschenk von uns …

Zuerst erstarrte Billy, als er die Hirten hörte. Aber dann öffnete er die Augen, es war schon mitten am Tag, er sah ein wunderschönes liebevolles Gesicht, das sich jetzt weiter zu ihm herunterneigte. „Ja, so ein liebes kleines Schaf – es wird der erste Spielgefährte für unser Kind sein“, sagte die Mutter des Kleinen, und dabei kraulte sie Billy sanft hinter den Ohren.

Beten – wie geht das? Soll ich wirklich diese alten Formeln aufsagen? Oder wenn es heißt: Mit Jesus reden wie mit einem Freund …

Und manchmal bringe ich gar nicht die Energie auf …

Du hast dir deinen Gebets- oder Feierplatz am Vorbereitungstag hergerichtet.

Setz dich doch einfach hin und zünde die Kerzen am Adventkranz an – oder die eine Kerze, die du dir hingestellt hast.

Schau einfach in die Flamme.

Sei einfach da.

Du musst nichts Besonderes tun.

Bleib 5 Minuten sitzen.

Wenn du möchtest, stell dir vor, dass Jesus bei dir am Tisch sitzt.

Wenn es dir Freude macht, sing zum Abschluss ein Adventlied, das du kennst.

Das ist alles.

„Und alle Menschen werden das Heil sehen, das von Gott kommt.“ (Lk 3,6)

So steht es im heutigen Sonntagsevangelium. Und es ist auch dringend nötig.

Gestern haben wir von Barbara gehört, die als Märtyrin gestorben ist. Ihre Legende spielt im Gebiet der heutigen Türkei,

Wir denken oft nicht daran, dass Zwangsverheiratungen von minderjährigen Mädchen in vielen Kulturen gang und gäbe sind. Ein Eingriff in die persönliche Integrität und Entscheidungsfreiheit, wie er größer kaum sein kann.

Die Freiheit, das eigene Leben eigenverantwortlich zu bestimmen und zu gestalten, haben nicht nur die meisten Frauen und Mädchen in den orientalischen Ländern nicht, sondern immer noch zu viele weltweit.

Ohne Zugang zu Bildung, Beruf, sauberem Wasser, Gesundheitsversorgung und gesellschaftlicher Anerkennung ist die Entscheidungsfreiheit erheblich eingeschränkt.

Uns Christen kommt es zu, nach dem Vorbild Jesu Gottes Heil zu jedem Menschen zu bringen, bis in die entferntesten Winkel der Erde.

Das Nachdenken darüber, wie und was wir unternehmen können, kann in diesem Advent beginnen, an besten jetzt gleich.

Du hast gestern ein paar Dinge aufgeschrieben, die du gern von Jesus geordnet haben möchtest.

Wahrscheinlich hast du über die Angelegenheiten, die jetzt nicht in Ordnung sind, schon öfter nachgedacht, vielleicht stören sie dich schon lange.

Und es kann sein, dass du Jesus bisher nicht gebeten hast, etwas zu unternehmen.

Du kannst das jetzt tun.

Und dann: Warte eine Weile.

Hör noch nicht auf zu beten.

Hör hin. Spüre hin.

Wenn du mit Jesus reden kannst, ist er anwesend. Im Grund genauso anwesend wie damals in Palästina und so wie dann, wenn er als König des Himmels wiederkommen wird.

Der einzige Unterschied: Unsere 5 Sinne können ihn jetzt nicht wahrnehmen.

Aber wenn du ganz still wirst, siehst du auf einmal, was du tun oder dazu beitragen kannst, dass ein Konflikt, eine Unrechtssituation, eine aussichtslose Lage, etwas, das ganz und gar verkehrt läuft, sich zum Besseren verändert.

Du kannst sicher sein: Jesus möchte jetzt schon, dass alles in eine, in seine gute Ordnung kommt …

Montag, 29. 11. 2021

Im gestrigen Sonntagsevangelium (Lk 21,25-28.34-36) ging es darum, dass Jesus einst als Herrscher über alles wiederkommt und die ganze Erde „richten“ (in Ordnung bringen, herrichten) wird.

Wenn Jesus JETZT käme, live und echt: Worum würdest du ihn bitten, dass er es in Ordnung bringt?

Es kann etwas ganz Persönliches sein (z. B. Streit in der Familie, Lernschwierigkeiten …) oder die ganze Menschheit betreffen (Klimawandel, …)

Schreib alles auf, was in Ordnung kommen soll!

Tipp: Verwende für Schreibübungen ein Tagebuch oder einen Schreibblock, damit nichts verlorengeht. Manche deiner Aufzeichnungen wirst du später noch brauchen.

