Das „Vater unser“ kennt ihr – es kennen fast alle Menschen dieser Erde, über das Christentum hinaus.

Wir sind heute eingeladen, es 2x zu beten, langsam, durchzumeditieren …

  1. Ganz normal, Satz für Satz – mit dem Bedenken dessen, was das gerade für mich bedeutet
  2. Mit folgender Zusatzinformation:

Jesus hat niemals „Vater“ gesagt.

Das Wort, das er verwendet hat, um Gott zu bezeichnen, lautet

ABBA

Papa, Väterchen, Paps, Vati … so wie kleine Kinder den rufen, der ihnen helfen soll, die Schuhe zuzumachen, beim Klogehen, beim Brotstreichen, beim Schlafengehen eine Geschichte vorliest, ihnen radfahren lernt, …

Vertrauen und Nähe pur.

Jesus wäre angeeckt, keiner hätte ihn ernst genommen in seiner Religionsgemeinschaft, hätte er

AMMA

Gesagt, „Mama“.

Muttergottheiten gab es im Heidentum, das war tabu. Nicht einmal im Ansatz durfte da Ähnliches gedacht, ausgedrückt, geglaubt … werden.

Obwohl es Spuren dieser weiblichen Gotteserfahrung im Alten Testament gibt.

Mama, Papa, – beides ist gleich richtig. Gott ist ja nicht Mann noch Frau.

Nur: „Vater“ im patriarchalen Sinn, als Familienoberhaupt usw.  – ist ganz bestimmt falsch.

Also auf, lasst uns beten!

Unser Abba, der du bist im Himmel,

geheiligt werde dein Name (Jahwe – ich bin da),

dein Reich komme,

dein Wille geschehe –

wie im Himmel, so auf Erden.

Unser tägliches Brot gib uns heute

und vergib uns unsere Schuld,

wie auch wir vergeben unseren Schuldigern (Schuldnern).

Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen.

Denn dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit.

Amen.

Ich habe schon so viel gebetet – warum erhört Gott meine Gebete nicht?

Sicher kennen Sie diese Bibelstelle:

Darum sage ich euch: Bittet, dann wird euch gegeben; sucht, dann werdet ihr finden; klopft an, dann wird euch geöffnet. Denn wer bittet, der empfängt; wer sucht, der findet; und wer anklopft, dem wird geöffnet. Oder ist unter euch ein Vater, der seinem Sohn eine Schlange gibt, wenn er um einen Fisch bittet, oder einen Skorpion, wenn er um ein Ei bittet? Wenn nun schon ihr, die ihr böse seid, euren Kindern gebt, was gut ist, wie viel mehr wird der Vater im Himmel den Heiligen Geist denen geben, die ihn bitten. Lk 11, 9-13  

Wenn das Kind um eine Schlange oder einen Skorpion bittet – werden wir die Bitte erfüllen? Sicher nicht – und zwar im Interesse des Kindes …   Was ist wirklich gut – oder das Bessere – für uns? Für die Gemeinschaft (Familie, Firma, Pfarre, Staat, Verein,…), in der wir leben und wirken? Für die gesamte Menschheit? Für einen Menschen, der uns nahesteht?   Ja, wir sind aufgerufen, zu bitten, zu bitten und noch einmal zu bitten. Aber wir sind auch aufgerufen und herausgefordert zu größerem Gottvertrauen. Es kann sein, dass wir um etwas bitten, das ins im Letzten von etwas Besserem, das eintreten könnte, abhält … Hören tut uns Gott immer, und ernst nimmt sie/er uns auch. … Manchmal erfüllt Gott unsere Wünsche, obwohl es nicht gut für uns ist. Zu Lernzwecken? Damit wir sehen, wie diese Entwicklung konkret ausschaut? Weil wir es aushalten, diese Erfahrung zu machen … oder weil wir auch Umwege machen dürfen …? Jedenfalls: Gott liebt es, wenn wir mit ihr sprechen …      

In der Bibel gibt es ein prominentes Beispiel eines Menschen, dem es sehr schlecht geht, der „Pech gehabt“ hat, auf der ganzen Linie …

Ich lade euch heute ein, dass wir uns mit Hiob beschäftigen.

Hiob ist reich, fromm und glücklich, hoch angesehen, beliebt, gesund … usw.

Im alttestamentlichen Text steht, dass er zum Objekt einer Wellte zwischen Gott und Satan wird, Dies ist zeitbedingte Sprechweise – die Menschen, die Theologen damals haben sich das so vorgestellt – die einzige Erklärung damals, warum es einem gerechten und frommen Menschenschlecht geht …

Was passiert?

Seine Kinder – 3 Töchter, 7 Söhne – sterben alle auf einen Schlag, weil die Festhalle, in der sie versammelt sind, einstürzt.

