welches Jenseits?

Predigt                                                                                           9./10. 11. 2019

Liebe Brüder und Schwestern!

Im Evangelium ist von Sadduzäern die Rede, klugen, einflussreichen Leuten, die einmal die Elite stellten in Israel. Sie können mit der Auferstehung nichts anfangen, halten das alles auch für neumodisches Zeug. Als sie Jesus in ein Gespräch verwickeln, verraten sie, dass sie sich die neue Welt nur als Fortsetzung der alten vorstellen könnten. Wenn sieben Brüder, Männer – letztlich ist es egal – eine Frau haben: wem wird sie gehören? Der Himmel als Wiederkehr – eine furchtbare Vorstellung. Wer entscheidet dann, wer entscheidet sich für, wer gegen – einen? Dann sogar letztmalig und für immer! Die große Not, die Menschen schon zu Lebzeiten miteinander haben, überdauert dann den Tod. Dann gehörte der Himmel den Platzhirschen – und den Diven. Ich fürchte: Für mich wäre kein Platz … Ich möchte nicht mehr kämpfen … Ich kann nicht mehr.

Die Indios im von Spaniern und Portugiesen eroberten Lateinamerika haben damals reihenweise Selbstmord begangen. Die katholischen Missionare haben nämlich gepredigt, dass Selbstmörder nicht in den Himmel kommen. Und die unterdrückten Menschen haben eine furchtbare Angst gehabt, dass sie dann im Jenseits, in der Ewigkeit, wenn sie in den Himmel kommen, so wie sich das im 17. Jahrhundert die strenggläubigen Katholiken vorgestellt haben, dass sie dann ihre Zwingherren wieder treffen … Und diese Vorstellung war für sie derart unerträglich, das wollten sie um jeden Preis vermeiden.

Nein, nicht die Wiederholung des Alten, des ewig Gleichen! Jesus zeigt die Würde der Menschen in der Welt Gottes: Engeln gleich – durch die Auferstehung zu Töchtern und Söhnen Gottes geworden. Ich weiß: die Worte können nur andeuten, sie versuchen etwas zu fassen, das sich in Worten nicht fassen lässt. Aber sie verändern etwas bei und unter uns: Ich möchte Tochter, möchte Sohn Gottes sein! Da bekommt sogar die “alte” Welt ein neues Outfit. Allen Unkenrufen zum Trotz: Menschen dürfen wieder hoffen!

Die Sadduzäer damals, aus ihren Reihen kamen auch die Hohenpriester, waren vergleichbar mit einem Adel, einer gehobenen Gesellschaftsschicht. Es ging ihnen gut, sie hatten sich so weit mit den Besatzern arrangiert – haben Sie den Film „Ben Hur“ gesehen? Wie der Jude aus vornehmem reichem Haus mit dem römischen Offizier befreundet ist, mit ihm an Wettkämpfen teilnimmt …

Diesen Menschen ging es gut. Natürlich wollten sie im Himmel eine Fortsetzung, eine Steigerung noch des jetzt Bestehenden.

In unserer Zeit ging esden Menschen nie so gut wie seit Ende der Sechziger Jahre bis vor kurzem.

Kein Wunder, dass man sich vom Jenseits eine Steigerung des Bestehenden erwartet, immer noch mehr, immer noch besser. Konsumdenken bis nach dem Tod. Kein Wunder, dass die Vorstellung der Wiedergeburt plötzlich so attraktiv geworden ist.

Was ich in diesem Leben nicht erlebt habe, kann und darf ich in einem nächsten nachholen… Negativ gesprochen: Probleme, die ich jetzt auf Erden nicht lösen kann, nehme ich mir als Aufgabe, als Arbeit zum Abarbeiten, in dasoder die nächsten Leben mit.

Da müssen wir als Christen dagegenhalten: Nein danke!

Wir dürfen glauben: Jesus hat uns erlöst, von der Erbsünde. Wir brauchen keinerlei Lasten und Arbeitsaufträge dieser Art und aufbürden lassen – er trägt sie ja, hat sie aufgelöst und aufgehoben am Kreuz.

Gott selber hat uns ein für allemal von solchen Dingen – von diesem Übel – befreit.

Seltsam, dass, statt dieses unermessliche Geschenk dankbar und voll Freude anzunehmen es heutzutage wieder Menschen gibt, die das alles selber regeln wollen — für Menschen ungeheuer schwierig, dauert wohl wirklich mehrere Leben, bis es geschafft ist – wenn überhaupt …

Aber Gott zwingt uns nicht. Wenn jemand lieber unter der Herrschaft des Karma steht – ist nicht verboten. Wer will, darf die negativen Auswirkungen falschen und bösen Handelns selber ausbaden. Ist ein Glaubensabfall, Menschen, die das tun, kündigen Jesus Christus das Vertrauen auf – sietrauen ihm nicht zu, dass er unsere Sünden, die Schuldverstrickung, die negativen Muster der Menschheitsgeschichte, tatsächlich getragen und beseitigt hat – und zwar für immer.

Zum Glück gibt es Jesus, und zum Glück gibt es dieses heutige Evangelium.

Im Reich Gottes herrschen andere Gesetze, andere Prioritäten – als wir im allgemeinen annehmen.

Gott betrachtet Menschen als ganze Persönlichkeit, die Bibel nennt das „er schaut aufs Herz“; weitere Begleitumstände wie Geschlecht, Familienstand, Beruf, Nationalität, Familienname spielen im Jenseits keine Rolle mehr.

Wir tun gut daran und sind von Jesus herzlich dazu eingeladen, ihnen schon im Hier und Jetzt keine allumfassende Bedeutung beizumessen.

Im Grund geht es darum, dass wir endlich begreifen: Gott ist unser bester Freund.

„Ich habe dich in meine Hand geschrieben“ und wir sind unendlich geliebt … lassen wir uns das genügen.

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