Lk 21,25-28.34-36 – Evangelium von 1. Adventsonntag

In jener Zeit sprach Jesus zu seinen Jüngern: 25 Es werden Zeichen sichtbar werden an Sonne, Mond und Sternen und auf der Erde werden die Völker bestürzt und ratlos sein über das Toben und Donnern des Meeres. 26 Die Menschen werden vor Angst vergehen in der Erwartung der Dinge, die über die Erde kommen; denn die Kräfte des Himmels werden erschüttert werden. 27 Dann wird man den Menschensohn in einer Wolke kommen sehen mit großer Macht und Herrlichkeit. 28 Wenn dies beginnt, dann richtet euch auf, und erhebt eure Häupter; denn eure Erlösung ist nahe.

34 Nehmt euch in Acht, dass Rausch und Trunkenheit und die Sorgen des Alltags euer Herz nicht beschweren und dass jener Tag euch nicht plötzlich überrascht, 35 wie eine Falle; denn er wird über alle Bewohner der ganzen Erde hereinbrechen. 36 Wacht und betet allezeit, damit ihr allem, was geschehen wird, entrinnen und vor den Menschensohn hintreten könnt.

Predigt Christkönigsonntag 2021

Liebe Brüder und Schwestern, liebe Kinder!

„Bist du ein König?“ Der römische Statthalter ist vorsichtig. Die Anhänger eines Königs könnten einen Aufstand beginnen, wenn er ihren Anführer zum Tod verurteilt. Andererseits: Die Anhänger gibt es offenbar schon…Wenn er ihn nicht verurteilt, ist er selber dran. Ich denke, er hofft, dass Jesus die Frage mit „Nein“ beantwortet. Dann kann er ihn nämlich freilassen, was er sowieso vorhat.

Zwischen König und König ist ein Unterschied.

Das Königsein hat sich im Lauf der Geschichte entwickelt.

Im frühen Mittelalter war König derjenige, der aufgrund eigener Tüchtigkeit – Kampferfolg, Gefolgschaft und Persönlichkeit – zum Anführer wurde. Andere Fürsten schlossen sich dem an, dem sie die Führungsrolle – zumindest momentan in einer Krisensituation – zutrauten.

Die Artuslegende und auch die König-David-Legende im Judentum erzählen von Königen dieser Art.

Dass die Königswürde mit der Zeit erblich wird und der Verwandtschaftsgrad wichtiger wird als die Eignung, das entwickelt sich in allen Völkern so.

Und irgendwann werden die Monarchen mehr schädlich als nützlich, und sie verschwinden so oder so …

Das Modell setzt auf freie Wahlen, damit die Chance besteht, dass wieder die Tüchtigsten eines Landes das Sagen haben …

Menschen, die sich für das Wohl der Gemeinschaft einsetzen, die bereit sind, Verantwortung zu übernehmen, werden immer seltener.

Wenn sie ehrlich und klug sind, erkennen sie genau: Aus eigener Anstrengung ist vieles nicht zu schaffen. Man kann es nie jedem recht machen, es sind Entscheidungen zu treffen, die möglicherweise fast niemand freuen, aber richtig sind, und bei bestem Willen und aller Umsicht kann leicht Wichtiges übersehen werden … allwissend ist eben niemand.

Ich bin mir sicher, viele Politiker/innen oder auch Verantwortliche oder Vorsitzende verschiedener Gremien fühlen sich öfter wie dieser Jesus, der schon die Dornenkrone aufhat – mehr Bürde als Würde…

Hier durchzuhalten, nicht das Handtuch zu werfen, das geht nur mit einer gesunden Spiritualität, mit tiefem Glauben. Wenn Gottes Geist als Kraftspenderin dahintersteht …

Ab heute sind wir hier in der Pfarre Pucking aufgerufen, KandidatInnen für den nächsten Pfarrgemeinderat vorzuschlagen.

Wie wir als Staatsbürger der Souverän des Volkes sind, die Verantwortung haben, unser Land und Volk zu gestalten, so sind wir als Katholiken, als Christen berufen, die Gemeinde vor Ort zu gestalten. Zu Königinnen und Königen sind wir bei unserer Taufe ja sowieso gesalbt worden.

Wir tragen die Verantwortung, der Ball liegt bei uns.

Allerdings dürfen wir den guten König, den Souverän des ganzen Universums, bei uns wissen. Jesus Christus, dem alles zu Füßen gelegt ist, der den Kampf zwischen Gut und Böse bereits für sich entschieden hat, steht hinter uns…

Wir fühlen uns heute gerade wieder verzagt und ohnmächtig, wütend und verzweifelt – angesichts der Lage.

Aber dass alles gut ausgehen wird, mit der Welt, mit der Menschheit, mit der – mit den Glaubenden im großen Stil, nicht mit einer Konfession oder Pfarre -, wenn wir unseren Beitrag dazu leisten.

Das dürfen wir als Christen nie aus den Augen verlieren.

Alles ist sein Eigentum, heißt es in einem Lied.