Das Vermögen versinkt im Meer oder wird geraubt oder durch Missernten, Wetterkatastrophen zerstört.

Hiob bekommt Aussatz, damals die schwerste bekannte Krankheit.

Seine Frau verlässt ihn.

Die Freunde wenden sich ab, wollen nichts mehr mit ihm zu tun haben.

Sie wollen ihm einreden, dass Gott ihn bestrafe für ein Vergehen, das er selber nur nicht sehe. – „Bereue, unterwirf dich Gott und stirb!“

Hiob jedoch lässt seiner Empörung freien Lauf.

In dieser Situation gibt er keineswegs klein bei oder gar auf, sondern er klagt Gott an. Hiob beschwert sich, er schimpft, er nennt Gott gewalttätig, grausam, unberechenbar, ungerecht, … usw.

Für seine Umwelt damals ist das unerhört, sie wirft ihm Gotteslästerung vor.

In der Erzählung geht es erstaunlich weiter:

Gott antwortet auf die Anschuldigungen Hiobs. Ausführlich.

Und als Schlussbemerkung Gottes steht da: „Ich nehme Rücksicht auf Hiob, meinen Knecht. Er hat recht von mir geredet, nicht so wie ihr (die äußerlich frommen Freunde) …“ (Ijob 42,7 und 8 – zwei Mal!)“Mein Diener Ijob soll für euch beten, denn auf ihn werde ich hören und euch nicht für euren Unverstand bestrafen.“

Und die Schlussbemerkung Hiobs: „Denn nur vom Hörensagen hatte ich dich gekannt. Nun aber hat mein Auge dich geschaut. Ich atme auf – in Staub und Asche.“ (Ijob 42,5f)

Gott und der Mensch sind einander auf Augenhöhe begegnet. Unmittelbar. Von Person zu Person.

Genau das sollen, dürfen, … wir auch!

Worauf es ankommt, ist: Nicht ÜBER Gott reden, nachdenken, theologische Floskeln verwenden … – sondern MIT Gott … in allen Situationen des Lebens.

Das ist das Ziel jedes Versuchs zu glauben, jeder Religion, jeder Spiritualität.

Ich verrate noch ein Geheimnis:

Es geht gar nicht ums „Glauben“.

Es geht ums Schauen, um die Erfahrung.

Die Frage: „Kann man Glauben lernen?“ ist auf einer anderen Ebene zu beantworten:

„Erfahrungen kann man machen.“

Wir haben uns jetzt eine Weile mit dem Thema beschäftigt, dass Gott jeden Menschen bedingungslos liebt, dass wir wertvoll, umsorgt, behütet, gesegnet, … sind.

Und doch ist da bei manchen diese Frage: Wie soll ich an einen gütigen. gerechten, liebenden Gott glauben – wenn er doch nie eingreift, sich heraushält, nichts unternimmt angesichts des Leids in der Welt?

Wie kann er zulassen, dass ein 19jähriger Sohn an Krebs stirbt, dass die jungen Eltern beim Autounfall draufgehen, dass Zigtausende bei einem Erdbeben sterben und obdachlos werden, … dass Millionen Kinder mangelernährt sind und vor Hunger umkommen, dass es ständig Kriege gibt auf der Welt … oder angesichts Corona und verschiedener weiterer Epidemien…?

Gott muss entweder nicht allmächtig sein – oder nicht gütig.

Und wenn er eines von beiden nicht ist, ist es kein Gott, an den zu glauben möglich ist …

Dieses Dilemma ist alt. Man nennt es das „Theodizeeproblem“.

Ich möchte dazu ein paar Sätze formulieren, die aus meiner persönlichen Glaubens-Erfahrung gewachsen sind:

  • An vielen Übeln ist nicht Gott „schuld“, sondern sie sind von Menschen verursacht: Krieg, Gewalt, Unrecht, Hunger, medizinischer Unterversorgung und anderer Not in armen Ländern (es ließe sich lösen! Fehlt an Einsicht, gutem Willen.)
  • Bei natürlichen Ursachen ist daran zu denken, dass wir nicht im Paradies leben, sondern als Menschen auf einem Planeten mit natürlichen Bedingungen(Wetter, Vulkanausbrüche, Erdbeben, …). Auch Krankheiten und unser körperlicher Tod, unsere Endlichkeit, ist da dazuzurechnen.
  • Es ist keineswegs so, dass Gott NIE eingreift. Zahlreiche Beispiele geben Zeugnis davon, dass Menschen mit ihrem Beten „Erfolg“ haben, dass sich ein Problem auf wunderbare (menschlich nicht planbare und nicht herstellbare ) Weise lösen. Es gibt Krankenheilungen, abgewendete Katastrophen, beendete Kriege, plötzlich erreichte Gerechtigkeit …

Die Frage lässt sich meiner Meinung nach eingrenzen auf die Formulierung: Warum greift Gott nicht IMMER ein, wenn Negatives droht oder geschieht?

Als Anregung zum Selber-Weiterdenken:

Gott lässt uns die größtmögliche Freiheit. Dazu gehört auch, dass wir mit unseren menschlichen Möglichkeiten und Fähigkeiten selber wirken sollen und dürfen.

Gott drängt uns ihre/seine allumfassende Liebe nicht auf, wenn wir sie nicht haben möchten.

Kann es nicht sein: Gott tut ausschließlich etwas für uns, wenn wir darum bitten, wenn wir mitteilen, dass wir das möchten, es uns wünschen?

Da kann dann auch ein Freund für den anderen, die Mutter für das Kind, eine Gebetsgemeinschaft für ein Staatsoberhaupt … bitten …

Wir müssen Gott einladen, Zutritt gewähren … so leid es ihm/ihr tut, weil sie ja möchte, dass es uns erdenklich gut geht: Wir verhindern sonst selber, dass uns die himmlischen Mächte unterstützen …

Schreibt mir doch eure Meinung, eure Erfahrungen dazu!

Lassen Sie sich von diesem Text inspirieren. Spüren Sie hinein — wie Gott uns sieht …

Wir sind dazu bestimmt zu leuchten

Unsere tiefgreifendste Angst ist nicht, dass wir ungenügend sind,
unsere tiefgreifendste Angst ist,
über das Messbare hinaus kraftvoll zu sein.
Es ist unser Licht, nicht unsere Dunkelheit,
die uns am meisten Angst macht.

Wir fragen uns, wer ich bin,
mich brillant, großartig, talentiert, phantastisch zu nennen?
Aber wer bist Du, Dich nicht so zu nennen?

Du bist ein Kind Gottes.
Dich selbst klein zu halten, dient nicht der Welt.
Es ist nichts Erleuchtetes daran, sich so klein zu machen,
dass andere um Dich herum sich nicht unsicher fühlen.
Wir sind alle bestimmt, zu leuchten, wie es die Kinder tun.
Wir sind geboren worden, um den Glanz Gottes, der in uns ist,
zu manifestieren.
Er ist nicht nur in einigen von uns, er ist in jedem einzelnen.

Und wenn wir unser Licht erscheinen lassen,
geben wir anderen Menschen die Erlaubnis, dasselbe zu tun.
Wenn wir von unserer eigenen Angst befreit sind,
befreit unsere Gegenwart automatisch andere.

Marianne Williamson

Gott, Jesus, identifiziert sich mit uns.

Predigt Christkönig

Liebe Brüder und Schwestern!

Ein Fest, in dem es darum geht, dass Jesus Christus König ist – über uns, über alles – ist das nicht eigenartig zu einer Zeit, wo die Könige beinahe vollständig von der Bildfläche verschwunden sind? Gott sei Dank, denn entweder fällt uns zum Begriff „König“ eher etwas ein bisschen Komisches ein  – wenn wir beim Zahnarzt sitzen und warten, dass wir drankommen und in einer Zeitschrift blättern, wo irgendetwas aus dem englischen Königshaus berichtet wird … oder wir sehen manchmal einen Film, wo ein König mit Macht und Willkür agiert, der sich von den Untertanen bedienen lässt, eine Schreckensherrschaft ausübt, wo wir froh sind, dass es mit so was aus und vorbei ist…

Es gibt aber auch andere Bilder von „König“, Kinder haben die – wenn sie Märchen lesen oder Sagen, dann treten da oft Könige auf, die gütig sind und weise, die sich wirklich um ihre Bevölkerung annehmen, die für Gerechtigkeit sorgen, die letzte Instanz sind, Vorbilder in allen Fragen, wo man hinschaut: aha, so benehmen, so verhalten sich die, so entscheiden die, da kann ich mir etwas abschauen…

Mir fällt auch das orientalische Märchen ein mit dem Kalifen Harun al Raschid, der mit seinem Großwesir sich als ganz einfacher Mensch, als Bettler auch, verkleidet und ein, zwei Wochen unters Volk begibt – da kann er nämlich hautnah erleben, wie es der armen und der Normalbevölkerung geht – einer, der in Pracht und mit Gefolge kommt, erfährt ja nicht, wie es wirklich steht. Der sich in die Lage des Bauern, Bettlers, … versetzt.

Eine faszinierende Geschichte.