Ja, Gott greift in die Geschichte ein, ins Weltgeschehen, davon spricht die Bibel in immer neuen Variationen. Aber nicht ohne unsere Mitwirkung.

Gott, Jesus, ist kein König, der Untertanen braucht.

Gott, Jesus, möchte uns frei und glücklich. Das hat einen Preis, wenn wir nicht wollen, dass uns wer anderer beherrscht. Wir müssen das dann höchstpersönlich selber übernehmen: Selbstbeherrschung.

Ganz sicher möchte er unser König sein: der sich um uns kümmert, dass es uns gut geht, dass wir frei sind – deswegen mag er das ganz und gar nicht, wenn wir andere Könige (oder sogar Götter) haben neben oder statt ihm.

Auch die Angst, die wir vielleicht jetzt neu haben, darf uns nicht knechten, unterdrücken, beherrschen. Genausowenig wie andere Menschen oder das Geld, die Karriere, die Firma, ja nicht einmal unsere Familie. Erst recht nicht Süchte oder Krankheiten, oder fixe Ideen, Traditionen oder Systeme … – wenn und sobald wir Gott als König annehmen, verteidigt er uns vor sämtlichen selbsternannten Königen, die Untertanen suchen…

Jesus Christus verteidigt unsere Freiheit – uns stärkt unsere eigene Verantwortung.

Lassen wir ihn das tun.

Amen.

Predigt                                    Elisabethsonntag     13. / 14. 11. 2021

Liebe Brüder und Schwestern, liebe Kinder!

So, das soll also eine frohe Botschaft sein? Da kann man ja richtig Angst bekommen…

Alles bricht zusammen oder auch auseinander, sogar die kosmische Ordnung funktioniert nicht mehr…

Weltuntergang…

Wir haben schon darüber geredet heute, wovor wir Angst haben und wie wir damit umgehen bzw. wie wir damit fertig geworden sind…

Für die Menschen damals, als dieser Text geschrieben wurde, war das, was Jesus da sagt, genau das, was ihnen in ihrer Angst geholfen hat. So unglaublich das heute jetzt für uns klingt.

Die Christen wurden verfolgt, das Heimatland von Jesus war erobert und besetzt von Feinden, in Rom und anderswo waren sie in der Minderheit, dass Jesus möglichst bald wiederkommt und mit all den menschlichen Furchtbarkeiten ein für alle Mal aufräumt, das war ihre große, ihre einzige Hoffnung.

Unsere Ängste sind anders.

Wir haben auch viele Wörter für verschiedene Arten – da gibt es leichtes Unbehagen, spürbare Beunruhigung, stärkere Besorgnis, tiefe Sorge, Befürchtungen, Furcht vor bestimmten Dingen, Menschen, Ereignissen, vor einer Aufgabe, vor einer Operation, Krankheit usw. … Panik gibt es und leichtes Schaudern, Erschrecken und Horror…

Angst klingt deswegen so schrecklich, weil sie oft diffus ist und man nichts Konkretes unternehmen zu können glaubt.

Angst vor der Zukunft – wie wird es weitergehen. Das beschäftigt uns.

Heute ist auch Elisabethsonntag, wo es um die Armen in unserer Gesellschaft geht.

Wir dürfen bei all unserer Angst, die wir vielleicht haben, eines nicht übersehen:

Bei vielen ist all das, wovor man sich fürchten könnte, bereits eingetroffen.

Familie und Partnerschaft zerbrochen, Gesundheit weg, Arbeitsplatz weg, Geld zu wenig …

Viele Menschen weltweit erleben hautnah und lebensbedrohlich die Auswirkungen des Klimawandels, der Naturzerstörung. Trockenheit südlich der Sahara nimmt Nahrungsquellen und Wasser und treibt in die Flucht.

Bosheit, Egoismus, Geltungswahn erzeugt Diktaturen, Gewaltherrschaft. Die Flüchtlinge ander Grenze zwischen Litauen, Polen und Weißrussland …

Kriege – die hat alle einmal jemand angefangen …

Unsere Aufgabe als Christen ist es, nicht Ängste zu beschwichtigen oder wegzubeten, sondern die Gründe für die Ängste zu beseitigen.

Ja, Gott ist anwesend in dieser Welt und interessiert sich dafür, was wir machen und hilft auch gern – aber er hat jedem von uns 2 Hände und ein Gehirn und ein Herz gegeben, Fähigkeiten, …

Beten hilft, wenn es momentan gilt, unseren eigenschock zu bekämpfen, jeder Helfer in der Notsituation muss das zuerst machen, um sinnvoll und wirksam helfen zu können. Der Glaube an Gottes liebende Nähe ist die beste Voraussetzung dafür, dass wir uns unseren Ängsten stellen können.

Aber dann – gleich dann – sind wir aufgerufen etwas zu tun.