Nur: es ist kein Märchen. Das Evangelium meint: Jesus handelt genau so. Und es ist Wirklichkeit. Zuerst schon einmal, wie er als Normalverbraucher, in der Durchschnittsbevölkerung lebt, als Zimmermann, als Handwerker, in einem kleinen Volk, unterdrückt und besetzt von einer Großmacht – und dann als Gott, auferstanden, sich identifiziert mit dem, der Geringsten … mit denen, wo wir kein zweites Mal, ja wenn überhaupt einmal, hinschauen.

Was das bedeutet, das haben wir nach 2000 Jahren Christentum möglicherweise besser als je zuvor, aber noch nicht vollkommen begriffen. In den Jahrhunderten vor uns hätte es keine Standesunterschiede geben dürfen – im Mittelalter z. b. oder in der Barockzeit.

Aber auch jetzt: Wenn wir uns das zu Gemüte führen: Jesus begegnet uns im Behinderten, im Obdachlosen, in den Armen, für die wir vor einer Woche am elisabethsonntag gesammelt haben, in den alleinerziehenden Frauen, in dne noch nicht geborenen Kindern, in den Alten, in den Kranken, in denen, die aus der Fremde kommen und bei uns Schutz und ein besseres Leben suchen und kein Asyl finden, sondern abgeschoben werden, in den Landlosen und Straßenkindern Lateinamerikas, in den Frauen in orientalischen Ländern, wo sie als Frauen überhaupt keine Rechte haben: in genau die versetzt sich Jesus hinein. Sie sind Orte der Anwesenheit Gottes.

Wenn Christen, nur die Christen, das ernst nehmen würden, nur einmal für eine Woche, das Leben auf diesem Planeten sähe schlagartig anders aus …

Jeder würde sich überlegen, was er sagt, wie er den anderen behandelt, anschaut …

Ich möchte Ihnen einen Witz erzählen: Der ehemalige Papst Benedikt XVI. ist in Bayern auf Urlaub, fährt mit seinem Chauffeur im Auto – da sagt er: Ich möchte doch selber einmal den Wagen lenken – in Italien komme ich nie dazu – und sie tauschen Platz, der Papst steigt aufs Gas – und wie es so ist, gerät er in die Radarüberwachung, weit zu schnell gefahren, der Inspektor hält ihn auf, kontrolliert die Papiere – und geht zurück zum 2. Kollegen, der im Streifenauto wartet. Der sagt: Nun, wie viel haben die gezahlt? Und der Polizist sagt: Was glaubst du, wer da drin gesessen ist … ich habe sie weiterfahren lassen. Der 2. ist entsetzt: Was. Mit 180 auf der Landstraße, und du lässt die einfach so weiterfahren? Das gibt’s doch nicht…und wenn es der Bundespräsident oder der Ministerpräsident ist, das kannst doch nicht machen, der hat das Gesetz übertreten und gehört bestraft! Wer wars denn?

Ja, sagt der andere – nicht auszudenken, wer da noch im Auto gesessen ist … der Chauffeur war jedenfalls der Papst

Jesus möchte uns im Evangelium einladen, unsere Ansicht zu ändern. Über die Wichtigkeiten dieser Welt. Mit dem Weltgericht meint er: Ja, es ist ganz und gar ernst. Menschen, die Rang- und Wertunterschiede zwischen Menschen machen, werden es im Himmel einmal nicht aushalten.

Jeder, mit dem ich es zu tun bekommen – und lieber nichts zu tun hätte vielleicht -, kann Jesus Christus sein, ist es versteckt! Ich möchte Sie ermutigen, Ihre Mitmenschen eine Woche lang – bis zum Advent – so anzuschauen: – und so zu behandeln als ob ich es mit jesus zu tun hätte.

Mt 25, 31 – 46

»Wenn der Menschensohn in seiner Herrlichkeit kommt, begleitet von allen Engeln, dann wird er auf seinem Herrscherthron Platz nehmen.









 32Alle Völker der Erde werden vor ihm versammelt werden, und er wird die Menschen in zwei Gruppen teilen, so wie ein Hirt die Schafe von den Böcken trennt. 33Die Schafe wird er auf seine rechte Seite stellen und die Böcke auf seine linke Seite.

34Dann wird der König zu denen auf seiner rechten Seite sagen: ›Kommt her! Euch hat mein Vater gesegnet. Nehmt Gottes neue Welt in Besitz, die er euch von allem Anfang an zugedacht hat. 35Denn ich war hungrig und ihr habt mir zu essen gegeben; ich war durstig und ihr habt mir zu trinken gegeben; ich war fremd und ihr habt mich bei euch aufgenommen;


 36ich war nackt und ihr habt mir etwas anzuziehen gegeben; ich war krank und ihr habt mich versorgt; ich war im Gefängnis und ihr habt mich besucht.‹

37Dann werden die, die den Willen Gottes getan haben, fragen: ›Herr, wann sahen wir dich jemals hungrig und gaben dir zu essen? Oder durstig und gaben dir zu trinken? 38Wann kamst du als Fremder zu uns und wir nahmen dich auf, oder nackt und wir gaben dir etwas anzuziehen? 39Wann warst du krank oder im Gefängnis und wir besuchten dich?‹

40Dann wird der König antworten: ›Ich versichere euch: Was ihr für einen meiner geringsten Brüder oder für eine meiner geringsten Schwestern getan habt, das habt ihr für mich getan.‹

41Dann wird der König zu denen auf seiner linken Seite sagen: ›Geht mir aus den Augen, Gott hat euch verflucht! Fort mit euch in das ewige Feuer, das für den Teufel und seine Engel vorbereitet ist!


 42Denn ich war hungrig, aber ihr habt mir nichts zu essen gegeben; ich war durstig, aber ihr habt mir nichts zu trinken gegeben; 43ich war fremd, aber ihr habt mich nicht aufgenommen; ich war nackt, aber ihr habt mir nichts anzuziehen gegeben; ich war krank und im Gefängnis, aber ihr habt euch nicht um mich gekümmert.‹

44Dann werden auch sie ihn fragen: ›Herr, wann sahen wir dich jemals hungrig oder durstig, wann kamst du als Fremder, wann warst du nackt oder krank oder im Gefängnis – und wir hätten uns nicht um dich gekümmert?‹

45Aber er wird ihnen antworten: ›Ich versichere euch: Was ihr an einem von meinen geringsten Brüdern oder an einer von meinen geringsten Schwestern zu tun versäumt habt, das habt ihr an mir versäumt.‹

46Auf diese also wartet die ewige Strafe. Die anderen aber, die den Willen Gottes getan haben, empfangen das ewige Leben.«

Ich bin schön

Die meisten Menschen sind mit ihrem Aussehen nicht zufrieden.

Besonders Frauen kritisieren an sich selber häufig herum: Die Nase, die Zähne, die Beine, die Haut, die Frisur, die Haare, die Figur, die Größe, …

„Ich bin schön“ laut auszusprechen, das trauen sie sich nicht. Da gibt es Hemmungen, es erscheint irgendwie unangebracht, lächerlich, vermessen …

Sich selbst schön, attraktiv zu finden hat unmittelbar mit dem Gottvertrauen zu tun.

Der Gedanke erscheint Ihnen ungewöhnlich, da bin ich mir sicher.

Überlegen wir einmal:

Was ist Schönheit?

Wann trauen wir uns zu sagen, ein Mensch ist schön?

Ist schön sein gleichbedeutend mit makellos, perfekt sein?

Es gibt und gab im Lauf der Geschichte immer Schönheitsideale.

Demnach wäre Schönheit zeitbedingt, eine Geschmacksfrage, wenn man gerade der landläufigen Vorstellung entspricht?

Heute als Frau groß, schlank, zwischen 25 und 40, lange blonde Haare. Eine Barbiepuppe, die reden kann. Wie geklont, dass man sich gar nicht an das Gesicht erinnert …

In der Gotik, als die großen Kathedralen gebaut wurden, haben die Baumeister absichtlich kleine Fehler eingebaut. Perfektion ist unmenschlich.

Und doch geht es uns mit den gotischen Domen wie bei allen wirklich großen Kunstwerken so:  Das Herz geht uns auf beim Hinschauen, so dass wir gar nicht mehr wegschauen wollen.

Gott geht es so mit uns, mit jeder und jedem einzelnen, wenn er/sie uns anschaut.

Wenn wir keinen Zugang zur Spiritualität haben, wissen wir das nicht. Dann messen wir unser Schönsein, den Grad unserer Attraktivität, an den Reaktionen der Mitwelt. Dann tun wir so, als ob Schönheit relativ wäre – denn wer legt fest, was als schön gilt?

Wir wollen gefallen und passen uns an und sind unzufrieden oder unglücklich, weil irgendein Teil von uns oder auch der Großteil nicht dem gerade angesagten Ideal entspricht …

Die alte katholische Tradition (Mittelalter, Renaissance, Barock) hat das gemeint, als sie formuliert hat: Es ist egal, wie du aussiehst. Auf das Äußere kommt es nicht an.

Es ist aber dieser Satz auch wieder pervertiert worden, verwendet, um Schönheit und Attraktivität und das Streben danach zu entwerten. Mädchen und Frauen in Klosterschulen und in manchem puritanischen Umfeld haben manchmal ein richtiggehendes Faible für Hässlichkeit, Unattraktivität … es hat auch viel mit der Abwertung des Körpers zu tun.

Als ob Frömmigkeit und Schönheit einander ausschließen würden.

Gott ist schön.

Wir sind seine/ihre Ebenbilder.

Die Ignatianische Spiritualität hat als Ziel, das Beste aus dem Menschen zu machen.

Es gibt da eine unglaublich spannende gemeinsame Basis mit der feministischen Theologie.

Die heutige Übung (kann auch jeden Tag wiederholt werden):

Ich stelle mich nackt vor den Spiegel und stelle mir vor, wie Gott/Göttin ihre/seine wunderbare Schöpfung bewundert, liebevoll ansieht … ich entdecke meine schönen Seiten … und freue mich an mir …

Eine Anregung: Wenn es bei Ihnen zu Hause keinen großen Spiegel gibt, in dem sie sich von Kopf bis Fuß sehen können, ist es an der Zeit, einen zu erwerben – sobald der Lockdown vorbei ist!

Beim Sich schön Fühlen, bei der Attraktivität, geht es gar nicht um das Aussehen an sich.

Schön – das ist eine Kategorie der Ausstrahlung. Ein Ausdruck der Persönlichkeit.

Lebendigkeit, Lebenslust. Witz und Charme.

Die individuelle Note.

Das, was einzigartig ist an einem Menschen.

Was einer echten oder eingebildeten Norm entspricht, kann laut dieser Definition gar nicht schön sein …

Hilfreich ist vielleicht der Psalm 139, v. a. V 13-16

Ersetzen Sie beim Beten das Wort „HERR“ durch „Jahwe“! So steht es nämlich im Original.

 Für den Chormeister. Von David. Ein Psalm. HERR, du hast mich erforscht und kennst mich. 2 Ob ich sitze oder stehe, du kennst es. Du durchschaust meine Gedanken von fern. 3 Ob ich gehe oder ruhe, du hast es gemessen. Du bist vertraut mit all meinen Wegen. 4 Ja, noch nicht ist das Wort auf meiner Zunge, siehe, HERR, da hast du es schon völlig erkannt. 5 Von hinten und von vorn hast du mich umschlossen, hast auf mich deine Hand gelegt. 6 Zu wunderbar ist für mich dieses Wissen, zu hoch, ich kann es nicht begreifen. 7 Wohin kann ich gehen vor deinem Geist, wohin vor deinem Angesicht fliehen? 8 Wenn ich hinaufstiege zum Himmel – dort bist du; wenn ich mich lagerte in der Unterwelt – siehe, da bist du. 9 Nähme ich die Flügel des Nähme ich die Flügel des Morgenrots, ließe ich mich nieder am Ende des Meeres, 10 auch dort würde deine Hand mich leiten und deine Rechte mich ergreifen. 11 Würde ich sagen: Finsternis soll mich verschlingen und das Licht um mich soll Nacht sein! 12 Auch die Finsternis ist nicht finster vor dir, die Nacht leuchtet wie der Tag, wie das Licht wird die Finsternis. 13 Du selbst hast mein Innerstes geschaffen, hast mich gewoben im Schoß meiner Mutter. 14 Ich danke dir, dass ich so staunenswert und wunderbar gestaltet bin. Ich weiß es genau: Wunderbar sind deine Werke. 15 Dir waren meine Glieder nicht verborgen,/ als ich gemacht wurde im Verborgenen, gewirkt in den Tiefen der Erde. 16 Als ich noch gestaltlos war, sahen mich bereits deine Augen. In deinem Buch sind sie alle verzeichnet: die Tage, die schon geformt waren, als noch keiner von ihnen da war. 17 Wie kostbar sind mir deine Gedanken, Gott! Wie gewaltig ist ihre Summe! 18 Wollte ich sie zählen, sie sind zahlreicher als der Sand. Ich erwache und noch immer bin ich bei dir.

Ich bin gut.

Wenn Sie katholisch sozialisiert sind und älter als 60, haben Sie wohl noch die traditionelle Buß- und Beichterziehung über sich ergehen lassen müssen, und es reißt Sie, wenn Sie diesen Satz so hören oder laut aussprechen.

Der Mensch als Sünder, der ständig der göttlichen Vergebung und Reinwaschung bedarf, damit er Gott unter die Augen treten kann… wo man ständig noch nachforschen soll, ob man nur ja keinen Fehler, keine Sünde übersehen hat …

Ja, wir alle sind auf ständige Vergebung, oder besser: Barmherzigkeit angewiesen – als Menschen untereinander. Es ist heilsam, wenn wir 5 gerade sein lassen und mitunter ein Auge zudrücken können. Mit den Augen der Liebe schauen …

Weil eben Fehler passieren, und umso mehr, je krampfhafter man sie vermeiden möchte.

Fehler sind normal – wie oft fällt ein Kind hin, wenn es gehen lernt – oder radfahren …?

Mein Großvater hatte in seinem Büro in der Bezirkshauptmannschaft St. Pölten folgenden Spruch hängen, der mich im Volksschulalter bereits fasziniert hat:

Wer arbeitet, macht Fehler.

Wer viel arbeitet, macht viele Fehler.

Wer wenig arbeitet, macht wenig Fehler.

Wer keine Fehler macht,

ist ein fauler Hund.

Gott schaut uns mit diesen Augen der Liebe in jedem Moment an.

Wir können nichts falsch machen.

Wir können uns nicht einmal falsch entscheiden, weil Umwege ebenso zum Ziel führen – vielleicht sogar sicherer oder rascher oder in schönerer Art und Weise…

Vor lauter Fehler- und Sündenbekämpfung wurde das Wesentliche vergessen:

Menschen sind nach Gottes Ebenbilder geschaffen mit einem eigenen Schöpfungspotential, mit Fähigkeiten, mit Kreativität, Humor, Gerechtigkeitssinn, Liebesfähigkeit, Verantwortungsbewusstsein, Klugheit, usw. usf.

Wir sind Gottes gute Schöpfung mit einem je einzigartigen persönlichen Auftrag in dieser Welt.

Tempel der Heiligen Geistin.

Es kommt darauf an, voll Freude, Schaffenskraft und Begeisterung am Tun, sinnerfüllt, zu leben.

Sie kennen bestimmt das Sprichwort: Wie man in den Wald hineinruft, so kommt es wieder heraus.

Menschen, denen man viel Gutes zutraut, werden sich entsprechend verhalten.

Und umgekehrt.

Gott erwartet das Beste von uns. Jederzeit und unter allen Umständen.

Darüber lohnt es sich, 20 Minuten zu meditieren.

Heute geht es um den ersten dieser drei Sätze: „Ich bin ganz“.

Unser von klein auf antrainierter Minderwertigkeitskomplex meldet sich vermutlich sofort mit einem mehr oder weniger ausgeprägten Zusammenzucken.

„ja, aber meine Defizite, was ich alles nicht kann, wo ich überall schon versagt habe, meine Krankheiten, oder körperlichen Beeinträchtigungen oder seelischen Wunden …

Die modernen CoachingexpertInnen haben längst begriffen: Es muss immer zuerst darum gehen, zu schauen, was da ist. Die Möglichkeiten sehen lernen, die Fähigkeiten würdigen, die Erfolge erwähnen und feiern.

Vor mehreren Jahrzehnten hab ich in der Pädagogikausbildung gelernt: Kinder entwickeln sich in der Weise, die man ihnen zutraut.

Das gilt auch für Erwachsene.

Jesus ist da ein guter Lehrer – war er in den Evangelien für seine JüngerInnen und ist er heute für uns.

Er traute den JüngerInnen zu: heilen, predigen, Wunder tun, aus der Sündenstruktur aussteigen und ein neues freies Leben beginnen… Dämonen austreiben, übers Wasser gehen, Berge versetzen, Tote auferwecken, …

„Was ich tue, das könnt ihr auch.“

Also:

Jede/r von uns ist ein vollständiger und vollwertiger Mensch, mit allen Fähigkeiten ausgestattet, die sie/er braucht, um ein glückliches, erfolgreiches Leben zu führen.

Geliebt, extra gewollt von Gott persönlich, „kein Produkt des Zufalls“, wie es im Lied „Du bist du“ heißt.

„Ganz“, das meint auch „in Integrität“. Wir haben unsere Menschenwürde als Geburtsrecht bekommen, von Gott persönlich, das heißt, sie ist unverlierbar und unzerstörbar.

Jeder Versuch, diese Würde uns abzusprechen, zu schmälern, zu verletzen, kann – und wird – uns weh tun, ist aber zum Scheitern verurteilt.

Was wir selber niemals tun dürfen: Uns diese Versuche gefallen zu lassen oder, schlimmer: an Meinungen anderer zu glauben, die uns einen Minderwert einreden wollen.

Frauen haben das in der Vergangenheit zu oft und oft im Kollektiv getan.

Setzen wir uns heute zum Gebet hin – oder stellen wir uns aufrecht hin, erhobenen Hauptes, und spüren wir in unsere Würde, in unsere Großartigkeit, in unsere Gottverbundenheit hinein. In unser wahres Wesen.

Tochter Gottes.

Sohn Gottes.

Viele Menschen wollen lieber nichts oder so wenig wie möglich mit der Kirche zu tun haben. Sie glauben nicht,dass es da etwas gibt, das sie nährt und stärkt und aufbaut, ihnen im Leben hilft.

Zu sehr gab es in der Vargangenheit  – gerade für die Normalbevölkerung – die ständigen Ermahnungen und das Rubterziehen, das Schlechtmachen – betont wurde vor allem, dass der Mensch sündig sei, dauernd etwas üben oder leisten müsse, damit er „gerettet“ wird – Sonntagspflicht (der Zwang, in die Messe zu gehen), die -Vorschrift, regelmäßig zu beichten, ein permanentes Schuldgefühl, eine gewisse Lebensfeindlichkeit (dies in der katholischen Kirche weniger) – „Besinnt euch auf das Wesentliche“ – meinte: Theater, Kino, Tanzveranstaltungen, gutes Essen, schöne Kleidung, Körperpflege, Make Up, Gesellschaftsspiele … seien nicht wirklich wichtig und am besten ganz zu meiden … Sex sowieso.

Dass sich die Sicht der Dinge seit mindestens dem 2. Vatikanischen Konzil geändert hat, sprach sich nicht oder nur sehr mangelhaft herum …

Was ist jetzt feministische Theologie – oder Spiritualität?

Drei Prinzipien oder Voraussetzungen gibt es:

Ich bin ganz – Ich bin gut – ich bin schön (vgl. Elisabeth Moltmann – Wendel: Das Land, wo Milch und Honig fließt, Gütersloh1985, S. 162 – 170)

  1. Ich bin ganz

Menschen – Frauen – haben von Geburt an als Menschen an sich alles mitbekommen, was sie zum Leben und Glücklichsein brauchen.

Leib und Seele sind Gottes gute Schöpfung. Natürlich braucht ein Baby totale Fürsorge – und jeder Mensch ist auf die Mitmenschen angewiesen um überleben zu können und um gut leben zu können.

Aber: Es bedarf keiner speziellen Theorie oder Praxis, um heil oder heilig oder vollständig zu werden. Wir sind es bereits, es liegt an uns, dies im Leben Tag   mehr und neu zum Vorschein zu bringen, auszudrücken. Den Schatz in uns zu finden.

Jesus Christus hat darauf hingewiesen, wer wir eigentlich sind: Gottes geliebte Kinder.

  • Ich bin gut

Menschen sind Gottes gute Schöpfung. Ein Kind ist arglos, vertrauend, anderen zugewandt, kreativ, hilfsbereit, lebensfördernd … Natürliche Prozesse und Gefühle – Hunger, Durst, Lust, Schmerz, … und erst recht die leibliche Verfasstheit sind sehr gut, wie es im Schöpfungsmythos der Bibel von Gott zugesagt wird.

Deformationen, „böses“ Verhalten, Unehrlichkeit, Berechnung, Gier, Neid, Hass, Gewalt … werden gelernt durch Erwachsene oder ältere Kinder, die dies weitergeben und vorleben … („Erbsünde“). Ein kleiner Mensch entwickelt sich so, wie er/sie es in der Umwelt sieht, durch Nachahmung.

Es gilt, unsere guten Anlagen durch Bildung und Übung zutage zu fördern…

Frauen wurden sehr lange durch ihre Zugehörigkeit zu Männern definiert – Gattin, Tochter, Mutter, Schwester, … von … und erhielten ihren Wert, ihren gesellschaftlichen Status dadurch.

So etwas bleibt auch Männern nicht immer erspart …

Definieren wir uns als freie Frauen, als Gegenüber Gottes… oder der

Göttin

  • Ich bin schön

… weil ich Gottes Gute Schöpfung bin. Nach Gottes Bild und Gleichnis geschaffen …

Gott macht keine halben Sachen.

Menschen, v. a. Frauen, haben sich in der Geschichte allzu sehr über herr(!)schende Schönheitsideale selber bewertet, meist abgewertet: Zu dick, zu dünn, zu jung, zu alt, zu groß, keine idealen Proportionen, zu muskulös, zu schlaff, falsche Haarfarbe, (Sie wollte blond, blond wie eine Semmel sein …), zu große Nase, Damenbart, behaarte Beine – oder sonstige Körperstellen, … zu aufgetakelt, zu wenig zurechtgemacht, zu viel Schminke, zu blass …

Wir sind schön, weil wir schön sind! Wenn wir selber uns schön finden – Modediktate hin oder her – , das Beste aus uns machen, unsere Schönheit betonen, präsentieren, weil wir uns gefallen und mit unserem Aussehen glücklich sind.

Tun wir es zum Lob Gottes!

Weil die Menschheit gelernt hatte, sich Gott als Mann vorzustellen, galt lange nur der Mann als tatsächliches Ebenbild Gottes …

Feministische Theologie macht darauf aufmerksam, dass es 1. Zahlreiche weibliche Vergleiche und Bilder für Gott in der Bibel gibt, und ermutigt 2. Dazu, für das Göttliche weibliche Benennungen zu verwenden:

Göttin, Geistin, Geistkraft, Sophia, Schekinah, ruach, Mutter, unendliche Zärtlichkeit, …

Werden wir erfinderisch!